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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure
Autoren: Martina André
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Brauen hoch, dann lächelte er milde.
    »Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?« Randy warf ihm einen unsicheren Blick zu, der nichts anderes besagte, als dass er Dough für verrückt hielt.
    Dough wandte sich indes zur Tür und steckte den Kopf hinaus, dann pfiff er auf zwei Fingern seine beiden breitschultrigen Begleiter heran.
    Als die beiden Männer im schwarzen Anzug und mit CSS-Emblem auf den Ärmelaufschlägen eintraten, fiel Randy die Kinnlade herunter.
    »Meine Herren«, forderte Dough die beiden Bodyguards auf, »wollen Sie so freundlich sein, meine neuen Mitarbeiter einzuweihen, mit wem sie es ab sofort zu tun haben?«
    »Das ist Mr. Dough Weir«, erklärte einer der glatzköpfigen Hünen den völlig verdutzt dreinblickenden Jungs und nahm dabei noch nicht einmal seine nachtschwarze Sonnenbrille ab. »Er ist Ihr neuer Abteilungsleiter Werkschutz im Hafen von Leith. Ihm untersteht ab sofort das gesamte Sicherheitsmanagement und damit auch Ihr Arbeitsbereich.«
    Dough war die Genugtuung anzusehen, als Kyle sich straffte und das Heft in den Papierkorb sausen ließ.
    »Das will ich auch meinen«, riet Dough ihm freundlich, aber bestimmt. »Ab heute weht hier ein neuer Wind, und der Nachtdienst kehrt zu seinen alten Tugenden zurück. Ich erwarte permanente Bildschirmkontrolle und regelmäßige Patrouillengänge – selbst wenn es in Strömen gießt. Haben wir uns verstanden?«
    Die beiden jungen Männer standen regelrecht stramm. »Jawohl, Chef«, antworteten sie im Gleichklang.
    Dough amüsierte sich königlich. »Weitermachen«, erwiderte er mit unbewegter Miene, dann drehte er sich um und spazierte mit seinen Begleitern hinaus.
     
    Keine Witterung hätte unpassender sein können, dachte sich Lilian, um nach einer romantischen Hochzeit einen Friedhof zu besuchen. Die Sonne strahlte warm, und der Himmel über Loch Leven zeigte sein schönstes Blau.
    Das militärisch anmutende Motorboot war von helfenden Händen bereits zu Wasser gelassen worden, als ein weiterer, gepanzerter Wagen am Ufer des Lochs stoppte und ein paar schwarzgekleidete Männer mit Sonnenbrillen heraussprangen. Einige Touristen und Wanderer waren stehen geblieben, wahrscheinlich, weil die durchtrainierten Männer, die Fahrzeuge und Boot wie einen Schutzwall umstellten, die Ankunft eines bedeutenden Prominenten verhießen.
    John war aus dem Wagen gestiegen und begrüßte die Neugierigen wie ein lang erwarteter Popstar, indem er kurz die Hand in Richtung der Wartenden hob und ein breites Grinsen aufsetzte. Beifall brandete auf, und Kameras klickten, als er einer bezaubernden Braut mit blütenumkränztem Haar aus dem Wagen half. Lilian trug ein cremefarbenes Hochzeitskleid und flache cremefarbene Schuhe. Keine besonders praktische Kleidung, wenn man die Insel Sankt Munda aufsuchen wollte.
    John hatte dem Anlass entsprechend ein schottisches Plaid in den Farben seines Clans angelegt, mit allem, was dazugehörte. Damit verkörperte er wie Bran, der ihm in gleicher Aufmachung folgte, jene Sorte von Highlandern, die jeder Schottlandurlauber sehnsüchtig erwartet, den es aber in freier Natur beinahe ebenso selten zu sehen gibt wie einen Yeti im Himalaya.
    Galant führte John seine frisch angetraute Braut zum Bootsanleger und lächelte sie aufmunternd an, als sie ein wenig verunsichert dreinschaute. Lilian fragte sich zweifelnd, ob sie nicht lieber hätte Schwarz tragen sollen. Immerhin besuchte sie das Grab ihrer Mutter, und in gewisser Weise hatte sie in den vergangenen Wochen nicht nur ihren Onkel, sondern auch ihren Bruder verloren – und damit die Illusion einer heilen Familie. Aber durch John hatte sie neue Zuversicht gewonnen, dass alles seinen Sinn haben musste, und er war es auch, der ihren Bund fürs Leben mit einem letzten, symbolischen Akt auf Sankt Munda besiegeln wollte. Eine seltsame Mischung aus Niedergeschlagenheit und unbeschreiblicher Freude durchflutete Lilian, als ihr Blick auf die Umgebung fiel. Loch Leven, die Berge und Glencoe, die Heimat von Onkel Fred und ihrer Mutter, stimmten sie melancholisch. Bran warf ihr einen warmherzigen Blick zu. Wie John konnte sie auch ihm nichts vormachen, wenn es um ihre Gefühle ging. Er war das, was man einen echten Freund nennen konnte, und er hatte sofort zugesagt, als John ihn gebeten hatte, ihr gemeinsamer Trauzeuge zu sein und beim Besuch des alten Friedhofs auf Sankt Munda die Bagpipes zu spielen. So wie damals, als sie Madlen zu Grabe getragen hatten, sollte Bran auch bei ihrer
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