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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)
Autoren: Lesley Downer
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oberhalb der Schule, in der die Rebellen trainiert hatten, wurde er von einer Kugel in der Leistenbeuge getroffen. Er wandte sich an seinen getreuen und von ihm zum Sekundanten bestimmten Leutnant Shinsuké Beppu (Beppu Shinsuké nach japanischer Reihenfolge) und sagte: »Shin-don, mo koko de yokaro.« – »Shin, mein lieber Freund, dieser Ort ist so gut geeignet wie jeder andere.« Der Legende nach schlitzte er sich sodann den Bauch auf (obwohl er in Wahrheit dazu vermutlich zu starke Schmerzen hatte und seine Leiche keine Bauchwunde aufwies), und Beppu schlug ihm den Kopf ab. Dann brüllte Beppu, der Herr sei tot und für diejenigen, die mit ihm sterben wollten, sei die Zeit gekommen. Sie stürmten auf die feindlichen Linien zu und wurden von Gewehrfeuer niedergemäht.
    Der Beschuss wurde in dem Moment eingestellt, als Saigos Leiche gefunden wurde.
    Als die Leichen aufgereiht und identifiziert wurden, fehlte bei der eines erstaunlich großen, kraftvoll wirkenden Mannes der Kopf. John Hubbard, ein amerikanischer Schiffskapitän, war dabei anwesend. Er schrieb an seine Frau, dass, noch während er zuschaute, »Saigos Kopf gebracht und zu seiner Leiche gelegt wurde. Ein bemerkenswert aussehender Kopf, und jeder hätte sofort gesagt, dass er der Anführer gewesen sein musste«.
    Laut der Legende wurde sein Kopf in Quellwasser gewaschen, sorgfältig abgetrocknet und zu General Yamagata gebracht (Aritomo Yamagata, Befehlshaber der Regierungstruppen und Saigos alter Freund und Kollege), der ihm schweigend Referenz erwies, sich dann respektvoll verneigte und sagte: »Ah, was für einen sanftmütigen Ausdruck du im Gesicht hast.« Er soll auch gesagt haben: »Takamori Saigo war ein großer Mann. Wie bedauernswert, dass die Geschichte ihn gezwungen hat, auf diese Weise zu sterben.« Die überlebenden Rebellen wurden getötet oder überwältigt und entwaffnet.
    Saigo war fünfzig Jahre alt geworden.
    Er und seine Männer wurden auf dem Gelände eines nahen Tempels bestattet, oberhalb der Stadt, mit Blick auf die Bucht und den Vulkan. Drei Jahre später wurden Gedenksteine errichtet und die Gebeine einiger der anderen Rebellen – 2023 Männer insgesamt, zu denen auch zwei Dreizehnjährige gehörten – hierher gebracht und mit 755 Gedenksteinen markiert. Direkt in der Mitte der Begräbnisstätte steht ein großer Stein mit der schlichten Aufschrift »Saigo Takamori«. In den Steinvasen davor sind stets frische Blumen.
    Saigo wurde offiziell im Dezember 1898 rehabilitiert, als eine Bronzestatue von ihm, zusammen mit einem seiner Hunde und in flatterndem Kimono, vor dem Ueno-Park in Tokyo aufgestellt wurde. Yamagata war einer der Würdenträger, die bei der Enthüllung des Denkmals anwesend waren. Saigos Witwe gefiel die Statue nicht. Sie behauptete, er habe sich immer sorgfältig gekleidet, nie habe sie ihn in so schäbiger Kleidung gesehen.
    In Kagoshima bin ich den Shiroyama hinaufgestiegen, dicht bewachsen mit Bäumen und Bambus, ein schier undurchdringliches grünes Gewirr, und habe die Höhle, oder besser gesagt die Aushöhlung im Fels, besucht, in der Saigo sich verschanzt hatte, und auch die Stätte, an der er getötet wurde. Die schwarzen Lavasteinmauern der Schule stehen noch, durchsiebt von Einschusslöchern. An allen drei Plätzen stehen Gedenksteine. Ich war auf dem ehemaligen Gelände der Burg im Schatten des Shiroyama, in Iso, wo die Munitionsfabriken standen, in Daimonguchi, dem einstigen Geisha-Bezirk, in West-Beppu und bei der Begräbnisstätte. Wie von einer gigantischen Kulisse wird die Stadt vom eindrucksvollen Kegel des Asche speienden Sakurajima überragt. Schwarzer Staub wirbelt im Wind, sammelt sich in jeder Ecke, und Katzen liegen träge herum und strecken sich.
    Madame Kitaoka ist ganz und gar meiner Phantasie entsprungen. Die echte Madame Ito Saigo wirkt auf Fotografien schön, würdevoll und kultiviert. Sie hat nach Saigos Tod noch viele Jahre in aller Stille gelebt und (abgesehen von ihrem Kommentar zur Statue) ihre Meinung für sich behalten. Wie in jener Zeit üblich, war die Ehe (Saigos dritte) eine Verbindung von Familien und keine Liebesheirat.
    In Kyoto gab es wirklich eine Geisha namens Buta-hime – Prinzessin Schwein –, die für ihren enormen Körperumfang berühmt war und von Saigo als seine wahre Liebe anerkannt wurde. Er behauptete, sie sei der einzige Mensch, bei dem er sein Herz ausschütten könne. Mehr ist nicht über sie bekannt (Geishas sind berühmt für ihre Diskretion), und
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