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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Autoren: Ann Rosman
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hieß meistens, dass sie einkaufte und er ein paar Schritte hinter ihr hertrottete. Sie sah ihn müde an. Meinte er es wirklich ernst?
    »Ich kann doch helfen. Was brauchen wir? Was soll ich holen?« Es war, als hätte man ein kleines Kind mitgenommen. Sie überlegte, ob sie ihn bitten sollte, etwas für ein leckeres Abendessen zusammenzustellen, kam dann aber zu dem Schluss, dass diese Diskussion hier im Laden zu anstrengend würde. Es war einfacher, wenn sie sich selbst etwas ausdachte, statt auf Görans kreative Hilfe zu hoffen, der nur sagen würde, er wolle »etwas Gutes«.
    »Kannst du Kaffee holen?«, fragte sie schließlich. Göran blickte sich um und trabte dann planlos zwischen den Regalen davon.
    Nach zehn Minuten, als Karin schon drauf und dran war, ihn von einer Kassiererin ausrufen zu lassen, tauchte er mit dem Kaffee auf.
    Sie warf einen Blick auf die Packung. Ein halbes Pfund, koffeinfrei, aus ökologischem Anbau, vermutlich sauteuer, genau das, was man braucht, um in Schwung zu kommen, dachte sie. Sie widerstand dem Impuls, zum Kaffeeregal zu eilen und die Packung auszutauschen. War es schon immer so zwischen ihnen gewesen, oder lief es gerade jetzt aus dem Ruder? Als sie an den Kühltruhen entlanggingen, erklärte Göran, sie könnten nur für heute einkaufen, weil er schließlich nicht wüsste, worauf er morgen Appetit hätte.
     
    Die Kassiererin in der roten Bluse lächelte ihnen freundlich zu, und Göran ging rasch weiter, um die Einkäufe zu verstauen. Wie clever, so brauchte er schließlich nicht zu bezahlen, dachte Karin, als sie ihre PIN eingab. Vor dem Laden knöpfte sie sich die Jacke zu und hatte gerade die Fausthandschuhe übergestreift, als ihr Telefon klingelte. Beim fünften Signal gelang es ihr abzunehmen, ohne die Handschuhe wieder auszuziehen.
    »Was? Wann? Okay.«
    Göran sah sie sauer an, die Hände in den Taschen seiner grünen Daunenjacke vergraben.
    »Musst du jetzt los? Wir wollten uns doch einen gemütlichen Sonntag machen.«
    Wenn ich das nun jedes Mal sagen würde, wenn du aufbrichst, dachte Karin, erwiderte aber nur: »Man hat eine Leiche gefunden, auf Hamneskär, draußen vor Marstrand.«
    »Auf Hamneskär? Der Insel mit dem Leuchtturm? Oder besser gesagt, ohne den Leuchtturm. Aber da wohnt doch gar keiner.« Göran wirkte erstaunt.
    »Nein, ich weiß. Es klingt seltsam.«
    Schweigend nahmen sie den Fahrstuhl nach oben. Gegen ihren Willen musste sich Karin eingestehen, dass sie erleichtert war, von zu Hause wegzukönnen. Sie stellte die Einkaufstüten auf die Küchenarbeitsplatte und hoffte, die Lebensmittel bekämen Unterstützung, um in den Kühlschrank zu gelangen.
    Aus dem Schrank holte sie den Rucksack und ihre Wanderstiefel, zwei dicke Rollkragenpullis, zwischen denen sie sich zu entscheiden suchte, bevor sie beschloss, alle beide mitzunehmen. Sie ging noch rasch unter die Dusche und zog dann ihre Thermounterwäsche, einen der Rollkragenpullover und ihre Jeans an. Wollsocken und Wanderstiefel kamen an die Füße. Der Winter wollte einfach nicht weichen, obwohl der Kalender schon den Frühling anzeigte. Die statische Elektrizität des Pullovers ließ ihre blonden Haare in alle Richtungen abstehen, doch das legte sich wieder, als Karin die Hände anfeuchtete und die Haare erneut zum Pferdeschwanz zusammennahm. Die gelbe robuste Segeljacke, eine Offshore Musto, kam über den Pulli. Sie war Karins Lieblingsjacke. Mit der dazugehörigen Segelhose hatte sie ihr in schwedischen, aber auch in schottischen Fahrwassern bei Regen und Kälte gute Dienste geleistet. Außerdem war die Jacke mit einem Sicherheitsgurt versehen, den Karin benutzte, wenn sie sich bei schlechtem Wetter an Deck bewegen musste. Jetzt steckte sie die Metallbeschläge des Gurts in die entsprechenden Taschen der Jacke. Göran brummelte vor sich hin, als er sie die Jacke nehmen sah.Er fand es albern, so etwas zu tragen, wenn man nicht segeln wollte.
    Karin stand eine Weile vor dem Bücherregal herum, bevor sie sich einen Stuhl näher zog und drei Bände herunterholte. Am Ende entschied sie sich für zwei von ihnen. Zusammen mit Taschenlampe und Notizbuch landeten sie im Rucksack. Sie sagte kurz tschüs und ging, ohne Göran ein Küsschen zu geben.
    Zehn Minuten später saß sie auf dem Beifahrersitz in Carstens warmem Auto, während es draußen zu regnen begann. Es war ein typischer Göteborg-Regen, feine Tröpfchen, die mehr einem feuchten Nebel glichen. Die Tröpfchen gelangten überallhin, so dass man
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