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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel
Autoren: Richard Dübell
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Großinquisitor.
    »Überall, Eminenz!«
    »Sehr richtig. Hast du die Namen gelesen, die in dieser Botschaft erwähnt sind?«
    Der Assistent nickte.
    »Kardinal Cervantes de Gaete. Kardinal Ludwig von Madruzzo.« Der Großinquisitor legte eine Pause ein. »Hernando Nino de Guevara.«
    Der Assistent wartete.
    »Völlig haltlos«, sagte Kardinal de Quiroga.
    »Das dachte ich mir auch. So große und mächtige Männer wie die …«
    »Völlig haltlos nur, was Pater Hernando betrifft!«
    »… sind ebenso wenig gegen Ketzerei gefeit wie jedermann«, vollendete der Assistent geschmeidig.
    »Pater Hernando ist mein treuer Diener. Er ist über jeden Verdacht erhaben. Wo ist er eigentlich?«
    »Keine Ahnung, Eminenz.«
    »Macht nichts. Haben wir sonst noch einen Mann für delikate Missionen frei?«
    Der Assistent dachte nach. Er nickte.
    »Lass ihn holen.«
    Die Tür, die der Assistent einen Spalt offen gelassen hatte, öffnete sich ganz. Eine dunkle Gestalt schob sich herein und verneigte sich gelassen. »Bin bereits da, Eminenz«, sagte sie. »Euer Assistent war so freundlich, mich hierherzubitten, als diese ungewöhnliche Botschaft aus Prag eintraf.«
    Der Großinquisitor war ein Freund von Eigeninitiative seiner Mitarbeiter, solange sie ihm Zeit und Wege ersparte. Er lächelte knapp, während er etwas auf ein Stück Papier kritzelte.
    »Schön. Ich habe hier zwei Namen. Es gibt Hinweise auf Ketzerei, Verrat und Verschwörung. Suchen Sie die Männer auf und lassen Sie sie hierher nach Toledo bringen.«
    Der Assistent hastete mit dem Papier in der Hand zu dem dunklen Mann. Dieser las es. Eine Augenbraue hob sich leicht.
    »Stört Sie irgendetwas? Auch Kardinäle sind nur Sünder. Jedenfalls manche.«
    »Kein Problem, Eminenz.«
    »Denken Sie daran, was für ein Aufsehen es macht, wenn solche bekannten und einflussreichen Männer als Ketzer angeklagt werden. Für die katholische Kirche ist das nicht gerade ein Aushängeschild, schon gar nicht in diesen reformatorischen Zeiten.«
    »Der Weg nach Toledo kann manchmal gefährlich sein. Unfälle, Wegelagerer, man verirrt sich und wird nie wieder gefunden, Leute passen nicht auf und fallen aus dem Fenster –«
    Der Großinquisitor lächelte nicht. »Viel Erfolg, Don Manuel.«
    3
    Cyprian war beiseitegetreten . Er stand zwischen seinem Onkel und dem Abt, die zusammen flüsterten, dem weinenden Riesen mit dem toten Pavel auf dem Schoß und der kleinen Gruppe mit Agnes, Andrej und dem Arzt. Er fühlte sich für einen Moment vollkommen verloren. Das Feuer, das er und Agnes in dem Holzstoß entzündet hatten, um für Verwirrung zu sorgen, begann in sich zusammenzufallen. Obwohl es dadurch nicht kälter wurde, fror er. Dann fiel ihm ein, dass es einen Verbündeten gab, von dem er Abschied nehmen musste.
    Pater Hernando lag zusammengekrümmt wie ein gerade geborenes Kind auf der Seite. Die Spitze des Armbrustbolzens ragte zwischen seinen linken Rippen aus dem Rücken, die Federn auf seiner Vorderseite. Seine Brille war endgültig zerbrochen. Ohne sie sah sein pulvergeschwärztes Gesicht wie das eines Jungen aus. Cyprian hockte sich neben ihn und pickte das verbogene Brillengestell vorsichtig mit den Fingern auf.
    Eine Hand klammerte sich um sein Handgelenk. Die Augen des Dominikaners öffneten sich und starrten ihn an. Er versuchte etwas hervorzustoßen.
    »Toller Schuss, Pater«, hörte Cyprian sich sagen.
    »Komm näher«, flüsterte Pater Hernando auf Lateinisch. Cyprian beugte sich über ihn. Die Augen des Paters versuchten sich auf ihn zu fokussieren. Die Hand ließ sein Handgelenk los und tastete umher. Cyprian drückte das Brillengestell hinein. Pater Hernando hielt sie sich dicht vor die Augen und seufzte dann.
    »Pater Xavier ist tot«, sagte Cyprian. Pater Hernando blinzelte ihn langsam an. Seine Lippen waren blau. »Du hast deine Mission erfüllt.«
    Die Lippen des Dominikaners zuckten lautlos. Er versuchte sich herumzurollen. Cyprian legte ihm die Hand aufdie Schulter. Pater Hernando sank in sich zusammen und hielt sich still.
    »Das … Buch?«
    »In Sicherheit.«
    »Wer hat es?«
    »Niemand.«
    Pater Hernando nickte. Dann schloss er langsam die Augen. Seine Hand verkrampfte sich um das Brillengestell und zerbrach es. Cyprian stand auf und sah auf ihn hinab. Dann stapfte er zu Agnes hinüber.
    4
    Agnes sah auf , als Cyprian vor ihr stand. Doktor Guarinoni hatte mit wenigen Schnitten die Wunde erweitert, in der der Bolzen in Andrejs Leib steckte, hatte ihn
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