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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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das warme Dreieck zwischen ihren Schenkeln dicht und dunkel. Sie legte sich aufs Bett und kämmte ihre langen pechschwarzen Haare. Wenn das Licht in einem bestimmten Winkel darauffiel, schimmerten einige Strähnen fast metallisch. Ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln.
    »Komm, Judad«, sagte sie leise. Sie streckte den Arm aus, ergriff die Hand des jungen Mannes und zog ihn zu sich heran. Sein Äußeres war das eines vierzehnjährigen Knaben. Doch er war mehr als zwanzig Jahre alt. Seine Augen schimmerten in kaltem Feuer. Er verabscheute sie. Doch er begehrte sie auch. Dianne hatte dafür gesorgt. Es war ihre Rache. Eine ausgesprochen süße Rache.
    Er zitterte.
    Ihre Hände strichen über seinen Körper. Er wehrte sich nicht. Er konnte sich nicht wehren. Sie spürte seine Erektion. Sein Verlangen war groß. Sie hatte es nicht anders erwartet.
    »Wie geht es dir heute, mein Schatz?« fragte sie mit falscher Herzlichkeit.
    Er brummte etwas Unverständliches und sagte dann: »Du weißt es, Dianne. Gib mir das Gegenmittel.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Oh, ist es schon wieder soweit? Irgendwann«, lachte sie, »werde ich es noch einmal vergessen. Und dann …« Sie lachte erneut. »Es sei denn, du schenkst mir Freude. Dann werde ich dich bestimmt nicht vergessen.« Sie rollte sich auf die Seite und holte eine Injektionspistole hervor. Judad atmete schwer.
    »Du bist süchtig, mein Lieber.« Sie setzte die Pistole an. Er beugte sich ihr entgegen. Als sie weitersprach, war ihre Stimme plötzlich hart. »Du hast das Sanfte Fieber. Vergiß das nie, Judad. Es lähmt deine PSI-Sinne. Es bringt dir den langsamen Tod, wenn du nicht in regelmäßigen Abständen dieses Gegenmittel erhältst.« Sie drückte noch immer nicht ab und lächelte. Ihre Rache. Oh ja. Das Sanfte Fieber. Es brachte nicht nur langsame innere Auflösung, es stimulierte auch den sexuellen Trieb. Irgendwann wird er sterben, dachte Dianne kühl. Vielleicht ist es sogar ein viel zu angenehmer Tod für ihn.
    Es zischte, als sie den Auslöser betätigte. Judad sank aufstöhnend zurück. Seine Züge entspannten sich. Ihre Hände tasteten zu seinen Lenden. Sie spürte das Feuer, das darin brannte.
    »Komm jetzt, Judad.« Ihre Augen blitzten.
    Er entkleidete sich und rollte sich über sie. Er drang sofort in sie ein. Sie schloß die Augen. Und sah nicht, wie sich sein Gesicht vor grenzenloser Wut verzerrte.
    Dianne schrie auf, als er einen mentalen Speer in ihre Gedanken jagte. Er war nicht stark. Das Sanfte Fieber, mit dem sie ihn infiziert hatte, lähmte den größten Teil seines psionischen Potentials. Aber er war stark genug, um unangenehm zu sein. Sie holte aus und versetzte ihm einen Hieb an den Nacken. Er stöhnte auf. Sie stieß ihn fort. Ihr Gesicht war eine Fratze.
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte sie ruhig. »Das hättest du nicht tun sollen …«
    Er lachte. Für den Augenblick war der heiße Schmerz des Fiebers aus seinem Innern verschwunden. Es ging ihm besser. Aber nicht gut. »Was willst du tun, Dianne? Mich umbringen? Ich sterbe ohnehin. Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod. Ich bin süchtig, sagst du. Das stimmt. Aber du ebenfalls.« Er lachte. »Süchtig nach der ätherischen Strahlung der Glimmsteine. Du kannst mich umbringen, Dianne. Eines Tages wirst du es auch tun. Aber du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen. Sieh dich an, Dianne. Sieh dich doch nur an.«
    Ganz automatisch wandte sie den Kopf und blickte in den breiten Kristallspiegel. Sie war schön mit ihren knapp dreißig Jahren, wirklich schön. Sie drehte sich um.
    Ihre linke Gesichtshälfte war entstellt von dunklen Narben, die nicht einmal eine chirurgische Operation beseitigen konnte. Verursacht von einer Boratdy-Meduse, vor gut vier Monaten. Ihr Blick ging weiter. Einige Meter entfernt hockte eine andere Boratdy-Meduse, gefangen in einem Käfig aus transparentem Stahlprotop, verurteilt zu langsamem Siechtum. Es war die Meduse Judads.
    Bilder der Vergangenheit. Bilder von Hemyan, einem Planeten in der 9. Stellaren Provinz. Bis vor vier Monaten war Hemyan ihre Heimat gewesen. Bis zum Aufstand, der von einem Kontingent Graugardisten natürlich niedergeschlagen worden war. Die Konzernzentrale auf der Erde hatte sie daraufhin hierher nach Haydrath geschickt, um die Glimmsteine kommerziell auszuwerten. Sie hatte sich mehr als nützlich gemacht. Aber sie konnte ihrer Vergangenheit nicht entfliehen.
    Haß.
    Haß und Wut.
    Sie wirbelte zu Judad herum. Er lächelte sie an.
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