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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Autoren: Ann Rosman
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Leuchtturm von Vinga«, sagte Karin und wies auf den Lichtkegel, der in der Ferne übers Meer strich. Sie erschauerte vor Wohlbehagen. Schon in ihrer Kindheit war es für sie etwas ganz Besonderes gewesen, wenn sie nachts, von blinkenden Leuchtfeuern begleitet, gesegelt waren.
    »Könntest du vielleicht Lasse anrufen? Er fährt das Lotsenboot und soll uns nach Hamneskär bringen.« Carsten reichte Karin sein Telefon. »Ich habe die Nummer nicht abgespeichert, aber es ist die zuletzt gewählte.«
    Die Perlenkette kleinerer, durch Brücken verbundener Inseln machte es möglich, vom Festland bis nach Koön zu gelangen.Wollte man weiter nach Marstrand, musste man die Fähre über den schmalen Sund nehmen. Die Sonne kolorierte den Himmel in den märchenhaftesten Farben, und im Hintergrund erhob sich die Festung Carlsten, gleichsam als Wächter über die kleinen Häuser. Karin war es gewohnt, all das von der Seeseite zu sehen. Es war absolut nicht dasselbe, wenn man mit dem Auto hierherkam. Carsten stellte den Wagen vor dem Gebäude des Seefahrtsamtes ab, und fünfzehn Minuten später saßen sie an Bord des orangefarbenen Lotsenbootes mit Lasse am Steuer. Er steckte in einem Seemannspullover und hatte einen warmen, festen Händedruck. Karins Bewegungen auf dem Boot zeugten von Routine. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie in Kalmarsund oder Helsingborg schon auf Lotsenbooten mitgefahren war, um Göran abzuholen, zu verabschieden oder an Bord zu besuchen. Der Lotse legte gewöhnlich neben dem Schiff an, Taschen wurden nach oben gehievt oder heruntergelassen, und dann musste man das Fallreep hinaufklettern, das an der Bordseite herunterhing. Einmal war sie überraschend gekommen. Göran und sie hatten am Morgen telefoniert, und seine Stimme hatte so deprimiert geklungen. Karin wusste, dass das Schiff im Laufe des Tages an Kalmar vorüberfahren würde, also ließ sie die Vorlesungen sausen und rief den ersten Steuermann an, der versprach, die Ankunft des Schiffes mit der ihres Zuges aus Göteborg abzustimmen – ohne Göran davon in Kenntnis zu setzen. Es gelang ihr, nach Kalmar und an Bord zu kommen, ohne dass er auch nur das Geringste ahnte. Die Erinnerung brachte sie zum Lächeln.
     
    Das Lotsenboot glitt durch den Marstrander Hafen und musste erst die Fähre vorbeilassen, die den schmalen Sund zwischen Koön und Marstrand überquerte. Der Mann am Steuer der Fähre grüßte fröhlich.
    »Mein Nachbar«, erklärte Lasse.
    »Der mit deiner Schwester oder Cousine verheiratet ist?«, fragte Karin scherzhaft.
    »Tatsächlich keins von beidem«, antwortete Lasse. »Aber wenn du findest, dass ich komisch aussehe, dann liegt es daran, dass die Leute ihre Cousins und Cousinen heiraten, und die meisten, die ich kenne, sind tatsächlich nie über die Instö-Brücke hinausgekommen oder jemals in Göteborg gewesen.« Er grinste sie an, und Karin lachte.
    »Wie schön sich die Stadt um den Hafen schmiegt«, sagte Carsten.
    »Den Ort heute Stadt zu nennen, ist wohl ein bisschen übertrieben, auch wenn Marstrand einmal eine richtige Stadt war, aber schön ist es natürlich. Ich genieße es immer wieder, obwohl ich mehrmals am Tag hier vorbeifahre.«
    Die alten pastellfarbenen Holzhäuser am kopfsteingepflasterten Kai warteten darauf, sich wieder mit Sommergästen zu füllen. Die Straßencafés standen leer, in den Fenstern der Häuser aber gingen hier und da Lichter an. Karin fragte sich, wie viele tatsächlich durch Menschenhand und wie viele nur von Zeitschaltuhren eingeschaltet wurden. Die Häuser lagen dicht nebeneinander und kletterten die Insel in Richtung Festung hinauf. Einige wenige hatten noch immer Eternitplatten an den Fassaden und Spitzengardinen an den Fenstern. Dahinter sah man den Schatten des einen oder anderen »echten« Marstranders vorüberhuschen, der es nicht für nötig hielt, schon jetzt Licht anzumachen, sondern lieber noch eine Weile im Dunkeln ausharrte. Karin, die viele der alten Straßen entlanggewandert war, hatte bemerkt, dass die meisten Gebäude in bestem Zustand waren, und ein typisches Element schienen weißgestrichene Häuser mit sternförmigen Aussparungen im Holz des Balkons zu sein. Auf diese Balkone gehörten weiße klassische Sitzmöbel mit einem Kreuz in der Lehne. Eine Alternative dazu waren Teakmöbel mit marineblauen Polstern. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Lasse: »Zu teuer.« Er wies mit dem Kinn auf die schönen Häuser und zuckte resigniert mit den Schultern.
    »Die Politiker
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