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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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Lanze, die vom Vielgestalter geformt und geschärft und gegen die marmorne Wand der Monumentenschwelle geschleudert wurde.
    Das Hindernis vor ihnen löste sich auf; irgendwo ertönte ein melodisches Läuten. Der Vielgestalter trat vor, und David folgte ihm gleich einem willenlosen Schatten.
    Der Berg war hohl.
    Und die kolossale Halle, die sich vor ihnen ausbreitete, erstrahlte im Licht Tausender von Malachiten. Ein gewaltiger Weltenbaum wuchs in ihrem Glanz und reckte seine ausladende Krone den Felsen weit oben entgegen.
    Der Vielgestalter atmete schwer.
    Und David spürte die Macht des Urbaums, die mentale Gischt, die gegen die Mauern seines Kerkers spülte und langsam Kerben wusch. Der Vielgestalter taumelte weiter, dem Stamm des Weltenbaums entgegen.
    Kristall? Hörst du mich, Kristall?
    »Gib dir keine Mühe, David terGorden«, brachte der Vielgestalter undeutlich hervor.
    Ein transparenter Schrein stand neben dem Stamm des Urbaums, und eine reglose Gestalt lag darin, überströmt von dem Grün der Malachite, gestreichelt von der Stimme des Baums, getröstet seit Äonen. Gil-Coron Tschiad stützte sich auf den Deckel des Sarkophags und blickte hinab in das Gesicht des Schlafenden. David trat an seine Seite.
    Die Gestalt war humanoid.
    Und aus den Poren wuchsen winzige grüne Knospen.
    »Ein Lenker!« brachte David hervor.
    »Ja. Der Letzte Konstrukteur. Er schläft seit der Abkapselung von Ohne Grenzen.« Gilcos Gesicht glich einer Fratze. »Er schläft und träumt von seinen Brüdern, die damals starben. Er wird nie wieder erwachen, dafür sorge ich.«
    Lenker! Erwache, Lenker!
    Aber Davids Gedanken prallten zu ihrem Ausgangspunkt zurück und verursachten weiteren Schmerz. Er sank an der Flanke des Schreins zu Boden. Die gelben Augen Gilcos starrten auf ihn herab.
    Er sagte kein Wort.
    Er wandte sich stumm um, trat an dem Schrein vorbei und lehnte sich dann an den Stamm des Weltenbaums. In der ausladenden Krone weit oben rauschte eine kalte Windbö.
    »Ich befehle dich unter meinen Willen, so wie es schon einmal geschah!« rief der Vielgestalter. Er schwankte. »Ich befehle dich unter meine Macht. Erschließe den Weltentunnel; eröffne das Tor, das zu den Sternen der anderen Welt führt, und bahne mir einen Weg aus diesem separierten Land von Ohne Grenzen …«
    David vernahm das Murmeln des Weltenbaums. Er konnte sich nicht rühren. Er lag am Boden, und seine Arme und Beine schienen an den Fliesen zu kleben.
    Zwei von Feuerkränzen umrahmte Augen schwebten aus der Baumkrone herab.
    »Endlich habe ich dich gefunden. Vielgestalter!« wisperte die Ratgebende Stimme.
    »Ich brauche Hilfe«, antworteten Gil-Corons Lippen. »Ich bin schwach. Ich benutze die Kraft des Weltenbaums im Monument des Letzten, aber sein Widerstand ist groß, und ich weiß nicht, wie lange ich ihn kontrollieren kann.«
    »Ich verstehe. Ich kenne jetzt deine Position. Ich werde die Meherin Djunaths schicken. Vielgestalter, du mußt den Letzten eliminieren …«
    »Ich weiß. Ich habe ein Tor geschaffen, Mosaik. Aber es wird nicht lange von Bestand sein. Ich bin zu schwach.«
    »Wir werden es finden«, antwortete die Ratgebende Stimme. »Aber du mußt den Letzten ausschalten.« Die Feuerkränze begannen zu verblassen. »Hörst du. Vielgestalter? Du mußt den Letzten ausschalten. Er könnte die Separierung verstärken, wenn er wieder erwacht …«
    Die Worte verhallten.
    Der Vielgestalter rang nach Luft und schwankte wieder auf den Schrein zu. Hornige Nägel kratzten über den Deckel. Die Gestalt darunter regte sich nicht.
    »Nein«, stöhnte David.
    Der Vielgestalter beachtete ihn nicht. Er hob die Malachitträne und begann damit, das tödliche Gespinst aus Beschwörungen zu weben.

IX
    Du weißt, was geschieht, wenn es dir nicht gelingt, den Weißen Stern zu bilden, David terGorden, Erbe der Macht. Nur eine einzige weitere Emission entropiebeschleunigender Kraft genügt, um die Zonen der Raum-Zeit-Instabilität wieder wachsen zu lassen. Und ohne die einsatzfähige Lange Reihe, die Waffe der Uralten, wird der Kosmos kollabieren – so wie es schon einmal geschah. Diesmal aber gibt es keine Uralten mehr. Diesmal wird es das Ende bedeuten. Finde die anderen Spektren, David terGorden. Nimm sie in dich auf und bilde den Weißen Stern. Dann gibt es wieder Hoffnung.
    Yggdrasil
     
    Hört ihr meinen Ruf, ihr Erben der Macht? Kommt zu mir. Ich habe eine neue Welt geschaffen, in der ihr euch finden könnt. Kommt, und habt keine Furcht …
    Der Falsche
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