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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure
Autoren: Martina André
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symbolischen Auferstehung anwesend sein.
    Die beiden Männer halfen Lilian ins Boot, und während sie sich auf einer gepolsterten Bank niederließ, beobachtete sie, wie John von einem Begleiter einen Strauß weißer Lilien entgegennahm, die für Lilians Mutter gedacht waren, und danach einen Strauß roter Rosen, die sie an Madlens letzter Ruhestätte niederlegen wollten. Lilian hatte die Blumen in jenem kleinen Laden in Kinlochleven bestellt, der ihr Schicksal auf fatale Weise mitbestimmt hatte.
    Bran startete den Motor und lenkte das Boot mit elegantem Schwung über die glatte tiefblaue Oberfläche des Lochs.
    Nach wenigen Minuten erreichten sie das zerklüftete Ufer von Sankt Munda, und John half Lilian, sicher an Land zu klettern. Gefolgt von Bran, gingen sie bedächtig der niedrigstehenden Nachmittagssonne entgegen, hin zu einem Hügel, auf dem die überwachsenen Mauerreste der verfallenen kleinen Kirche von Sankt Munda an eine längst vergangene Zeit erinnerten. Dahinter befanden sich im Abstand von wenigen Yards die Gräber der beiden Frauen. Lilian dachte weniger an ihre Mutter oder an Madlen, als sie schweigend die Blumen niederlegten, sie dachte an Onkel Fred, dessen Leiche man immer noch nicht gefunden hatte.
    Stumm las sie die Inschrift auf Madlens Grabstein, und plötzlich wurde ihr klar, was
Ihr Tod war deine Auferstehung – Ihre Auferstehung wird dein Tod sein
bedeutete.
    Madlens Auferstehung in ihrer Person hatte Cuninghames Tod erst möglich gemacht.
    Lilian schaute zu John auf, der einen Arm um sie gelegt hatte und sie eng an sich gezogen hielt, während sein nachdenklicher Blick auf dem verwitterten Schiefer ruhte und wohl jenem fernen Feenland galt, das Bran mit den wehmütigen Klängen seiner Bagpipe heraufbeschwor.
    »Woher wusstest du, dass es so kommen würde, als du den Spruch in den Grabstein hast einmeißeln lassen?« Lilians Frage holte John aus seinen Gedanken zurück.
    »Es war kein Spruch«, flüsterte er. »Es war ein teuflischer Fluch, der mit Gottes Hilfe seine Erfüllung gefunden hat.«
    »Du glaubst wieder an Gott?« Zweifelnd sah sie ihn an.
    »Ich versuche es«, antwortete John. »Am Ende hat Er meine Forderungen von damals erfüllt, auch wenn es eine ganze Weile gedauert hat und ich hart dafür bezahlen musste. Er hat mir das ewige Leben geschenkt und mir die Frau zurückgegeben, die ich liebe. Mit dem Stein der Weisen hätte ich nun sogar den Schlüssel dazu, dieses Wunder auch anderen zugänglich zu machen. Somit sieht es ganz danach aus, als ob Er es
mir
überlässt, was ich mit Seiner Gabe anfangen will.«
    »Und? Was wirst du tun? Wirst du die Menschen auf Erden von ihrem Schicksal, zu sterben, endgültig erlösen?«
    »Ich befürchte, sobald wir unser Geheimnis preisgeben, wird die Menschheit im Chaos versinken«, erwiderte er leise. »Rasante Überbevölkerung und brutale Verteilungskämpfe wären die Folge. Dabei ist der Tod nur ein scheinbares Ende, das weiß ich, seit du wieder bei mir bist. Ohne ihn kann es keine Auferstehung geben, und die Chance, sich noch einmal zu begegnen und womöglich alles besser zu machen, wäre vertan.« Er beugte sich zu ihr hinab, um sie zu küssen. Als sich ihre Lippen berührten, ergriff Lilian ein leichter Schwindel, und plötzlich fühlte sie sich eins – mit John und mit Bran und den Klängen seiner Bagpipe, mit ihrer Mutter und Madlen, mit den Highlands, mit Gestern und Heute und einem unergründlichen Universum, das sie zeitlos umgab.

Nachwort und Danksagung
     
    Handlung und Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Orte und Institutionen in Schottland, Deutschland und den USA wurden von der Autorin im Sinne der schriftstellerischen Freiheit entsprechend verändert. Die historische Recherche bezog sich in erster Linie auf Schottland und den Bürgerkrieg in den Jahren 1647/48. Leben und Handeln damals existierender Persönlichkeiten wurde im Sinne der Story angepasst.
    Die wissenschaftliche Recherche zum Buch war diesmal nicht ganz so zeitaufwändig wie in meinen übrigen Büchern, weil ich mehr Wert auf den Fantasy-Anteil der Story gelegt habe. Ein Recherchebuch, das meine Phantasie zum Thema Molekularbiologie und halluzinogene Drogen beflügelte hat, möchte ich aber dennoch erwähnen und auch gerne weiterempfehlen – »Die kosmische Schlange« von Jeremy Narby.
     
    Obwohl das Schreiben für sich gesehen eine einsame Tätigkeit ist, bedarf es vieler helfender Hände, bis ein Buch zur Veröffentlichung gelangen kann.
    Mein
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