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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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Kibitzstein verteidigt hast.«
    Michi starrte ihn verwirrt an. »Das würdet Ihr für mich tun?«
    Er wusste selbst, dass er von den Burgherren in dieser Gegend trotz des Ritterschlags durch den Würzburger Bischof nicht als gleichrangig anerkannt wurde, obwohl er wie viele alte Geschlechter von Freibauern abstammte, und nicht wie Michel Adler von einem einfachen Bierschenk. Sein fragender Blick ruhte einen Augenblick auf Marie, um dann zu seiner Mutter zu wandern.
    »Ihr solltet jemanden mitnehmen, der Euch helfen und die Burg bewirtschaften kann, die der König Euch zu Lehen geben wird«, fuhr Peter fort.
    Michi sah sich unbewusst zu Anni um. Zwar war es zwischen ihnen nie zu einem engeren Verhältnis gekommen, doch was Schaffenskraft und Zuverlässigkeit anging, gab es kaum eine, die ihr glich. Außerdem mochte er sie.
    Sein Blick entging Marie nicht, und sie schob Anni mit einem zufriedenen Lächeln in Michis Arme. Ihre Wirtschafterin starrte erst ihn und dann ihre Herrin entgeistert an und machte sich energisch frei. »Ich denke nicht daran, mit Michi zu gehen!« Marie lachte kurz auf. »Du sollst nicht nur mit ihm gehen, sondern auch seine Frau werden. Herr von Eichenloh hat recht. In der Steiermark könnt ihr ein neues Leben beginnen, ohne dass man euch wegen eurer Herkunft anfeindet.«
    Trudi nickte heftig. »Das geht ganz einfach! Michi kann den Stammbaum der Arnsteiner für sich beanspruchen. Immerhin ist er ein Vetter des jetzigen Reichsritters auf Arnstein, und Ritter Grimald wird nichts gegen Verwandte in der Nähe des Königs haben.«
    »Ein guter Gedanke! Ich wusste doch, weshalb ich dich zur Fraunehmen will.« Peter grinste auch noch, als Trudi ihm ihre Faust unter die Nase hielt.
    »Noch habe ich nicht eingewilligt, Euch zu heiraten, mein Herr.«
    »Doch, das hast du. Laut und deutlich! Du willst mir das Leben zur Hölle machen, hast du gesagt. Ach, wie freue ich mich auf die Hölle mit dir!« Mit diesen Worten gelang es Peter, Trudi vollständig zu entwaffnen. Während sie nach Worten rang, deutete er auf Anni und Michi.
    »Außerdem wollen wir doch kein schlechtes Beispiel für die beiden dort abgeben. Jetzt sag, wie finden wir für die Braut einen Stammbaum, mit dem die braven Steirer Ritter zufrieden sind?«
    »Anni stammt aus Böhmen«, wandte Marie ein.
    »Noch besser! Dort sind in den Kriegen viele Geschlechter ausgerottet worden. Da fällt es nicht auf, wenn eines davon auf diese Weise weitergeführt wird. Ein paar Worte von Eurer Hand und meine Unterschrift als Zeuge dürften genügen, um Annis Abstammung glaubhaft zu machen.« Peter schnurrte vor Vergnügen, denn das war ein Spaß, wie er ihn mochte.
    Auch Trudi amüsierte es, die brave Anni zu einer Edeldame zu machen, blickte Peter aber tadelnd an. »Mein Herr, Ihr seid mir ein arger Schlingel!«
    Peter zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Dabei versuche ich nur, mich Euer würdig zu erweisen, meine Holde!«
    Trudi versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, und fragte sich, was sie mit diesem Mann anfangen sollte. Anders als einst bei Georg von Gressingen empfand sie für Peter bei weitem kein so himmelstürmendes Gefühl. Vor sich selbst aber musste sie zugeben, dass er bereits bei ihrem ersten Zusammentreffen in Dettelbach ihr Interesse geweckt hatte. Irgendwie schien sie ihn doch zu mögen, sonst hätte sie sich nicht so elend gefühlt, als er nach dem überraschenden Ende der Belagerung so schnell abgereist war und sie nichts mehr von ihm gehört hatte.
    »Nun denn! Heiraten wir eben, damit Anni keine Ausrede hat. Aber nur, wenn Mama es erlaubt!« Trudi blickte ihre Mutter etwas verunsichert an und sah sie nicken. Dann wandte sie sich an Anni, die noch immer stocksteif im Saal stand, und umarmte die Tschechin. »Ich freue mich für dich!«
    »Ich will aber Michi nicht heiraten, ich …«, begann Anni, doch Marie schnitt ihr das Wort ab.
    »Du wirst hier ebenso wenig gefragt wie ich damals bei der Vermählung mit meinem Michel. Er und ich sind trotzdem sehr glücklich miteinander geworden. Das werden du und dein Michel auch werden! Und jetzt küsst euch!« Maries letzte Worte klangen scharf und warnten Anni, sich nicht länger zu spreizen. Michi ergriff die Hände der jungen Frau und sah sie fragend an. »Wäre es für dich wirklich so schlimm, mit mir verheiratet zu sein?«
    »Nein, das nicht, aber …« Zu mehr kam sie nicht, denn Michi zog sie an sich und küsste sie.
    Dies war, wie Peter fand, ein gutes Beispiel, das er bei Trudi
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