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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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    Die Luft um ihn leuchtete grün. Schimmerndes Grün, wie Licht, das in einen mit Algen bedeckten Teich fällt. Matthias öffnete die Augen. Im Raum herrschte völlige Dunkelheit. Das Grün war verschwunden.
    Er tastete nach dem zierlichen Schwert an seinem Hals. Jemand befand sich in seinem Zimmer. Die Wachen vor der Tür hätten das eigentlich verhindern müssen.
    Dann erinnerte sich Matthias plötzlich.
    Keine Wachen. Auds und Daniten hatten sich geweigert, vor seiner Tür Wache zu stehen. Im Tabernakel befanden sich keine Geistlichen. Er war allein.
    Das Blut in seinen Ohren rauschte so laut, daß er davon überzeugt war, der fremde Besucher müßte es ebenfalls hören. Er versuchte, so gleichmäßig zu atmen, als schliefe er noch. Dann zog er seinen linken Arm langsam unter der Decke hervor.
    Wieder knarrte der Holzboden.
    Matthias spähte in die Dunkelheit. Er konnte nichts sehen. Die heruntergelassenen Vorhänge waren so dicht, daß das Mondlicht nicht hindurchdrang. Die Anordnung in seinem Zimmer war ihm so vertraut wie sein Handrücken. Das Bett inmitten des zweiten, hinteren Raumes, an seinem Fuß der Kamin, zu beiden Seiten ein kleiner Tisch, die beiden in die Ecke geschobenen Stühle.
    Im anderen Zimmer standen Sofas, Sessel, Tische, ein weiterer Kamin und eine Fensterfront mit Balkon. In diesen Räumen lebte er, seit er Ältester geworden war. Nach seiner Ernennung zum Rocaan hätte er in dessen frühere Gemächer ziehen können, aber er hatte darauf verzichtet.
    Jetzt war er froh, daß er hiergeblieben war.
    Langsam streckte er den Arm zum Nachttisch aus. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Er hatte keine Ahnung, wer sein Besucher war. Vielleicht hatte Nicholas jemanden geschickt? Jemanden aus dem Tabernakel? Einen Fey?
    Einen Fey.
    Bei dieser Vorstellung überlief ihn ein Frösteln. Zum ersten Mal kam ihm in den Sinn, daß auch die Fey auf Rache aus waren. Auch wenn Jewel sich nicht immer so verhalten hatte, wie es den Vorstellungen der Fey entsprach, war sie trotz allem die Tochter des Anführers.
    Eine wichtige Persönlichkeit.
    Seine Hand zitterte. Im vorderen Raum war es jetzt ruhig. Seine Augen hatten sich immer noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Er hatte das Licht etwas zu rigoros verbannt, und da er gestern abend auch kein Feuer angezündet hatte, gab es nicht einmal glühende Kohlen, die den Raum erleuchteten.
    Konnten die Fey in absoluter Dunkelheit sehen? Er wußte es nicht.
    Langsam schob er seine Hand auf den Nachttisch. Das kühle, glatte Holz unter seinen Fingern beruhigte ihn. Vorsichtig tastete er über die Oberfläche, um nichts umzustoßen.
    Ein leises Ausatmen, nicht sein eigenes. Er hielt inne. Er war nicht sicher, ob er das Geräusch wirklich gehört hatte. Kein Knarren, niemand stieß gegen die Möbel, nichts als Stille.
    Der Besucher kannte seine Räume offenbar sehr genau.
    Sein ganzer Körper zitterte vor Spannung. Er tastete vorsichtig weiter über den Nachttisch, bis seine Finger geschliffenes Glas berührten.
    Das Fläschchen.
    Er widerstand dem Impuls, es sofort an sich zu reißen. Statt dessen umschloß er das Gefäß langsam mit der Hand, hob es ein wenig an und zog es lautlos zum Bett hinüber.
    Noch ein Atemzug. Leise. Fast unhörbar. Aber jetzt war er sicher, daß ihn seine Ohren nicht getrogen hatten.
    Die Person befand sich hier in diesem Raum.
    Matthias drückte das Fläschchen gegen seinen Brustkorb und zog den Stöpsel mit der freien Hand heraus. Wenn die Person im Raum kein Fey war, dann würde ihm dieses Fläschchen nichts nützen.
    Vielleicht würde es den Angreifer zumindest überraschen.
    Ein leichter Luftzug und die Wahrnehmung von schwacher Wärme zu seiner Linken. Jemand stand neben ihm.
    Matthias spritzte das Wasser in diese Richtung. Es landete auf dem Bett, dem Nachttisch und auf Matthias’ Hand. Jemand stieß einen sonderbaren, fast panischen Schrei aus.
    Und plötzlich erfüllte das grüne Leuchten aus seinem Traum den gesamten Raum. Es ging von einem jungen Mann aus, der in der Mitte des Raumes stand. Er war klein und untersetzt und hatte das typische Gesicht eines Inselbewohners. Der Bursche blinzelte, als blende ihn das Licht.
    Das Weihwasser hatte ihn zum Leuchten gebracht. Bedeutete das, daß er ein Doppelgänger war? Oder eine andere Sorte Fey?
    Oder vielleicht doch ein Inselbewohner?
    Dann kam der Mann blitzschnell an Matthias’ rechte Seite, Licht brach sich auf einer Klinge.
    Er hatte ein Messer.
    Matthias
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