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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern
Autoren: Andreas Weiler
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Pusteln und Geschwüre hatten sich aufgelöst, und sie fühlte neue Kraft, die ihren Körper durchströmte.
    Irgendwo aber war auch ein Hauch von Melancholie.
    Über ihnen entstand ein Riß in der Pflanzendecke, und durch eine transparente Schutzschicht, die sie vom Vakuum des Weltraums trennte, blickte sie auf eine kleine Scheibe, die rasch weiter in sich zusammenschrumpfte. Sie hatten Schwarzkind verlassen.
    Die letzte Reise Davids …
    Der Planet wanderte aus ihrem Blickfeld heraus, und kurz darauf gierte direkt vor ihnen der Schlund der Singularität. Myriam spürte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Sie wollte sprechen und David warnen. Sie wollte versuchen ihn davon zu überzeugen, daß dies alles nur eine weitere Falle des falschen Spektrums war.
    Aber kein Laut kam von ihren Lippen.
    David trat an sie heran und schloß sie kurz in die Arme. »Es ist gut, Myriam. Es ist alles gut.« Und er fügte hinzu: »Ich habe keine andere Wahl.«
    Sie nickte.
    Und dann waren sie heran.
    Das Schwarz schloß sich um sie, aber Myriam hatte keine Angst mehr, in den Gravitationsstrudeln zermahlen zu werden. Immer tiefer stürzten sie in die Singularität hinein, und Myriams Empfindungen wurden auf sonderbare Weise intensiv. Sie sah, hörte, fühlte, roch, tastete und schmeckte auf eine Weise, die ihr zuvor fremd gewesen wäre, ihr jetzt aber als normal erschien.
    Der Sturz in das Schwarze Loch war so lang – und endete doch nach wenigen Sekundenbruchteilen.
    Sie hatten das Steuerzentrum der Waffe der Uralten erreicht.

15
Der weiße Stern
    Die Plattform, über die sich eine weite Kuppel spannte, schwebte durch einen Weltraum, in dem es keine Sterne gab. Hier, jenseits der Pforten der Singularität, herrschte tatsächlich eine ewige Nacht, aber es war dennoch nicht dunkel.
    Ein riesenhafter Urbaum wuchs unterhalb der Kuppel, und sein Geflecht aus Ästen und Zweigen wölbte sich Hunderte von Metern über ihnen. David trat an den mächtigen Stamm heran und strich mit beiden Händen über die Borke. Unmittelbar darauf glühten oben alle Blätter auf, und ihr Glimmen und Funkeln verstärkte sich, bis Myriam schließlich die Augen halb zukneifen mußte, um nicht geblendet zu werden. Das Licht sickerte durch die transparente Kuppel und erhellte einen Kosmos, in dem jede Bewegung erstarrt war, selbst die der Lichtquanten.
    »Ja, Mutter«, sagte David leise und blickte empor. »Ich bin da. Endlich da. Es ist soweit.«
    Er drehte sich langsam um. Luther Straightwire sah ihn ruhig und gelassen an, und Myriam nahm eine tiefe Zufriedenheit wahr, die nun von dem Lenker ausging. Er hatte die wichtigste Mission seines Lebens erfolgreich abgeschlossen.
    Claude Farrell wanderte umher und betrachtete die Nischen und Alkoven, in denen nun andere Lenker und Helfer erwachten, die seit Äonen geschlafen hatten. Seine Lippen formulierten immer wieder das stumme Wort Lyra.
    »Dies hier«, sagte David, »ist der erste Urbaum, der in unserem Universum entstand. Von ihm stammen Yggdrasil und all die anderen Steuerbäume und Ulema ab. Es ist die Große Mutter, die die Knospen des Baumes so sehr verehrten und über lange Zeiträume hinweg vergeblich suchten. Es war keine Falle, Myriam. Ich bin am Ziel angelangt.«
    »Die Entitäten …« Claude Farrell wirbelte um die eigene Achse und war mit einigen raschen Schritten an der Seite Straightwires. »Hat der Vernichtungsschlag gegen die Menschheit schon stattgefunden? Oder kann man ihn noch verhindern.«
    Der Lenker lächelte nachsichtig. »Ein solcher Schlag hat keinen Sinn mehr, wenn es keine Zonen der Entropiebeschleunigung mehr gibt.« Er deutete auf David.
    Tief in Myriam krampfte sich etwas zusammen.
    Die Gestalt Davids löste sich auf. Und während er eins wurde mit dem Einzigen Urbaum, während weit oben in den Myriaden Blättern ein imaginärer Wind seufzte und leise lachte, leuchteten vor Myriam und ihren beiden Begleitern Sterne in einem weiten Projektionsfeld auf. Galaxien stoben dahin, und überall glitzerten kleine rote Punkte, die einzelne Kettenglieder des IAES verdeutlichten. Nach und nach entstanden Verbindungslinien neu, die seit Jahrmillionen und noch länger unterbrochen gewesen waren. Schließlich erblickten sie ein Gespinst, das das ganze Universum der Zweiten Welt durchzog.
    Die Zonen der Entropiebeschleunigung waren wie Krebsgeschwüre in einem ansonsten gesunden Organismus. Einige der roten Flecken vergrößerten sich und deckten das kalte Grau zu. Und als das kirschfarbene
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