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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit
Autoren: Jo Zybell
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ahmte murmelnd ein Winseln nach. Prompt wandte der Mammutcanide den Schädel. Zwei Atemzüge lang gelang es Bosco, den Blick des knurrenden Tieres festzuhalten, bevor der schwarze Riese es an der Kette mit sich zerrte.
    Keiner in der Siedlung, der nach der langen Belagerung nicht nach frischem Fleisch hungerte. Also forderte der Cabullo Bosco auf, sich den Jägern anzuschließen, die schon kurz nach der Einnahme unter der Führung einiger Fremder aus dem Waldtor zogen. Keiner nämlich ahmte den Brunftruf der Wildsau so perfekt nach wie der kleine, drahtige Vagabund vom Festland; niemand lockte in kürzerer Zeit mehr Beute an als er. Und Bosco wäre gern mit den Jägern gegangen - das Mädchen mitnehmen, sich während der Jagd absetzen und zurück ans Festland rudern, das war es, was Bosco am vernünftigsten erschien. Unter einem Vorwand lehnte er dennoch ab.
    Bosco war an einen Eid gebunden: Ihn, den Rebellen und Außenseiter, unterstützten die Ältesten der Erdstadt nur, weil er geschworen hatte, als Späher unter den Barbaren Augen und Ohren offen zu halten. Und hier in Chiklyo - so viel war ihm längst klar -, hier würde es demnächst Dinge zu hören und zu sehen geben, die zu erfahren für die Sozietät überlebenswichtig sein konnte.
    Er ahnte ja nicht, wie sehr er recht behalten sollte!
    »Das ist erst der Anfang«, verkündete einer der Offiziere des Eisenmannes später von der Veranda der Gemeinschaftshütte herab. Die Bewohner der Siedlung hatten sich davor auf dem Dorfplatz versammelt, zweihundert Männer, Frauen und Kinder und ihre Caniden. »Wir werden auch die anderen Inseln befrieden, danach die Küste, einen Stamm nach dem anderen. Und ihr werdet uns helfen, nicht wahr? Danach suchen wir die Feinde der Neuen Goldzeit.«
    Der Offizier war klein und schmächtig - das waren die Fremden übrigens fast alle, bis auf den Eisernen - und trug einen schwarzen Ganzkörperanzug. Dazu diese lächerliche Kappe, die sogar den Hals bedeckte und von seinem Gesicht nur die Öffnungen freiließ. Sein Mantel war rot und reichte ihm bis an die Knöchel. Er benutzte die Sprache der Südländer und sprach sie mit weichem, gedehntem Akzent. Als Bosco seine verborgenen Sinne auf ihn richtete, spürte er eine Mischung aus Gleichmut, Genugtuung und dem Gefühl grenzenloser Überlegenheit.
    Jetzt hob der Rotmantel die Stimme und rief: »Ich sagte >Feinde der Goldzeit<, und ich spreche von Leuten, die unter der Erde leben! >Maulwürfe< nennt ihr dieses lichtscheue Pack, nicht wahr? Wer von euch ist solchen Leuten schon begegnet?«
    Bosco starrte auf den Hinterkopf seines Schwiegervaters. Ganz ruhig, nur nicht auffallen! Jemand schien Eis in sein Blut gespült zu haben. Die Erdstadt suchten sie? Aber warum nur?
    Bosco begann zu ahnen, dass die Sozietät in Gefahr war. So schnell wie möglich musste er die Meisterin und die Ältesten von Tikanum warnen!

Kapitel 3
    Manchmal und an manchen Stellen trennt nur ein Schritt diese und die Andere Welt. »Gleich wird sie kommen«, tönt dort eine helle Stimme; eine Stimme, die mehr singt, als dass sie spricht.
    »Glaub ich erst, wenn sie vor mir steht«, erwidert eine andere, eine krächzende Stimme.
    »Zu viele Jahrtausende haben deinen Geist hart gemacht«, erwidert die erste Stimme. »Du kannst nicht mehr vertrauen, scheint mir, Sakrydor. Hättest mehr schlafen und weniger herumstreunen sollen all die Zeit!«
    »Nicht die Zeit hat das gemacht, Sentuya«, krächzt die andere Stimme. »Der Lauf der Welt war's. Was ich gesehen, was ich gehört hab, hat's gemacht: Das Geprahle der Flüchtigen, das Kommen und Gehen ihrer Geschlechter, das Geplapper und Geschrei, das sie verbreiten über Meere und Kontinente, der Lärm ihrer Waffen, der Untergang ihrer Städte und Reiche und die große Stille nach den Katastrophen, die sie heute >Götternacht< nennen. Und auch nicht hart, sondern scharfsichtig hat's mich gemacht. Ja, Sentuya - scharfsichtig und klug.«
    »Jetzt rühmt er sich wieder selbst, der eitle Sakrydor, hört nur!« Die helle Stimme kichert. »»Scharfsichtige so nennt man das jetzt, hört ihr? >Klug<. Ich nenne es misstrauisch und hart!«
    »Nenn's, wie du willst. Ist mir gleichgültig.« Ein, zwei Augenblicke lang bleibt es still im Gemäuer und im Geäst. Dann fügt die krächzende Stimme hinzu: »Und weißt du was? Vielleicht ist's mir sogar gleichgültig, ob sie kommen wird oder nicht! Ja, im Grunde ist's mir ganz egal!«
    »Sage ich nicht, du hättest besser zehntausend
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