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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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bitte?«
    »Es wird eine Zeit des Feuerregens angekündigt. Eine Zeit der Großen Katastrophe und umfassender Veränderung.«
    Sie erhob sich und starrte ihn verwirrt an. »Und das ist … alles? Magischer Unfug!« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe schon einmal gesagt, daß ich der Meinung bin, wir müßten die Treiber von der unmittelbaren Übersetzungsarbeit trennen. Sie sind zu leicht zu beeinflussen von diesem mystischen Unfug. Feuerregen. Und eine Eiszeit. Hach!« Sie schritt zur Tür. »Ist das alles, oder haben Sie noch mehr, Shentan?«
    »Es ist doch nicht alles. Manag.« Er erhob sich nun ebenfalls. Viel zu betont ruhig, wie Dianne meinte. Er war einfach fies. Sie machte sich eine gedankliche Notiz, ihn bei nächstbester Gelegenheit zu ersetzen. Der wirtschaftliche Aufschwung, den V/O Kulturaimport Haydrath seit ihrer Geschäftsübernahme erlebte, würde einen solchen Schritt auch den Manags der Konzernzentrale auf der fernen Erde gegenüber rechtfertigen.
    »Die Orbitstation hat einen Treiberfrachter mit der Bezeichnung KIEW geortet. Er wird in wenigen Stunden in die Umlaufbahn schwenken.«
    Dianne nickte und verbarg ihren Kummer. Sie wußte, was das bedeutete: Sie würde sich erneut von vielen Glimmsteinen trennen müssen, die mit dem Frachter an die artefakthungrige Erde geschickt wurden. Sie alle waren herrlich. Und der Verlust jeden einzelnen Steins traf sie schwer.
    »Gut. Leiten Sie die entsprechenden Verladevorbereitungen.«
    »Die Widerstandsbewegung …«
    »Was ist damit?« Sie spürte den Ruf ihres Schatzes. Sie sehnte sich nach der Ruhe und Geborgenheit, die sie nur in ihren Geheimkammern empfand. Der Sicherheitsmanag hielt sie auf.
    »Sie sollten sie nicht unterschätzen. Manag«, tadelte Shentan. »Wir befinden uns im Krieg.«
    »Wir nicht«, verbesserte Dianne DasMaren kühl lächelnd. »Die Erde. Und die aufständischen Kolonien.«
    »Das Feuer könnte auf uns übergreifen«, gab Shentan zu bedenken. »Unsere V-Leute berichten von verstärkten Aktivitäten im Untergrund. Noch handelt es sich nur um vereinzelte Anschläge und organisatorische sowie logistische Vorbereitungen. Aber wenn wir weiter ruhig zusehen …«
    »Wir haben doch alles unter Kontrolle, nicht wahr?«
    »Noch.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Einen sofortigen und umfassenden Schlag gegen die Bewegung. Das wird alle Sympathisanten abschrecken und uns auf Jahre hinaus Ruhe bringen.«
    Dianne lächelte milde. »Lassen Sie den Möchtegern-Revolutionären doch noch eine Zeitlang ihren Spaß. Unsere V-Leute …«
    »Manag«, unterbrach sie Shentan. »Der Interstellare Krieg begann 2391. Er dauert jetzt bereits zehn Jahre. Und immer mehr Kolonien proben den Aufstand. Es ist wie ein Flächenbrand. Entdeckt man einen neuen Brandherd, muß man ihn sofort eliminieren.« Er räusperte sich. »Es gibt Ärger in einer Mine.«
    Das war etwas, was Dianne aufhorchen ließ. »Produktionsausfall?«
    »Ja.«
    »Dann sorgen Sie dafür, daß der Ärger verschwindet. Diese Art von Schwierigkeiten mag ich nicht.«
    »Habe ich freie Hand?«
    »Es ist Ihr Ressort«, gab Dianne spitz zurück. »Natürlich haben Sie freie Hand.«
    Damit verließ sie ihr Büro. Eine halbe Stunde nur in der Nähe ihrer Glimmsteine. Dann würde es ihr wieder besser gehen. Und danach … Judad.
     
    Der Protopbelag, der die Wände des Stollens überzog, war an vielen Stellen bereits trüb und machte einen brüchigen, spröden Eindruck. Die Elektromotoren der Wagen summten leise.
    Die Männer in den Sitzen wirkten mit den unförmigen Atemmasken wie exotische Rüsseltiere. Manchmal rumorte es über ihnen: eine Erinnerung daran, daß sich Tausende von Tonnen Gestein direkt über ihren Köpfen befanden. Es war keine sehr angenehme Vorstellung.
    Staub wallte durch den Stollen. Einige der automatischen Abfilteranlagen waren wieder einmal ausgefallen. Sie mußten inzwischen einige Dutzend Jahre alt sein und hätten schon längst ersetzt werden müssen.
    Ennet Christiansen preßte die Lippen aufeinander. Ersatz erforderte Investitionen. Und Investitionen schmälerten die Rendite.
    Die Wagen summten an einigen Kontrollpunkten vorbei. Mißtrauische Blicke folgten ihnen von den Uniformierten in den Kabinen. Sie waren die einzigen hier unten, tief unter Tage, die mit der Oberwelt verbunden waren.
    Ein direkter Draht zu V/O Kulturaimport, dachte Christiansen sarkastisch.
    Voraus wurden die Staubnebel nun so dick, daß die Fahrer mit der Geschwindigkeit der Elektrowagen heruntergehen
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