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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Autoren: Ann Rosman
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das Boot an Fahrt. Nun glitt es in gut austarierter Geschwindigkeit zur Landungsbrücke des Gesellschaftshauses, wo es sanft anlegte. Arvid hob die Hand, um die Augen zu beschatten und im Gegenlicht besser zu sehen. Es war nur eine Person an Bord, eine Frau, die jetzt an Land sprang. Das Boot reagierte mit leichtem Schaukeln, als ihre Füße vom Deck abhoben. Die Frau bewegte sich graziös, und der Rock umtanzte ihre Beine, als sie mit einem Korb in der Hand näher kam.
    »Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?« Die Serviererin, die sein Glas nachfüllte, störte ihn in seinen Gedanken. Sie beugte sich extra weit vor und zeigte ihren reichlich bemessenen Busen.
    »Was wünschen Sie … zum Essen?« Sie lächelte einladend und bemühte sich, verführerisch zu wirken.
    »Vielen Dank, Fräulein, aber wir sind zu mehreren, ich warte mit der Bestellung, bis die anderen kommen.« Arvid versuchte seine Abneigung zu verbergen.
    »Dann darf ich Ihnen ein angenehmes Abendessen wünschen, denn ich habe jetzt Feierabend.« Sie warf den Kopf in den Nacken und richtete ihre Schritte zur Küche. Arvid drehte sich wieder der goldenen Sonnenstraße zu. Das Boot lag noch immer an seinem Platz, aber die Frau, die es so elegant in den Hafen gesegelt hatte, war verschwunden.
    Lärmend und lachend stürmten seine Begleiter auf die Veranda.
    »Arvid, Liebling. Hast du lange gewartet?« Siri blies den Rauch aus und küsste ihn auf die Wange, bevor sie sich neben ihn setzte. Ihre Zigarette steckte in einer eleganten Elfenbeinspitze, die sie jetzt direkt auf das weiße Tischtuch legte. Arvid nahm sie schnell auf und strich über den glatten Stoff, um sich zu vergewissern, dass kein Fleck zurückblieb.
    »Weißt du, Gustav hat uns einen unheimlich lustigen Witz erzählt.« Sie nahm Arvid die Zigarettenspitze aus der Hand, fuchtelte damit in Richtung des Genannten und forderte ihn auf, den Witz zu wiederholen.
    Die Kellnerin näherte sich dem Tisch. Sie warf einen Blick auf die Hafeneinfahrt und das kleine Boot unten am Anleger, bevor sie auf die fröhliche Gesellschaft zuging. Sie wandte sich an Arvid: »Anscheinend sind die Erdbeeren zum Champagner vergessen worden?«
    Die Stimme der Frau hatte einen warmen Klang und passte vorzüglich zu ihrem Aussehen. Das blonde Haar war hochgesteckt, bis auf eine Locke, die sich hervorgestohlen hatte und den braungebrannten Hals umspielte. In den schmalen und ebenso braunen Händen hielt die Frau eine Glasschale mit Erdbeeren. Es war sie – die Seglerin. Höflich und freundlich nahm sie die Bestellungen der Gäste entgegen, bewegte sich jedoch mit einem Stolz, wie er ihn nur selten gesehen hatte. Siri störte ihn in seinen Gedanken, indem sie ihn kokett in die Seite stieß.
    »Hast du mich vermisst, Arvid?«
    Er hatte den Geruch ihres viel zu schweren Parfüms in der Nase.
    Die Serviererin stellte die Schale vor ihn hin. Sie entfernte sich leichten Schrittes, und plötzlich kam Arvid irgendetwas an ihr bekannt vor. Er fragte sich, wie es wohl sein mochte, ihr beim Walzer die Hand um die Taille zu legen.
    Siri zeigte deutlich ihre Unzufriedenheit, indem sie seine Hand nahm und sagte: »Arvid, Lieber. Wenn du schon nach anderen Frauen schauen musst, so kannst du das wohl tun, wenn ich nicht dabei bin.«
    Arvid verstand, dass sie die Kellnerin meinte. Er tätschelte ihr väterlich die Hand, bevor er sich ihr freundlich, aber bestimmt entzog.
    Als die Kellnerin gegangen war, saß Arvid wie verzaubert da. Sie hatte so einfach und natürlich gewirkt. Er dachte an die Eleganz, mit der sie ihr Boot in den Hafen gesegelt hatte. Die letzten Strahlen der Sonne liebkosten die Wasserfläche, und in seiner Brust breitete sich ein wärmendes Gefühl aus.

2.
    Karin war total verschwitzt und wütend, als sie den Wäschekorb vom Fahrstuhl in den Korridor schleppte. Der Jackenkragen klebte ihr im Nacken, und sie strich sich eine Strähne aus der nassen Stirn. Eine Dusche käme ihr jetzt gelegen oder, noch besser, ein Bad. Sie zog die Jacke aus und öffnete den Flurschrank, um sie hineinzuhängen. Irgendwie klemmte die Tür, und sie packte fester zu. Der Waschmittelkarton hatte sich quergestellt. Jetzt fiel er um, und auf dem Teppich breitete sich ein weißer Pulversee aus. Sie fluchte vor sich hin.
    »Hallo, du.« Göran saß auf dem Sofa, eine Broschüre in der Hand.
    »Wir hatten heute einen Termin im Waschhaus«, entgegnete sie kurz. »Jetzt liegt hier ein Berg nasser Klamotten, und alles Übrige ist immer noch dreckig.
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