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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)
Autoren: Lesley Downer
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so enden müssen. Noch ist es zu früh, über solche Dinge zu reden, doch wenn das hier vorbei ist, hoffe ich, dass alte Feindschaften ein Ende finden und wir Freunde werden können. Sie sind ein guter und ehrenhafter Mann und ein echter Samurai. Ich empfinde nichts als Respekt für Sie.«
    Er zögerte und stieß ein verlegenes Lachen aus. Plötzlich wirkte er sehr jung. »Ich weiß, Sie haben auch noch einen anderen Grund, mich zu hassen.«
    Taka erstarrte, und ihr Blick wanderte zu dem Amulett an Kuninosukés Gürtel. Also wusste Nobu Bescheid. Er hatte nichts gesagt, doch er hätte es nicht übersehen können und musste erraten haben, dass Taka es Kuninosuké gegeben hatte. Aber da gab es nichts zu sagen, jede Erklärung war unnötig. Das war bereits Vergangenheit.
    Kuninosuké kniete, bleich und ernst, sein Rücken sehr gerade. Der Clan der Satsuma hatte alles verloren, doch er noch mehr. Er hatte sich um die Möglichkeit gebracht, glorreich zu sterben, an der Seite seines geliebten Generals, nur um Taka zu retten, und nun hatte er auch sie verloren.
    Er erwiderte Nobus Verbeugung. »Hätten wir es auf dem Schlachtfeld ausgetragen, dann hätte ich Sie getötet«, sagte er ruhig. »Doch das hier ist ein anderer Kampf. Ich habe mich von meiner Pflicht ablenken lassen. Ich haben meinem Herrn nicht gehorcht. Mein Befehl lautete, Sie zurück zu Ihren Linien zu eskortieren, nicht, Ihre Mission für Sie auszuführen. Ich habe mich wie eine Frau benommen. Damit werden ich bis ans Ende meiner Tage leben müssen.«
    Aber er hatte sie doch auch gerettet, dachte Taka. Ein Flackern huschte über ihr Gesicht, und sie dachte an die Umarmung und die freundlichen Worte, die sie gewechselt hatten. Jetzt war sein Blick verschlossen, alle Gefühle unter einem strengen Äußeren verborgen.
    »Wir haben hier wie die Nonnen gelebt«, sagte Fujino. »Der Wächter hat uns Nachrichten gebracht, hat uns aber – verzeih mir, mein Guter – nicht das Schlimmste erzählt. Nobu, Kuninosuké, ihr müsst uns alles erzählen, alles.«
    Taka blickte zu den beiden jungen Männern, die da nebeneinander auf den Fersen hockten, beide gegnerischen Seiten verpflichtet. In ihrem Blick lag ein Ausdruck, als hätten sie zu viele schreckliche Dinge getan und gesehen, um sie je zu erzählen.
    Plötzlich trat eine unheimliche Stille ein. Taka hielt den Atem an, wartete auf den nächsten Einschlag, doch da kam nichts. Das Schießen hatte aufgehört.
    Einer nach dem anderen stand auf, ging an den Rand der Lichtung und blickte über das Tal. Eine Rauchwolke hing über dem Shiroyama. Zikaden begannen zu zirpen, und Vögel kreisten wieder. Die ersten Sonnenstrahlen kamen hinter dem Vulkan hervor.
    »Es ist vorbei«, sagte Fujino heiser.
    Sie fiel auf die Knie und verbarg das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern bebten. »Masa, Masa!«, schluchzte sie mit erstickter Stimme. »Eijiro, mein Junge!« Taka nahm sie in die Arme und weinte ebenfalls. In ihrem Leben war eine Leere, die nie wieder gefüllt werden konnte. Selbst als ihr Vater oft jahrelang fort gewesen war, hatte sie immer gewusst, dass er da war und sie ihn eines Tages wiedersehen würde. Aber jetzt, jetzt … Tante Kiharu und Okatsu knieten schluchzend nebeneinander.
    Kuninosuké ging mit großen Schritten zum Rand der Lichtung.
    Nobu rannte hinter ihm her und packte ihn am Arm. »Wo wollen Sie hin?«
    »Zu meinem Herrn.« Sein Gesicht war grimmig. »Ich habe ihn verraten, weil ich hierhergekommen bin. Ich habe sie alle verraten.«
    »Die werden Sie gefangen nehmen. Sie werden Sie töten«, sagte Tante Fuchi. Taka vermutete, dass er genau das im Sinn hatte.
    »Mein Platz ist bei meinem Herrn«, erwiderte er. »Ich werde sein Schicksal teilen, was auch immer ihm widerfahren sein mag. Wenn er bereits tot ist, werde ich die Konsequenzen tragen müssen.« Das Amulett baumelte an seinem Gürtel. Es hatte ihm einen grausamen Schutz gewährt, hatte ihn am Leben gehalten, während all seine Kameraden gefallen waren.
    Madame Kitaoka erhob sich. Sie hatte ihr Haar wieder hochgesteckt, und nur noch ein paar lose graue Strähnen hingen herab. Herrisch wedelte sie mit dem Fächer des Generals. »Sie haben uns auf Gedeih und Verderb ins Leben zurückgeführt. Jetzt sind wir durch das Karma miteinander verbunden, wir alle. Wir werden zusammen hinuntergehen, die Leichen identifizieren und dafür sorgen, dass unsere Männer ordnungsgemäß und respektvoll bestattet werden.«
    »Man wird dich auch gefangen nehmen. Jeder
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