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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern
Autoren: Andreas Weiler
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träumen nicht. Ich werde Ihnen alles erklären.«
    »Wer … wer sind Sie?«
    Der Mann lächelte sanft. »Ich heiße Claude Farrell. Und das dort drüben ist ein Lenker: Luther Straightwire.«

14
Die Gläserne Zitadelle
    Draußen zirpte leise der Stumme Flieger. Das Geschöpf war unruhig und nervös, denn die Nacht gehörte Crunn. Nur am Tage, wenn die Sonne über den Himmel kletterte, überflogen er und seine Artgenossen Schwarzkind, auf der Suche nach einer Vergangenheit, die unter dem Staub von Äonen begraben lag.
    David starrte auf die aschige Masse, die von dem Liktor übriggeblieben war.
    »Er konnte die Wahrheit nicht ertragen«, sagte Luther Straightwire ruhig. »Ich habe ihm alle Illusionen genommen. Es ist lange her, daß er einem aktiven Lenker begegnete. Er hatte keinen Grund, an meinen Erklärungen zu zweifeln.«
    »Er hat das schon einmal gemacht.« Claude Farrell verzog das Gesicht. »Im Wrack-System. Ich habe davon gehört.«
    David nickte. Auch er erinnerte sich daran. »Er starb, weil er begriff, welche Schuld er auf sich geladen hat. Mir wollte er nicht glauben. Aber einem Lenker mußte er vertrauen.«
    Myriam zog sich zitternd an. Der Treiber namens Claude Farrell half ihr dabei und musterte sie immer wieder aus den Augenwinkeln.
    »Wir müssen zur Gläsernen Zitadelle«, sagte David und machte Anstalten, die Hütte zu verlassen. »Mit eurem Flieger …«
    Straightwire trat ihm in den Weg und schüttelte den Kopf. »Er kann uns nicht alle tragen. Und die anderen Stummen singen in Crunn. Erst wenn es Tag wird, schwärmen sie aus, und dann können wir einen weiteren herbeirufen. Bis dahin haben wir Gelegenheit, uns auszuruhen, David. Du wirst deine Kräfte noch brauchen.« Und er fügte hinzu: »Die Bildung des weißen Sterns steht nun unmittelbar bevor.«
    Myriam ließ sich auf der Matratze nieder und bemühte sich, nicht an ihre Infektion zu denken. Sie verbarg die Hände unter einem klammen Lappen und lauschte den Erzählungen Davids. Ausführlich berichtete er Claude Farrell und Luther Straightwire von seinen Erlebnissen in der Sonnensphäre, von dem Transfer hierher und all den anderen Ereignissen. Irgendwann begannen die Stimmen der Männer zu verklingen, und Myriam fielen die Augen zu. Diesmal warteten keine Alptraumbilder auf sie. Sie schlief tief und traumlos. Und irgendwo inmitten der ruhigen Dunkelheit glomm der matte Schein neuer Hoffnung.
    Das Eis des Sees war längst so dick, daß es ihr Gewicht trug. Sie stapften durch den Schnee und näherten sich den Barrieren an der Peripherie der Zitadelle. An diesem Tag zeigten sich nur wenige Wolken am Himmel, und das helle Licht der Sonne spiegelte sich auf Erkern und Zinnen, reflektierte von kristallenen Wänden und tanzte spielerisch durch die Wandelgänge.
    Nichts rührte sich in der Gläsernen Zitadelle. Stumm ragten die Türme empor.
    Die Loge schlief.
    »Vorsicht«, sagte Luther Straightwire und blieb vor der Wand aus flirrender mentaler Energie stehen. Myriam verspürte plötzlich einen dumpfen Kopfschmerz, und eine leise Stimme flüsterte: Geht nicht weiter. Nicht weiter. Kehrt um. Hier wartet der Tod auf euch … Sie taumelte, fand aber kurz darauf das Gleichgewicht wieder. Die Krankheit breitete sich immer rascher in ihrem Körper aus. Verstohlen betrachtete sie ihre Hände. Einige erste Pusteln waren aufgeplatzt und sonderten eine eitrige Flüssigkeit ab. Geschwüre zeigten sich auch schon auf ihren Unterarmen, und wenn sie sich mit den Fingerkuppen über die Wangen strich, spürte sie kleine Verhärtungen, wie Knoten aus Schorf.
    Farrell sprach immer wieder leise auf David terGorden ein. Myriam verstand nicht alles, was der Treiber mit dem dunklen Haar sagte. Aber ein Wort wiederholte sich oft: Entitäten.
    David nickte mehrmals und preßte die Lippen zusammen. Er wußte, daß jetzt die entscheidenden Augenblicke bevorstanden.
    Luther Straightwire veränderte sich. Die Konturen seiner Gestalt schienen sich für einige wenige Augenblicke zu verwischen, und für einen Sekundenbruchteil glaubte Myriam, den Blick der stahlgrauen Augen des Liktors auf sich zu spüren.
    »Ich weiß alles, was er gewußt hat«, sagte der Lenker. Und er rief: Ich bin zurück, Loge. Ich habe meinen Auftrag erfüllt. Ich komme, um zu ruhen.
    Und langsam bildete sich eine Strukturlücke in der Außenbarriere. David und Straightwire traten rasch hindurch, und Farrell und Myriam folgten eilig. Hinter ihnen schloß sich die flirrende Wand wieder, und vor ihnen
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