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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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Instrumente. Preten unterbrachen gar ihre Beschwörungen.
    Die Stadt der Nichtmenschen begann zu erwachen.
    Der Boden erzitterte plötzlich, aber es waren keine Beben. Es waren die Titanengeister, die nun endlich aktiv wurden. Stimmen erklangen, die nur die Preten und bittbegabten Mulcalin vernehmen konnten. Es waren Stimmen, die eine Ewigkeit überdauert hatten. Es waren Stimmen der Macht, und die Preten stimmten ein in ihren Gesang.
    Dort, wo sich der Staub der Kristallseen niedersetzte, begannen die Kalten Geister zu wachsen: Kristallgebilde, die in ihrer Form an exotische Blumen erinnerten.
    Die Preten legten ihre Namenssteine ab und ordneten sie zu einem bestimmten Muster. Dann betraten sie dieses Muster und schlossen letzte Lücken.
    Funken lösten sich von den Namenssteinen, sprühten in die Höhe und vereinigten sich mit dem Schein der Warmen und Kalten Flammen. Die Preten riefen Beschwörungen, baten die Kraft der verschiedenen Hieroglyphen herbei. Sie baten die um Hilfe, deren Zuhause Haydrath war: tief im Innern der Welt. Tief im Innern jeder Welt. Sie riefen die Seele des Planeten.
    Frostblumen, die im Bereich Hyretths zu wachsen begonnen hatten, zerfielen wieder zu Staub, der sofort hinauftrieb und sich mit dem Staubregen vereinte. Böen aus dem Nichts lenkten die Wolken zur Seite. Über der Stadt der Nichtmenschen breitete sich eine imaginäre Schutzaura aus. Jenseits der Barriere begannen Schatten ihren Derwischtanz. Es begann. Es begann wieder. Die Glimmsteine in der Stadt leuchteten so hell wie Sonnen, die vom Himmel gefallen waren.
    Die Mulcalin sangen.
    Mit der Schwarzen Träne wäre alles einfacher gewesen. Mit ihrer Hilfe wäre die Konzentration leichter gefallen. Aber die Preten verfügten über große Erfahrung und wußten genau, wie man mit den Namenssteinen umging. Und wie man die Seele der Welt beschwor.
    Der Glanz am Himmel nahm zu.
    Das Firmament stand in Flammen. Dunkel ragten dazwischen die gewaltigen, kolossalen Felswände auf. Schnee fiel jetzt nicht mehr. Nur noch feiner Kristallstaub.
    Die Mulcalin waren geschützt. Geschützt vor dem, was sie einst zu dem gemacht hatte, was sie heute waren.
    Die Menschen in den Städten jedoch …
    Sie ahnten und wußten nichts.
     
    Der Gletscher kalbte.
    Das Vibrieren der gewaltigen Schnee- und Eismasse war deutlich zu spüren. Dann und wann ertönte ein durchdringendes Knirschen und dumpfes Brausen.
    »Sieh!« rief Tairit und streckte den Arm aus. An der Ostflanke des Gletschers wuchs etwas, das aus dieser Entfernung wie eine Blume aus purem Eis aussah. Judad setzte sich in Bewegung und ging darauf zu. Etwas lockte und streichelte seine Sinne.
    »Halt!« rief der Mulcalin. »Geh nicht weiter. Es bringt dich um.«
    Judad hörte nicht. Er konnte nicht mehr hören. Er sah nur noch die Frostblume. Tairit preßte dem Schattenleguan die Füße in die Flanken, und das Geschöpf sprang sofort nach vorn und hatte Judad mit wenigen Sätzen eingeholt. Tairit sprang aus dem Sattel, packte Judad bei den Schultern und zerrte ihn mit sich. Einige Dutzend Meter entfernt ließ er ihn in den Schnee sinken. Xala eilte nun ebenfalls heran. Judad stöhnte.
    »Begreifst du nun?« Tairit deutete zunächst auf die Frostblume, dann auf den Himmel. Blitze zuckten darüber hinweg. Feuer flammte.
    »Ja«, sagte Judad und kam wieder in die Höhe. »Ich verstehe …« Die beiden Mulcalin hatten ihm alles erzählt. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, nicht wahr?«
    »Um die Städter zu retten?« Tairit spuckte aus. »Ich frage mich, ob das überhaupt sinnvoll ist.«
    »Tairit …«, tadelte Xala.
    »Ja, ja, ich weiß.« Er grinste. Und seine silbernen Augen reflektierten den Schein des Feuerregens. Er warf einen kurzen Blick auf die Schwarze Träne, die am Gürtel Judads hing. »Ich weiß nicht einmal, ob es möglich ist.«
    »Versuchen wir es wenigstens.«
    Die Erde rumorte. Diesmal war es nicht der Gletscher. Es waren die Vorboten der Großen Beben. Doch die schwache Erschütterung beschleunigte den Kalbungsprozeß des Gletschers. Das Eis zu ihren Füßen begann sich schneller zu bewegen.
    Sie schwangen sich wieder auf die Rücken der Schattenleguane und ritten der Flanke des Gletschers entgegen. Der Leguan bewegte sich auf dem nun schwankenden Eis so sicher wie auf festem Boden. Dies war seine Heimat. Und seine Instinkte reagierten auf jede noch so geringe Veränderung.
    »Wie weit mag es noch sein?« rief Judad.
    »Weit genug.« Tairit winkte. Der Leguan duckte sich und
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