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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler
Autoren: Hans Kneifel
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Blockadelinie gegen die Zaketer gebildet haben.«
    »Mit der Flotte aus hundert Schiffen!«
    »Und in wenigen Tagen werde ich die zweite Flotte befehligen. Ich hasse es, Männer zur Arbeit prügeln zu müssen.«
    Der Meister, dessen Gesellen und Helfer schweigend auseinandergingen und voller Verlegenheit zu arbeiten anfingen, hob beide Arme in einer übertriebenen Geste.
    »Heute nacht, Vater der Dünung, werden wir bei Feuerschein weiterarbeiten. Es ist gewiß so, daß uns der Shallad viel gezahlt hat.«
    »Nicht nur euch. Merke es dir! Und sage es den anderen! Ich werde mich in alles einmischen, das mit der Flotte zusammenhängt. Alles! Das schwöre ich!«
    »Niemand wird emsiger arbeiten als wir, Casson!«
    »Und davon werde ich mich jeden Tag überzeugen.«
    Er spuckte zielsicher in den Teerkessel und ging.
    »Schlafmützen!« knurrte Casson.
    Der Shallad war in einer üblen Lage. Kaum hatte er sich krönen lassen, brachen mehr Probleme über ihn herein, als Hadamur je hatte – oder fast. Seit dem Raub der Neuen Flamme herrschte in Logghard eine Stimmung, gemischt aus Verzweiflung, Lähmung und Furcht. Die Menschen liefen mit bedrückten Gesichtern umher, obwohl die Wirtschaft aufblühte und die Ernten gut sein würden.
    Boten und Kuriere hatten längst die bösen Nachrichten über das gesamte Shalladad ausgebreitet.
    Man war ratlos, niemand konnte für diesen Raub verantwortlich gemacht werden. Es gab keinen Schuldigen, abgesehen von dem Zaketer Quaron, der sich nicht packen ließ. Zwar hatte Luxon sofort die hundert Schiffe zu den Hoffnungs-Inseln geschickt und eine noch größere Flotte zusammenrufen lassen. Luxon mußte schnell handeln. Nur rasche Entschlossenheit konnte verhindern, daß die Stimmung in der Stadt und beim Volk und erst recht unter den einzelnen Landesherren umschlug. Panik und Rebellion und Anarchie würden die Folgen sein.
    Und deshalb hatte Luxon nach Casson gerufen.
    Langsam, alles bemerkend, ging Casson durch den gesamten, großen Hafen Logghards. Überall wurde tüchtig gearbeitet. Die Stimmung war aber nicht gut; es war, als ducke sich jeder unter einer schwarzen Wolke und erwarte einen Blitz.
    Casson blieb am Rand der Mole stehen und starrte ins schwarze Hafenwasser. Fünfundzwanzig schlanke, voll ausgerüstete Schiffe, die vielen Riemen noch eingezogen, waren mit den Hecks an der gegenüberliegenden Kaimauer belegt. Ihre hochgeschwungenen Bugsteven hingen an dicken Tauen, die ihrerseits in der schweren Kette eingeschäkelt waren, die auf dem Grund des Hafenbeckens lag.
    Casson kratzte sich über den Lederbändern der Unterarme.
    Die Tätowierungen kitzelten ihn wieder – ein schlechtes Omen. Casson wußte, daß er noch viel zuwenig Freunde in der Stadt hatte. Er lief hinüber zur Schenke. Minnesang, sein Reitorhako, war an einem der Ringe angehalftert und begrüßte ihn mit knackenden Schnabellauten.
    »Später, mein gefiederter Liebling«, sagte Casson rauh und tätschelte den Hals des Tieres. Angeblich war Minnesang der Bruder von Kußwind.
    Selbstbewußt trat er vor den Schanktisch, griff in die Gürteltasche und sagte zu dem feisten Wirt, der ihn erwartungsvoll anstarrte:
    »Ich bin, beim toten Kraken, Casson, der Salamiter. Shallad Luxon hat mich zum Herrscher über die Flotte der dreihundert Schiffe gemacht. Gib mir ein dunkles, aber kaltes Bier.«
    Er warf eine Scheidemünze auf die Holzplatte.
    »Du bist also Casson!« sagte der Wirt. »Früher wären Piraten hier nicht gern gesehen gewesen.«
    »Piraten in der Strudelsee, noch dazu solche, die sich gegen Hadamurs Galeeren warfen und Proviant nach Logghard brachten, während die Ewige Stadt belagert wurde, beim stinkenden Fisch, sie waren stets willkommen.«
    Er legte die Hand an den Dolchgriff.
    »Oder soll ich mein Bier selbst einschenken, Fettsack?«
    Es waren nur wenige Männer und ein paar Mägde in der Schenke. Jetzt, nach der Pause zu Mittag, arbeiteten die meisten.
    »Nein. Schnell, ein Bier! Der Meister der Anker hat Durst, seht ihr es nicht?« schnauzte der Wirt seine Mägde an. Dumpf klang der Humpen, als er vor Casson hingestellt wurde.
    »Wer siedet dein Bier?« wollte Casson nach dem ersten Schluck wissen.
    »Draußen, im Süden der Stadt, tun sie’s in die Fässer. Meister Azara heißt der Brauer.«
    »Es ist nur, weil die Flotte auch das eine oder andere Faß brauchen wird.«
    »Du willst es selbst von ihm kaufen, Casson? Nicht von mir?«
    »Es ist billiger, wenn wir es direkt holen. Meine Ruderer werden es
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