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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Autoren: Ann Rosman
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sich schnell unwohl fühlte und kalt bis auf die Knochen. Carsten sah sie an und lächelte, als er sah, dass sie eine Seekarte eingesteckt hatte.
    »Tut mir leid, dir und Göran den Sonntagabend zu verderben«, sagte er.
    »Der war schon verdorben«, gab sie zurück und zog die winddichte Mütze vom Kopf, die auf den fünf Metern zum Auto bereits nass geworden war.
    »Steht es so schlimm?«, fragte er ernst.
    Karin dachte über die Frage nach, und sie stellte fest, dass sie in Görans Gesellschaft schon lange nicht mehr gelacht hatte.
    »Wie steht’s bei dir?«, konterte sie und verhinderte so weitere Fragen. Es kam nicht jeden Tag vor, dass sich Kriminalkommissar Carsten Heed an die Basis begab. Obwohl er es wollte, verschlang die administrative Arbeit doch den größten Teil seiner Zeit.
    »Ach danke, ich bin Helenes Sonntagsfleischtopf gerade noch entkommen. Der Alarm kam wie ein Geschenk des Himmels.« Carsten lachte herzlich. Auch Karin lächelte und fühlte, wie sie sich entspannte. Sie drehte ihre Sitzheizung voll auf.
    »Was für ein Scheißwetter!« Man hörte, dass Carsten Däne war, besonders wenn er »Scheiß« sagte. Er blickte in denschmutzig grauen Tag hinaus und aktivierte die Scheibenwischer. Keine Einstellung schien auf diesen Regen zu passen, und die Wischblätter quietschten über das Glas.
    »Ja, es ist also ein Anruf gekommen, dass in einem der Nebengebäude auf Hamneskär ein toter Mann liegt«, sagte Carsten. »Die Seepolizei ist schon hingefahren, um abzusperren. Sie war gerade in der Nähe.«
    »Abzusperren? Auf Hamneskär? Da wohnt doch keiner, und außerdem ist die Insel ja kaum größer als eine Briefmarke«, gab Karin zurück.
    »Laut Seepolizei ist zurzeit eine Arbeitskolonne dort, um die alten Häuser zu renovieren. Ich weiß nicht, ob die da auch wohnen.«
    »Dann wollen wir mal schauen«, sagte Karin. Carsten lächelte, als sie aus ihrem Rucksack die mitgeschleppten Bücher herauszog. Mit deren Hilfe würden sie sich ein Bild von der kleinen Insel machen können, zu der sie unterwegs waren. Karin las laut vor, versuchte aber hin und wieder einen Blick auf die Straße zu werfen, damit ihr nicht schlecht wurde.
    »1724 steht in einem königlichen Brief, dass ein Leuchtturm zwar gebraucht werde, die Insel aber viel zu klein wäre, als dass jemand darauf wohnen könnte. Statt dessen wird ein Leuchtturm auf Marstrand errichtet, oben bei der Festung Carlsten. Hundert Jahre ist er in Betrieb, bis man dann doch einen Leuchtturm auf Hamneskär installiert. Der Konstrukteur hieß Nils Gustav von Heidenstam, der Vater des berühmten Dichters. Dieser Turm war von einer ganz neuen Art und wurde »Heidenstam-Turm« oder Krinolinenturm genannt, weil er mit seinem konischen Eisenskelett, das um die in der Mitte befindliche Treppensäule montiert ist, an eine Krinoline erinnert. Am ersten November 1868 wurde das Leuchtfeuer Pater Noster zum ersten Mal entzündet. Im selben Jahr ziehen der Leuchtturmwärter und spätere Leuchtturmmeister Olof Andersson und seine Frau Johanna auf die Insel. Mehr als zwanzig Jahre haben sie dort gewohnt.«
    Karin betrachtete das Bild des Paares. Die Frau saß auf einem Stuhl, die Haare zu einer strengen Frisur zusammengenommen und die Hände im Schoß gefaltet. Ihr Blick wirkte entschieden. Sie trug eine Brosche am Hals und einen langen Rock, der bis auf die schwarzen Schnürstiefel hinunterfiel. Ihr Gatte stand hinter ihr, eine Hand auf ihrer Schulter.
    In Kungälv verließen Carsten und Karin die Autobahn und bogen auf die 168 nach Marstrand ein, die schmaler und weitaus kurviger war. Eine typische schwedische Landstraße.
    »Ja, also … seit 1964 ist der Ort unbemannt, 1977 wird der Leuchtturm abgeschaltet und durch das Leuchtfeuer Hätteberget vor Marstrand ersetzt sowie durch den Leuchtturm Skallen auf Marstrand selbst.« Sie hob den Blick. Das Prasseln gegen die Frontscheibe war weniger geworden, nachdem sie den höchsten Punkt auf Nordön hinter sich hatten. Die südlich gelegene Bucht, die sich entlang der Straße erstreckte, war zugefroren, und die Fläche wirkte wie dickes graugrünes Milchglas. Es schien fast unwirklich, dass sich darunter Wasser und lebendige Wesen befanden, dachte Karin. Ebenso gut hätte das ein Acker sein können, beider Winterkleid wies keinen Unterschied auf. Im Fahrwasser zwischen Nordön und Instön gab es eine schmale eisfreie Passage, bemerkte Karin, als sie die hohe Instö-Brücke überquerten. Carsten drosselte das Tempo.
    »Der
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