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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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ihren Körper. Sie erstarrte, riß die Augen auf und kippte zur Seite.
    Als sie auf den Boden prallte, explodierte sie.
    Die Druckwelle hob Sicherheitsmanag Shentan an und schleuderte ihn gegen die Wand. Schmerz kochte durch seine Adern und nahm ihm die Sicht. Vielleicht war er für einige Sekunden bewußtlos. Als er wieder sehen konnte, beugte sich Queen Centa gerade über das, was von Dianne übriggeblieben war.
    »Sie war es nicht«, sagte die Graugardistin ungerührt.
    Shentan erhob sich. Seine Glieder schmerzten. Prellungen. Vielleicht war auch eine Rippe gebrochen. Kälte war in ihm. Er trat an die Seite der Queen und starrte auf die Überreste. Verkohlte elektronische Chips, Minischaltungen, Sensoren und andere, nun unkenntliche Bestandteile.
    »Wir hatten es mit einem Elektronischen Double zu tun«, sagte die Graue.
    »Aber wo«, brachte Shentan hervor, »hält sich Dianne dann im Augenblick auf?«
    Zwei Graugardisten eilten in den Raum, sahen sich nur kurz um und wandten sich dann an ihre Queen.
    »Was ist geschehen?« fragte Centa.
    »Ein Angriff«, sagte einer der Grauen. »Ein Angriff auf die Gardebasis. Die Kräfte sind stark, und die Angreifer verfügen über ein nicht unbeträchtliches Potential an Hochleistungswaffen.«
    Shentan stöhnte. »Ich habe es gewußt. Die Waffen, die die Terranauten an Bord der KIEW mitbrachten. Ein Teil der Waffen ist vor unserer Durchsuchung und Sicherstellung bereits in die Hände der Aufständischen gelangt.«
    Er wandte sich um und verließ das teilweise zerstörte Büro Dianne DasMarens. »Veranlassen Sie alles nötige«, befahl er der Queen. »Der Aufstand ist mit allen Mitteln niederzuschlagen. Haben Sie verstanden? Mit allen Mitteln. Und wenn es notwendig ist, legen Sie ganz Tulath in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau kommt immer noch billiger, als wenn sich der Interstellare Krieg jetzt auch auf diesen Planeten ausweitete.«
    Die Queen neigte den Kopf. »Ich höre und gehorche.« Zehn Minuten später stellten alle Kontroll- und Überwachungseinrichtungen, die von der Konzernniederlassung aus gesteuert wurden, ihren Dienst ein. Reparaturen und Überbrückungen von Schaltsystemen versagten.
    Shentan schwitzte, obwohl die Temperatur weiter fiel. Er hatte das schreckliche Gefühl, nur noch als Beobachter an den Geschehnissen teilzunehmen.
     
    Noelle war gleichzeitig heiß und kalt. Die energetischen Felder, die sie an die Liege fesselten, waren stark. Sie konnte sich so gut wie gar nicht bewegen. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie immer wieder die Purpurne Orchidee.
    Keine PSI-Kräfte, dachte sie und fluchte.
    Die Schwierigkeit bestand darin, ihre telekinetischen Energien so einzusetzen, daß sie bereits im ersten Sekundenbruchteil alle Giftdornen der Orchidee festhalten konnte.
    Sie wandte den Kopf.
    Ihr Nacken schmerzte höllisch.
    Aber es war unmöglich, alle Dornen zu erkennen. Um die restlichen lokalisieren zu können, mußte sie sie psionisch abtasten. Und das wiederum war ausgeschlossen, weil die Purpurne Orchidee sofort auf die Freisetzung mentaler Energie reagieren würde. Ein Teufelskreis, aus dem sie ganz offensichtlich nicht ausbrechen konnte.
    Noelle dachte an ihren Bruder, den sie so lange gesucht hatte. Und sie erinnerte sich an die Worte Dianne DasMarens. Sie hatte ihn umgebracht.
    Und doch … da war noch eine andere Erinnerung. Kurz bevor die Ultraschallbombe des Graugardisten sie außer Gefecht gesetzt hatte … sie hatte den Eindruck gehabt, eine vertraute, eine sehr vertraute mentale Stimme vernommen zu haben. Ihr Bruder?
    Sie wandte den Kopf zur anderen Seite. Der Schmerz in ihrem Nacken zerschnitt ihre Gedanken. Sie mußte den Reflex zur Freisetzung ihres psionischen Potentials gewaltsam unterdrücken.
    Ihre Meduse flatterte noch immer in ihrem Protopkäfig. Die nun rot verfärbten Nesselfäden schlugen wütend gegen die Kerkerwände. Säure tropfte in einem dünnen Rinnsal. Noelle sah, daß die Innenschale des Transparentprotops bereits dünner geworden war. Offenbar hatte Dianne nicht mit der Ausdauer und Beharrlichkeit einer vollständig gesunden Boratdy-Meduse gerechnet. Vielleicht war die Meduse ihres Bruders auch schon geschwächt gewesen, als Dianne sie eingesperrt hatte.
    Sie konzentrierte sich wieder auf die Purpurne Orchidee und die Giftstacheln. Und sie kam zu dem Schluß, daß sie es wagen mußte. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Dianne würde sich an ihr rächen, und das war ihr Tod. Vielleicht aber hatte sie noch eine Chance,
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