Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
Vom Netzwerk:
Naturschutz lauthals Lippendienst leisteten, ohne irgend etwas zu tun, was der Mühe wert gewesen wäre — zu viele Zoos, die in einem seltenen Tier nur einen Kassenschlager sähen, nicht aber seine Bedeutung vom Standpunkt des Naturschützers aus; zu viele Zoos, deren vielgepriesene >Bemühungen um den Artenschutz< mit ernsthafter Naturschutzarbeit etwa so viel Ähnlichkeit hätten wie eine Blumenkastenkultur mit einem Aufforstungsprogramm.
    Es ist traurig, daß diese Beanstandungen zum großen Teil zutreffend waren und noch sind. Mein Vorschlag, nicht noch mehr Zoos im landläufigen Sinn einzurichten, sondern spezialisierte Zoos mit sorgfältig ausgearbeiteten Zuchtprogrammen zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Tierarten, fand taube Ohren.
    In dieser Atmosphäre bedurfte es schon einer harten Entschlossenheit, einen Zoo zu gründen, auch wenn man die feste Absicht hatte, ihn ganz anders aufzubauen als die meisten, die schon existierten. Ich kam jedoch zu der Überzeugung, daß es sinnlos war, auf die Befürwortung der Naturschützer zu warten. Das einzige, was ich tun konnte war: auf eigene Faust einen spezialisierten Zoo gründen und sehen, ob die Sache klappt.
    Ich war nicht so euphorischer Stimmung, daß ich eine wichtige Tatsache übersehen hätte. Selbst wenn mein Vorhaben gelang, würde mein Unternehmen nur ein Rädchen in der komplizierten Maschinerie des Naturschutzes sein. Ein Rädchen jedoch, das bisher gefehlt hatte — ein, wie ich glaubte, sehr kleines, aber wichtiges Rädchen war das Fundament in klingender Münze. Mein Problem lag darin, daß ich etwas schaffen wollte, das keinen Gewinn bringen konnte und würde. Wenn nämlich das Vorhaben gelingen sollte, dann mußte jeder Penny, der in die Kasse fiel, wieder in das Unternehmen hineingesteckt werden. Bei einem Durchschnittsbuchhalter ruft die Vorstellung, daß man sich Geld leihen möchte, um etwas aufzubauen, das keinen Gewinn bringt, alle Symptome eines Nervenzusammenbruchs hervor. Auf Bankdirektoren hatten meine hochfliegenden Pläne eine noch abträglichere Wirkung. Bis dahin hatte ich keine Ahnung gehabt, was für ein unwahrscheinlich skeptisches Gesicht ein Bankdirektor haben kann.
    Ein Hoffnungsstrahl jedoch durchdrang die Düsternis. Man versicherte mir, daß die Bank über ein Darlehen mit sich reden ließe, wenn ich eine Sicherheit stellen könnte, aber gleichzeitig machte man mir höflich und durch die Blume klar, daß man es für das ratsamste hielt, wenn ich nach Hause ginge, mich in ein heißes Bad setzte und mir die Pulsader aufschlitzte. Zumindest war das der Kern dessen, was man mir sagte. Ich ignorierte es.
    Was aber hatte ich als Sicherheit zu bieten? Ganz so problematisch, wie die Frage auf den ersten Blick schien, war sie jedoch nicht; ich hatte nur eines, was im weitesten Sinn als Sicherheit bezeichnet werden konnte, und das war meine Schriftstellerei. Gewiß keine sehr handfeste Sicherheit, aber nach drei erfolgreichen Büchern sah ich keinen Grund, warum ich nicht noch weitere schreiben sollte. Warum also nicht auf diese noch ungeborenen Werke ein Darlehen auf nehmen? Erfreut über die Entdeckung, daß ich mehr Geschäftssinn besaß, als ich geahnt hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem damaligen Verleger, Rupert Hart-Davis, und legte ihm des langen und breiten meine Pläne dar. Mein Plädoyer war so zwingend, daß der arme Rupert benebelt erklärte, er würde für eine Summe von 25 000 Pfund die Bürgschaft leisten, vorausgesetzt, ich schlösse über diesen Betrag eine Lebensversicherung ab, für den Fall, daß ich von einem Löwen verschlungen würde, ehe ich das Darlehen zurückzahlen konnte. Ich schloß die Versicherung ab.
    Jetzt, da die finanzielle Basis vorhanden war, stellte sich das nächste Problem: wo sollte mein Idealzoo errichtet werden? Am liebsten hätte ich eine wissenschaftliche Forschungs- und Zuchtstätte aufgebaut, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich war; doch ich wußte, daß das nicht ging. Wir brauchten Besucher, um von den Eintrittsgeldern die Unterhaltskosten bestreiten und das Darlehen zurückzahlen zu können. Der Zoo mußte deshalb an einem Ort errichtet werden, wo entweder eine dichte Bevölkerung vorhanden war oder mit einem starken Zustrom von Touristen gerechnet werden konnte.
    Mein erster Gedanke galt Bournemouth. Es schien mir in jeder Hinsicht ideal. Ich habe an anderer Stelle von meinen Kämpfen berichtet, mein Vorhaben in Bournemouth und später in der Nachbarstadt Poole
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher