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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Autoren: Andreas Weiler
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ausstreckte.
    Es war eine trügerische Wärme. Sie täuschte Wohlbehagen vor, wo in Wirklichkeit langsame Zersetzung war. Sie versprach Freude, wo Tod lauerte.
    Niemand wußte es. Niemand konnte es ahnen.
    Feuerregen.
     
    Für einen Augenblick wurde es dunkel vor Judads Augen. Als er wieder sehen konnte, hatte sich seine Umgebung gründlich verändert. Er fühlte sich schwach. Und gleichzeitig stark. Das Sanfte Fieber wütete in ihm wie nie zuvor. Und doch … die Energie der Schwarzen Träne erfüllte ihn mit einem nicht enden wollenden Strom aus Zuversicht. Er bewegte sich. Er fühlte sich so jung wie er war. Er sah. Er begriff.
    Schattenleguane schnaubten verwirrt und gleichermaßen aggressiv.
    Ein junges Mädchen auf einer Liege, zugedeckt von einer energetischen Fessel … in der Haut Hunderte von Giftdornen einer Purpurnen Orchidee. Ein paar Meter entfernt … eine andere Frau, das Gesicht entstellt, eine häßliche Fratze, eingefroren nun in Zeitlosigkeit.
    Judad bewegte sich. Die Schwarze Träne haftete an seinen Händen. Er hätte sie nicht einmal dann ablegen können, wenn er es gewollt hätte. Er trat an seine Schwester heran. Vier Monate waren vergangen, für ein Boratdy-Paar eine lange, eine zu lange Zeit. Sie starb. Er sah in ihren Körper hinein, und er konnte das Gift sehen, das von ihrem Herzen durch die Adern gepumpt wurde und so jeden Teil des Körpers erreichte. Er sah ihre erlöschenden Gedanken.
    Er schaltete die Erg-Fessel aus. Das Leuchten verblaßte. Er berührte ihre kalte Stirn.
    Die Kraft der Träne floß aus seinen Fingerkuppen heraus. Sie drang durch die Poren in Noelles Körper ein, trieb durch ihre Lymphgefäße, wusch und reinigte, vermischte sich dann mit den roten und weißen Blutkörperchen und tilgte das Gift, das anders nicht getilgt werden konnte.
    Der Lebensfunke Noelles begann wieder heller zu erstrahlen. Judad hörte einen Schrei, und er drehte sich um. Er wußte tief im Innern, daß er viel Zeit hatte. Doch gleichzeitig erkannte er, daß er unter Zeitdruck stand. Ein Widerspruch, der in der Realität, in der er sich nun befand, kein Widerspruch war. Er fühlte sich herrlich. Er fühlte sich beinah allmächtig.
    Ich bin ein Gott, dachte er, verdrängte diesen Gedanken aber sofort wieder.
    Dianne DasMaren hatte den Laser ergriffen und feuerte. Die beiden Schattenleguane bewegten sich nicht. Xala und Tairit … nur zwei leblose Gestalten, Erinnerungen an Wesen, die vor einer Ewigkeit eine eigene Identität besessen hatten, die nun aber ohne jede Bedeutung war.
    Der Glutblitz sickerte ihm entgegen und floß an seinem Körper entlang, ohne ihn zu verbrennen. Die Ätherische Stimme der Schwarzen Träne wurde von einem Flüstern zu einem tosenden Orkan. Der Laser in der Hand Diannes löste sich einfach auf. Sie riß die Augen auf. Wahnsinn flackerte in ihren Pupillen. Judad kümmerte sich nicht darum. Er wurde von etwas anderem angezogen.
    Er setzte sich wieder in Bewegung, öffnete eine Tür und trat in einen Raum, in dem sich Hunderte, wenn nicht Tausende von erbeuteten und gestohlenen Glimmsteinen bis an die Decke stapelten. Sie glühten in einem geisterhaften Schein, und sie schienen nur auf ihn gewartet zu haben.
    Judad wußte, was zu tun war.
    Er wußte und begriff alles.
    Und er handelte ganz automatisch. Möglicherweise war es nicht sein eigener Wille. Vielleicht war es auch nur die Schwarze Träne. Ihre Ätherische Stimme vereinigte sich mit den starken Ausstrahlungen der anderen Glimmsteine.
    Judad sah Bilder: die instabilen Kristallstaubseen, der Staub, der auf ganz Haydrath niederging und die Frostblumen schuf. Die Stürme und Orkane. Die Großen Beben im Südwesten, die noch hier zu spüren waren. Die vordringenden Gletscher.
    Die Glimmsteine reagierten so, wie sie seit Jahrmillionen während der Zeit des Feuerregens auf Haydrath reagierten. Sie lenkten und steuerten. Sie verkürzten das Ende eines ökologischen Zyklus’, der sonst Tod über alle Menschen dieser Welt gebracht hätte. Sie nahmen den Frostblumen ihre auflösende Kraft und verwendeten sie dazu, die Bindung der Kristalle zu brechen. Die Frostblumen zerfielen in Millionen von Einzelkristalle, die davonschwebten und wieder zu neuen Kristallstaubseen wurden.
    Jenseits der dunklen Staubwolke, die Haydrath auf seiner Bahn um das Zwillingsgestirn durchquerte, erwachte die Rote Riesensonne zu einem neuen Intensivzyklus. Ihr Glanz nahm wieder zu, und die energetische Emission verstärkte sich. Die letzten Reste
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