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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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den Wagen noch einmal und schritt erneut zu den toten Mulcalin. Er würgte, als der süßliche Gestank von Blut selbst die Filter seiner Atemmaske durchdrang, kämpfte den Brechreiz aber nieder. Er durfte die Maske nicht abnehmen. Nicht hier, im radiolarienverseuchten Gebiet. Er bückte sich und zerrte die Ketten mit den kleinen Glimmsteinsplittern an sich. Für sie wurden besonders hohe Preise gezahlt, denn es handelte sich um geweihte Namenssteine echter Mulcalin.
    Zehn Minuten später ruckte das Gleiskettenfahrzeug an und fuhr in südlicher Richtung davon.
    Denniz haßte sich für das, was er getan hatte.

2
    Kunstvoll geknüpfte, teure Teppiche hingen an den Protopwänden. Dianne DasMaren beachtete sie nicht. Sie eilte den Korridor entlang, mit einem bestimmten Ziel. Zu lange bereits hatte sie es entbehrt. Graugardisten kamen ihr entgegen und grüßten respektvoll. Sie eilte an ihnen vorbei, ohne die Grüße zu erwidern. Sie ignorierte auch die Wohlgerüche der Duftdüsen, die als winzige Porenöffnungen in den Wänden verborgen waren. Sie blickte an den Holografieprojektionen vorbei, die andere, vielleicht bessere, sicherlich aber angenehmere Welten zeigten. Ein breites Fenster. Für einen Augenblick blieb die Manag von V/O Kulturaimport stehen und sah hinaus. Tulath breitete sich dort aus. Gebäude aus Protop im Zentrum. Grün von der Erde, sorgsam gehegt und gepflegt. Treibhäuser für die höheren Angestellten der Konzernniederlassung, Badehäuser für die gut verdienenden Arbeiter. Am Rande der Stadt … Elendsviertel, Baracken. Und Vergnügungen aller Art. Eine Reservearmee an Arbeitern, dachte DasMaren kalt. Eine Erinnerung an diejenigen, die Arbeit hatten. Sie lachte kurz auf und schritt dann weiter. Bald kam ihr niemand mehr entgegen, und der Miniorter an ihrem Handgelenk zeigte an, daß der Weg frei war.
    Sie öffnete die Tür zu ihrem Geheimtrakt.
    Kühle empfing sie, und sie fröstelte in angespannter Erwartung. Schon konnte sie es spüren … das Alte.
    Sorgfältig schloß sie die Tür und schaltete die elektronische Verriegelung ein. Diese Zimmerflucht kannte niemand außer ihr selbst. Der Architekt, der diesen Trakt entworfen und konstruiert hatte, war wenige Wochen nach Fertigstellung der Arbeit einem »Unfall« zum Opfer gefallen.
    Langsam schritt die Manag an den marmornen Regalen entlang. Glimmsteine, Dutzende. Ihr Licht vereinigte sich mit dem verhaltenen Glanz der Leuchtplatten an den Decken. Diannes Augen wurden groß.
    Dies war ihr privater Schatz. Die kostbarsten aller gefundenen Glimmsteine, die auf der Erde so begehrt waren und die Rendite von V/O Kulturaimport um zweihundert Prozent erhöht hatten. Dies waren die Artefakte, die in den Büchern der hiesigen Konzernniederlassung gar nicht erst auftauchten. Dies waren die Steine, die nur ihr selbst gehörten.
    Sie betrachtete die Hieroglyphen, und ihre Sinne nahmen die Ausstrahlung wahr, die von der Entgiftung nur geringfügig gemildert worden war. Sie hob die Hände und berührte die uralten Zeichen. Ihr Herz schlug schneller, und gleichzeitig breitete sich eine sonderbare Ruhe in ihr aus. Es war das, was diese Steine so wertvoll machte. Und natürlich die Nostalgie der irdischen Käufer, das Wissen, Dinge in der Hand zu halten, die vor Jahrmillionen von unbekannten und inzwischen wahrscheinlich ausgestorbenen Fremdintelligenzen geschaffen worden waren. Hinzu kam die Information des Konzerns, daß diese Artefakte von den Mulcalin auf Haydrath als Namenssteine und magische Katalysatoren benutzt wurden.
    »Magie«, murmelte DasMaren und lächelte geringschätzig. Tausende von Sekten auf der Erde waren verrückt nach diesen magischen Katalysatoren. Sie spürten die Ausstrahlung ebenso wie die Manag, aber Magie … es blieb ein Traum.
    »Kinder«, keuchte Dianne. »Es sind nur Kinder.« Oh, wie sie diese Ausstrahlung genoß. Sie schenkte ihr neue Kraft. Sie erneuerte ihr Innerstes. Sie erhielt ihre Jugend.
    Dianne wandte sich ruckartig von ihren Schätzen ab und verließ ihren Geheimtrakt wieder. Niemand begegnete ihr, als sie einen anderen Raum aufsuchte.
    »Hast du bereits auf mich gewartet, Judad?« fragte sie.
    Der Mann kauerte in einer Ecke und sah sie aus großen Augen an. Er zitterte. An seinem Hals baumelte eine Kette mit einem verdreht wirkenden, silberfarbenen Dreieck. Ein Triadisches Monochord. Das Erkennungszeichen eines Treibers.
    Langsam legte Dianne DasMaren ihre Kleider ab. Sie war schlank. Die Brüste waren fest und groß,
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