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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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Magd, in der er erst auf den zweiten Blick Uta erkannte, reichte ihm einen Becher Wein.
    »Zum Wohl!«
    »Danke, Mädchen!« Quirin klopfte ihr ein wenig auf den Hintern und erntete einen vernichtenden Blick von Lampert. Er trank dem Knecht zu und wies dann auf Uta. »Ein hübsches Mädchen, findest du nicht auch? Du solltest dich beeilen, damit kein anderer sie dir wegschnappt.«
    »Den heiraten? Pah, da wüsste ich mir etwas Besseres!« Uta warf den Kopf hoch, wagte dann aber doch einen Seitenblick auf Lampert, der mit hochrotem Kopf im Stall stand.
    Da sie nicht in Unfrieden von ihm scheiden wollte, trat sie auf ihn zu. »Wenn du mich wirklich heiraten willst, solltest du erst mich und dann die Herrin fragen, ob sie es uns erlaubt!«
    »Das ist so viel wie ein Ja, mein Junge. Jetzt heißt es, allen Mut zusammennehmen und vor Frau Marie treten. Oder willst dumit Uta ohne den Segen der Kirche zusammenleben?« Quirin mochte die beiden und gefiel sich in der Rolle des Ehestifters. Lachend klopfte er Uta noch einmal auf den Po und schob sie in Lamperts Richtung.
    »Los, küsse ihn endlich, damit er Mut bekommt! Soviel ich über eure Herrin gehört habe, wird sie euch schon nicht die Köpfe abreißen.«
    Mit einem vergnügten Lachen verließ Quirin den Stall und verstummte abrupt, als er mit einem Mal vor einem Wesen stand, das es seiner Erfahrung nach auf Gottes Erdboden nicht geben durfte. Das Geschöpf sah aus wie eine hochgewachsene Frau mit guten Formen und steckte in einem glatt fallenden, bis zu den Knöcheln reichenden Kleid, welches in allen erdenklichen Farben schillerte. War dieses Gewand bereits ungewöhnlich, musste Quirin zweimal hinsehen, um zu begreifen, dass die dunkle Hautfarbe dieses Wesens echt war.
    Nun erinnerte er sich an ein Bild, auf dem ein ähnliches Geschöpf mit dunkler Haut zu sehen gewesen war. Der Mann, der es ihm gezeigt hatte, hatte das abgebildete Wesen einen Mohren genannt und erzählt, solche lebten tief im Süden beinahe am Weltenrand. Aber noch nie hatte er gehört, dass sich jemand aus diesem Volk bis hierher verirrt haben könnte.
    Alika war zu der Zeit, in der Quirin mit Eichenloh auf Kibitzstein geweilt hatte, im Odenwald gewesen und kannte ihn daher nicht. Da sie daran gewöhnt war, angestarrt zu werden, ging sie, ohne eine Miene zu verziehen, an dem Mann vorbei.
    Quirin folgte ihr auf dem Fuß und versuchte sie anzusprechen. »He du! Was bist du eigentlich? Ich bin Quirin, der Stellvertreter des berühmten Peter von Eichenloh.«
    Mit diesem Aufruf weckte er Alikas Interesse. Sie blieb stehen und sah ihn an. »Du bist ein Mann aus Eichenlohs Truppe? Kannst du mir mehr über ihn erzählen?«
    Quirin setzte sich beinahe auf den Hosenboden, denn er hattenicht erwartet, dass dieses Wesen so sprechen konnte wie ein richtiger Mensch. Seine Aussprache klang zwar ein wenig fremdartig, aber nicht unangenehm, und als es über seine Verblüffung lachte, hörte es sich an wie jede andere junge Frau mit fröhlichem Herzen.
    Nun fand Quirin sein Grinsen wieder. »Ich erzähle dir gern mehr über meinen Herrn. Aber zuerst musst du mir sagen, wer du bist.«
    »Mein Name ist Alika, und ich wohne drüben im Dorf.«
    »Alika? Das ist aber kein christlicher Name!«
    »Er ist das Einzige außer meiner Hautfarbe, das mir von meiner Heimat geblieben ist.« Ein Hauch von Trauer zog über Alikas Antlitz, verlor sich aber rasch. Manchmal überkam sie die Sehnsucht nach dem Dorf an dem großen Strom, in dem sie aufgewachsen war, und sie träumte von Menschen, die aussahen wie sie, und sang im Schlaf ihre Lieder mit. Aber sie hatte sich längst damit abgefunden, dass sie niemals mehr dorthin zurückkehren konnte.
    »Wenn es dich beruhigt: Ich bin nach den Regeln eurer Kirche getauft worden und habe dabei den Namen Maria erhalten. Aber da es hier schon genug Maries und Marias gibt, nennen mich alle weiterhin Alika«, setzte sie hinzu, weil sie fürchtete, sonst von dem Mann als Geschöpf des Teufels angesehen zu werden.
    »Das freut mich! Was Eichenloh betrifft …« Während Quirin ihr einiges berichtete, erreichten sie den Rittersaal. Nun konnte er feststellen, dass die Mohrin auf Kibitzstein sehr angesehen sein musste, denn sie nahm ganz selbstverständlich auf einem der Stühle in der Nähe der Burgherrin Platz. Ein weiterer Blick zeigte ihm, dass Trudi noch nicht anwesend war, und er fragte sich, wo sie abgeblieben sein mochte.

19.
    T rudi war zitternd vor Erwartung in den Palas gestürmt, doch kurz
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