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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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knirschte leise. Die Luft war klar und rein und frisch.
    Die Erinnerung an die Nacht … nur noch ein Schatten von Wärme, ein Traum vielleicht nur, eine Illusion unter vielen. Nayalas Gesicht war starr, und ihre Füße liefen bald blau an.
    »Tirion! So melde dich doch, Tirion! Wo bist du?«
    Sie fand ihn als wimmerndes Bündel, halb vergraben in einer Schneewehe. Sie zog ihn vorsichtig daraus hervor.
    Er weinte.
    »Komm, Tirion. Wir holen uns den Tod in dieser Kälte. Komm mit mir zurück, Tirion …«
    »Laß mich. Es ist deine Schuld. Das Sanctum strahlt nicht mehr. Ich bin zum Stabilmann geworden in der letzten Nacht. Ich werde niemals die Monumentenschwelle überschreiten können.«
    In der Ferne ertönte ein sonderbares, monotones Summen.
    »Komm mit mir, Tirion.« Sie umfaßte seinen Arm und zog ihn in die Höhe. Tränen quollen aus seinen Augenwinkeln und gefroren zu glitzernden Perlen.
    »Laß mich doch endlich, Nayala. Ich will sterben … laß mich los.«
    Das Summen verstärkte sich.
    Nayala hob den Kopf. Ein eigenartiges Gebilde kroch über das Weiß des Schnees, ein glänzendes Spinnengeschöpf mit ovalem Leib. Es verharrte schließlich, und oben auf dem Oval öffnete sich eine Klappe. Ein Kopf schob sich daraus hervor, umweht von braunem Haar.
    »Nayala!«
    Sie riß die Augen auf. »Narda …« Sie packte den schluchzenden Tirion unter den Achseln und schleppte ihn auf die bizarre Konstruktion zu.
    Narda lief ihnen entgegen und lachte.
     
    Das Wandernde Tor schwebte einem dunklen Schlund gleich durch das Tal. Die über die Felswände kriechenden Seidenspinner kletterten eilig und furchtsam davon, wenn es ihnen zu nahe kam. Einige der an den Hängen klebenden Kokons verfaulten.
    Der Vielgestalter in der körperlichen Hülle Gil-Corons schwankte, als die ersten Stufen der steilen Treppe hinter ihnen lagen. Er lehnte sich gegen den Fels und rang nach Luft. Der Körper war eine deforme Masse, in der kaum noch einzelne Glieder voneinander zu trennen waren.
    »Du wirst schwächer«, sagte David.
    Die gelben Augen blickten ihn an und drängten die Stimme des Konnexkristalls beiseite.
    »Ich bin noch stark genug«, sagten Gilcos Lippen – zwei eitrige Geschwulste in einem verwachsenen Gesicht.
    »Siehst du das Wandernde Tor dort?« David drehte den Kopf auf die Seite. Der finstere Schlund lauerte einige hundert Meter hinter ihnen. Irgendwo rechts davon lag das Tor der lokalen Transitschleife. Der Schmerz des Transfers war noch immer in ihm. Der Vielgestalter hatte die Sperrung des Tors gewaltsam durchbrochen, dabei aber ganz offensichtlich seinen Kräftehaushalt überbeansprucht.
    »Ja, ich sehe es.«
    »Es ist der legendäre Weltentunnel«, sagte der Vielgestalter und setzte sich wieder in Bewegung. David folgte ihm gegen seinen Willen. Es war, als gehörten die Beine nicht mehr zu seinem Körper. »Er verbindet Ohne Grenzen mit dem Kosmos, aus dem wir hierhergelangten. Wenn wir im Monument sind, werde ich die Blockierung aufheben. Dann kann endlich der Falsche hierhergelangen.«
    »Wer ist der Falsche?«
    »Das wirst du früh genug erfahren.«
    Schritt um Schritt stiegen sie empor. Schließlich beschrieben die Stufen eine Kurve nach rechts, und verauslag der Eingang zum Monument.
    Erneut versuchte David, gegen die Kontrolle durch den Vielgestalter anzukämpfen. Und erneut mußte er feststellen, daß er die mentalen Mauern, hinter denen sein Ich kauerte, nicht niederreißen konnte.
    Es war eine marmorne Wand, in die Hunderte von Zeichen eingemeißelt waren. Und wie bei den Säulen der Transitschleifen, so bildeten auch hier die Symbole ein Äste- und Zweigegeflecht. Der Vielgestalter lehnte sich gegen die Wand und keuchte.
    Ein leises Wispern regnete auf Davids Ego nieder. Es war vertraut, aber es entzog sich dennoch einem genaueren Verstehen.
    »Du kannst nicht hinein«, sagte David langsam. Seine Zunge war taub.
    Der Vielgestalter hob die Malachitträne.
    »O doch«, sagte er. »Ich kann es. Mit deiner Hilfe.«
    Erneut tropfte Schmerz an Davids Muskeln und Sehnen und Nervensträngen entlang, peinigendes Feuer, das das Bild vor seinen Augen verwischte.
    »Öffne dich für mich, Monument!« rief der Vielgestalter mit gurgelnden Lauten. »Öffne dich.«
    Und David vernahm die Stimme des Konnexkristalls, ein sanftes Raunen, das nicht ihm gehorchte und auch nicht an ihn gerichtet war. Die Potentiale der vier Spektren, die er bereits in sich aufgenommen hatte, flossen mit dem seinen zusammen und bildeten eine
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