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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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der Staubwolke wurden vom aufklebenden Sonnenwind davongeblasen. Die Strahlungskomponente, die das Erwachen der Kalten Geister induziert und die Mulcalin vor einhundertsechsundsiebzig Jahren zu dem gemacht hatte, was sie heute waren, verschwand.
    Die Tage Haydraths wurden wieder hell.
    Die Mulcalin in Hyretth stimmten einen Dankgesang an. Der Feuerregen verblaßte.
     
    Jenseits der schweren Doppeltür war leises Stimmengewirr zu hören. Die Mitglieder der Gründungsversammlung warteten. Noelle blickte sich in dem Vorzimmer um. Die Treiber ihrer Loge. Angin Fertet, der Logenmeister, der sie unaufdringlich musterte. Ennet Christiansen und einige weitere Angehörige der Soldaten Haydraths. Xala und Tairit, die beiden Mulcalin. Tairit tastete immer wieder zu dem Namensstein auf seiner Brust. Sie hatten ihn inmitten der gesammelten Schätze Dianne DasMarens wiedergefunden. Dianne selbst … ihr war nicht mehr zu helfen gewesen. Sie war an dem zugrunde gegangen, was sie am meisten geliebt hatte … an den Ausstrahlungen der Glimmsteine. Noelle streichelte ihre Meduse. Die diffuse Gedankenstimme der Boratdy-Freundin war erfüllt von Zufriedenheit.
    »Es ist vorbei«, sagte Ennet Christiansen. Eine eigenartige Stimmung herrschte. Melancholie fast. Eine Spur von Trauer. Die KIEW würde noch heute die Umlaufbahn um Haydrath verlassen und die Erde ansteuern … ohne die bereits verladenen Glimmsteine.
    »Ja.« Noelle nickte. »Es ist vorbei. Endlich.« Und sie dachte dabei an Dianne DasMaren. Dies Kapitel war abgeschlossen. Es gab andere, die erst noch geschrieben werden mußten. Eine ganze Menge sogar.
    »Ich begreife immer noch nicht ganz«, sagte Angin Fertet langsam, »was eigentlich geschehen ist.«
    Judad lächelte. Er fühlte sich wieder gut. Das Sanfte Fieber in ihm flaute ab. Zwar würde er noch einige Wochen an den Nachwirkungen der gefährlichen Infektion leiden, doch dann gehörte auch das der Vergangenheit an. »Es ist eigentlich ganz einfach. Die Zeit des Feuerregens ist ein großer ökologischer Zyklus. Er dauert genau 176 Jahre, die Zeit also, die Haydrath für eine Umkreisung des Zwillingsgestirns benötigt. Die Lebensform sind die Kristalle der Kristallstaubseen. Fast 176 Jahre lang schliefen sie. Dann aber, wenn die Rote Riesensonne ihren Intensivzyklus beendet, ihre Strahlungskomponente verändert und durch die Staubwolke gleichzeitig die Temperatur auf Haydrath drastisch sinkt, kommt die Zeit für die Kristalle, sich fortzupflanzen. Die herabstürzenden Meteoriten zerbrechen die Stabilität der Staubseen. Der niederregnende Staub findet in den Tiefentälern, die nun kalt sind und von einer veränderten Sonne bestrahlt werden, einen geeigneten Nährboden. Frostblumen entstehen aus den Kristallsamen. Sie zerbrechen, sobald sie reif sind, und die neuen Kristalle schweben wieder hinauf, um neue Staubseen zu bilden, die von den Immerwährenden Winden durch die Tiefentäler Haydraths getrieben werden.«
    Judad dachte einen Augenblick nach und versuchte, sich an die phantastischen Bilder zu erinnern, die er während des Kontakts zur Schwarzen Träne gesehen hatte. Es fiel ihm nicht leicht.
    »Bereits seit Jahrmillionen muß sich dieser Zyklus wiederholen. Haydrath ist bei der zweiten Besiedlung nur oberflächlich erforscht worden. Man wußte nicht, daß Mualt eine Periodische Veränderliche ist. Man wußte nichts von den Lebenden Kristallen, die die Mulcalin Kalte Geister nennen. Man wußte überhaupt nichts. Die Mulcalin aber … als das erste Siedlerschiff damals diesen Planeten erreichte, stand das Ende des Zyklus’ kurz bevor. Viele Menschen starben damals. Aber einige überlebten. Sie waren anders. Sie hatten sich durch den Kontakt zu den Kalten Geistern und infolge der Strahlungskomponente verändert. Sie begriffen die Funktion der Glimmsteine, die die Nichtmenschen auf Haydrath hinterließen. Diese Glimmsteine verkürzen das Wachstum der Frostblumen. Sie vermindern damit die Gefahr. Und Kulturaimport hat über Jahrzehnte eben diese Glimmsteine von Haydrath fortgebracht.«
    Judad stöhnte. »Viele Menschen sind gestorben. Aber wir können von Glück sagen, daß alles noch so glimpflich ablief. Es hätte schlimmer kommen können. Viel schlimmer. Und jetzt hat diese Welt zunächst für weitere hundertsechsundsiebzig Jahre Ruhe vor den Kalten Geistern.«
    »Die Nichtmenschen …«, sagte Noelle nachdenklich.
    »Wir wissen so gut wie gar nichts über sie. Sie werden wahrscheinlich für immer ein Geheimnis
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