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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Autoren: Ann Rosman
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Außerdem ist die Svedberg stinksauer. Sie hatte den Termin danach.«
    Karin fühlte, wie ihr Ärger weiter wuchs. Wieso musste sie zu Hause immer alles allein machen?
    »Ich habe einen DVD-Player gekauft. Komm, schau ihn dir an.« Er hielt die Fernbedienung hoch.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Sie spürte, wie ihr Puls schneller schlug und ihr Gesicht zu glühen begann.
    »Werd doch nicht gleich sauer. Man kann ja wohl einen neuen Termin bekommen.«
    Ohne zu antworten, ging sie in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Ein Stückchen Käse, eine plattgedrückte Kaviartube und ein Teller mit Essensresten, die man vorige Woche hätte verbrauchen müssen. Sie nahm den Teller und kratzte ihn in den Mülleimer leer. Das Messer knirschte auf dem Porzellan, sie wusste, wie sehr Göran dieses Geräusch hasste. Dann stellte sie den Teller auf das angetrocknete Frühstücksgeschirrin die Spüle. Ihr Magen knurrte, und sie versuchte sich zu beherrschen, als sie ins Wohnzimmer hinüberrief: »Ich dachte, du wolltest einkaufen gehen.«
    Er kam in die Küche und umarmte sie von hinten.
    »Ich mach das morgen.«
    Sie befreite sich aus seinem Griff und fühlte, wie enttäuscht sie war.
    »Und was sollen wir heute Abend essen? Sag ja nicht, Pizza. Und morgen zum Frühstück?«
    »Warum bist du so sauer?« Er schien ehrlich erstaunt.
    »Weil du nie einkaufen gehst, nie die Wäsche übernimmst, nie kochst oder dir Gedanken über irgendwas machst. Mann, du hast sechs Wochen frei, da könntest du ja wenigstens etwas mithelfen.«
    »Ich arbeite schließlich knallhart, wenn ich auf See bin. Gönnst du mir hier zu Hause nicht mal ein bisschen Ruhe?«, gab Göran in der Überzeugung zurück, dass Angriff die beste Verteidigung ist.
    »Klar, ruh du dich nur aus. Diese Diskussion ist mir jetzt einfach zu viel. Ich gehe einkaufen.« Sie riss die Jacke vom Haken und knallte die Tür so heftig zu, dass es im ganzen Treppenhaus widerhallte.
    Göran war Kapitän auf einem Handelsschiff. Sechs Wochen verbrachte er an Bord, danach hatte er sechs Wochen frei. Fünf Jahre ging das schon so. Karin erinnerte sich noch gut daran, wie er zu Beginn versprochen hatte, dass er sich einen Job an Land suchen würde, wenn ihre Beziehung durch seine Arbeit zu sehr belastet würde. Aus irgendeinem Grund fand er aber nie etwas, das eine Bewerbung überhaupt wert war. Karin, die oft an Bord mitgefahren war, wusste, der jetzige Job war genau das Richtige für ihn. Die Matrosen und die übrige Besatzung respektierten den jungen Kapitän. Nicht nur aus dem Grund, weil seine Familie zugleich Eigner des Schiffes war, sondern weil er ein ausgeprägtes Gespür für die See besaß und sich nicht zu schade war, mit den MatrosenRost abzuklopfen oder dem Koch in der Kombüse zu helfen. Göran manövrierte den großen Pott mit viel Geschick und liebte es, am Morgen auf der Schiffsbrücke zu stehen und die Sonne aufgehen zu sehen. Karin war sich im Klaren darüber, wie ungerecht es von ihr war zu erwarten, dass er etwas anderes tun sollte. Aber es war schwierig, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, die jedes Mal, wenn er heimkam, angeknipst, und wenn er wegfuhr, wieder ausgeschaltet werden musste. Ihr war, als ginge bei jedem Ausschalten ein wenig Kraft verloren, wie bei einer alten Lampe, in die man Petroleum nachfüllte, ohne zu sehen, dass etwas davon in die Halterung suppte, und ohne zu merken, dass sie immer schlechter brannte, weil niemand den Docht stutzte.
    In den sechs Wochen, die sie allein zu Hause war, gab es stets Lebensmittel im Kühlschrank, und immer war ein Termin fürs Waschhaus gebucht. In der Zeit mit Göran, wenn alles eigentlich einfacher sein sollte, weil sie die Aufgaben teilen konnten, war es hingegen genau umgekehrt. Die Milch, die für Karins Morgentee unentbehrlich war und die am Abend zuvor noch im Kühlschrank gestanden hatte, war im Laufe der Nacht ausgetrunken worden. Oder Karin kam nach Hause und entdeckte, dass er nicht, wie versprochen, für neue Lebensmittel gesorgt hatte. So wie heute.
     
    Sie zerrte einen Einkaufswagen vor. Der Wagen rollte krachend gegen den Kartoffelbehälter, als hätte auch er einen schlechten Tag gehabt. Eine ältere Dame, die jede Apfelsine sorgfältig musterte, bevor sie diese in die Tüte tat, schaute Karin missbilligend an. Die wählte gerade Kartoffeln aus, als sie Göran in den Laden kommen sah.
    »Du bist doch nicht etwa böse, oder? Jetzt kaufen wir ja zusammen ein«, sagte er.
    Zusammen einkaufen
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