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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler
Autoren: Hans Kneifel
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Blicklos starrten ihre Augen in unergründliche Fernen – was sie dort sahen, schien von äußerster Schrecklichkeit zu sein. Der Strom der unverständlichen Worte, der aus ihrem weit offenen Mund kam, riß plötzlich ab. In der Stille hörte Luxon ihr gequältes Keuchen und Röcheln. Er wirbelte herum, warf ein Tuch in eine Wasserschüssel und wrang es aus.
    Wo war ihr verwirrter Geist gewesen?
    Woher wußte sie, daß die Flamme des Lichtboten nicht irgendwo im Reich der Zaketer eingetroffen war, versetzt durch gewaltige magische Kräfte?
    Der Krampf löste sich. Yzinda sank kraftlos nach hinten. Luxon hob ihren Kopf an und wischte mit dem feuchten Tuch den Schweiß von ihrem Gesicht und vom Hals.
    »Yzinda!« flüsterte er eindringlich. »Alles ist vorbei. Wach auf.«
    Der Anfall war nicht gespielt gewesen, das wußte er.
    Die Neue Flamme also war verschollen.
    Wenn es Yzinda wußte, dann gab es auch für Quaron keinen Zweifel. Was war die Folge?
    Luxon fuhr fort, den Körper der jungen Frau mit dem kühlenden Tuch abzuwischen. Sie war aus dem Schock des Anfalls in einen totenähnlichen Schlaf gefallen. Nachdenklich betrachtete Luxon den zierlichen, wohlproportionierten Körper. Selbst in diesem Zustand war Yzinda ungemein begehrenswert. Sie trug nur einige dünne Gewänder, hatte ihren Schmuck und den spateiförmigen Dolch abgelegt. Die Perlen der Stirnkette lagen auf einem Tischchen und schimmerten im Licht der Ölgefäße.
    »Das Leben ist voller Geheimnisse«, brummte Luxon verdrossen. Er warf das Tuch achtlos in die Schale zurück und blieb mit verschränkten Armen vor der Frau stehen.
    »Und die meisten Geheimnisse sind unguter Natur«, knurrte er und entdeckte einen Weinkrug. Er goß etwas in einen Pokal und stellte fest, daß die Palastkeller seine Gäste mit dem Besten versorgten.
    Als er sich umdrehte, öffnete Yzinda die Augen. Er ging zur Liege, stützte ihre Schultern hoch und setzte den Pokal an ihre Lippen. Sie trank wie eine Verdurstende.
    »Habe ich… habe ich dich erschreckt, Luxon?« flüsterte sie. Ihre Stimme gehorchte ihr noch nicht ganz.
    »Es gibt schlimmere Dinge«, wich er aus. »Du hast gesagt, daß die Neue Flamme nicht im Zaketerreich angekommen ist.«
    Sie nickte und erwiderte dann zögernd:
    »Aus mir sprechen fremde Stimmen, Luxon.«
    Sie hob einen Arm und legte ihn um seine Schulter. Langsam zog sie sich in sitzende Stellung hoch und lehnte sich gegen seine Brust. Undeutlich kam ihre Stimme.
    »Es war nicht immer so. Ich weiß nichts. Alles ist so… furchtbar.«
    »Mir war«, versuchte Luxon sie auszuhorchen, »als wärest du in weiter Ferne gewesen. Dort hast du fremde Dinge gesehen. Ich muß dich fragen, denn die Neue Flamme ist der Angelpunkt Logghards und des Shalladads.«
    »Ich kann deine Fragen nicht beantworten«, wich sie aus. »Du brichst bald in die Richtung auf das Reich der Zaketer auf?«
    »Ja. Bald. Wenn alle Schiffe bereit sind.«
    »Das ist gut. Hör zu! Du mußt es tun!«
    Ihre Schultern zitterten. Langsam und behutsam strich er über die Haut. Sie war nicht mehr kalt wie vor einigen Atemzügen.
    »Warum ist es so wichtig, die Flotte zu euch zu schicken?«
    »Wenn du es nicht tust, wenn niemand mit ihnen spricht und sie abhält, werden sie zu einem furchtbaren Feldzug nach Osten rüsten. Hierher, Luxon.«
    »Wir vermuten es«, antwortete er. Tief in seinem Innern fühlte er wieder, wie sich Unheil zusammenbraute. »Was weißt du darüber?«
    Sie ging nicht auf seine Frage ein und erwiderte, als sei ihr Geist noch immer abwesend:
    »Wenn es zu einem Krieg kommt, dann wird es schrecklich. Ein sinnloses Morden wird dann die Kräfte der Lichtwelt lähmen, Luxon. Lasse es nicht zu!«
    Es lag viel Wahrheit in ihren prophetischen Worten. Sie sprach wie ein Orakel, das seine Wahrheiten aus geheimnisvollen Quellen erhielt. Sie selbst schien wirklich nur ein Werkzeug zu sein.
    »Ich tue, was ich kann!« versicherte er.
    »Ein Krieg zwischen zwei so mächtigen Reichen wird die Lichtwelt schwächen, stärker als alles andere, was du dir vorzustellen vermagst.«
    Sie schloß, als habe sich all ihre Kraft erschöpft:
    »Dieser Krieg kann für die Lichtwelt eine Vorentscheidung sein. Eine vorläufige Entscheidung, daß ALLUMEDDON hereinbricht.«
    Sie sprach jenes Wort mit einer solchen Scheu aus, daß Luxon ihre Oberarme packte, sie von sich wegschob und in ihr Gesicht blickte. Aber wieder richteten sich ihre Augen an ihm vorbei und in irgendwelche mystischen Fernen.
    »Was
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