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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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lebte in David terGorden weiter.«
    Das Mädchen zögerte.
    »Ich glaube«, sagte es dann, »es würde mir nicht gefallen, jemanden zu lieben, der körperlos in einem anderen Geschöpf lebt.« Es sah zu Mirhna auf. »Was geschah weiter mit Nayala, Geschichtenerzählerin? Konnte sie schließlich den Zuwendungsbann des Verfluchers überwinden?«
    »Das«, entgegnete Mirhna lächelnd, »ist eine andere Geschichte.« Sie erhob sich. »Kommt nun, Kinder.«
    Einige der Kleinen gähnten.
    »Ich mag den Schwarzen Fürsten nicht«, sagte das Mädchen. Und ein Extrasolarer fügte hinzu:
    »Ich auch nicht. Hat David terGorden ihn schließlich besiegt, Mirhna?«
    Ihr Lächeln war sanft und warm. Kinder waren ein kostbarer Schatz, ihre Gedankenbilder zart und empfindlich. Es oblag ihr, diese Gedanken zu verfestigen, sie mit den Dingen vertraut zu machen, die einst gewesen waren, ihnen Konsequenzen aufzuzeigen und Rückschlüsse zu offenbaren. Es oblag ihr, diesen Schatz zu hüten und ihn davor zu bewahren, Fehlern anheimzufallen, die bereits vor vielen Jahren schon einmal begangen worden waren.
    »Für heute«, erwiderte sie, »habt ihr genug gehört. Die Geschichte geht noch weiter, ja. Ich werde euch den Rest an einem anderen Tag erzählen.«
    »David terGorden ist doch nur eine Legende«, sagte ein etwa siebenjähriger Junge abfällig. »So wie ein Märchen.«
    Mirhna musterte ihn.
    »Die Terranauten auf den Wandernden Welten sind davon überzeugt, daß es ihn wirklich gab, Jossi. Sie pflegen sein Andenken, weißt du. Und viele von ihnen glauben ganz fest daran, daß er eines Tages zu ihnen zurückkommen wird.«
    »Aber wenn es ihn wirklich gab«, sagte Jossi hartnäckig, »dann ist er inzwischen längst tot. Es sind viele Jahrhunderte vergangen.«
    »Wer weiß.« Mirhnas Lächeln wirkte nun hintergründig und geheimnisvoll. »Die Weltenbäume leben seit dem Anbeginn der Zeit …«
    Die Kinder strebten dem Ausgang entgegen.
    Die Mushni hob einen Arm.
    »Es war eine interessante Geschichte«, bemerkte die Institutsleiterin.
    Die Kleindrachen von Adzharis folgten den Kindern krächzend hinaus. Draußen ertönten lachende Stimmen, gefolgt von den mahnenden Worten einiger Erwachsener.
    »Ja«, sagte Mirhna und musterte die Mushni aufmerksam.
    »Ich habe nie zuvor davon gehört.«
    »Das ist nicht weiter verwunderlich«, sagte die Geschichtenerzählerin. »In den Jahren des Umbruchs geschah viel, und darüber geriet manches in Vergessenheit. Die Terranauten aber vergaßen nie, was geschah. Sie pflegen das Erbe der Vergangenheit, und sie bringen die Kunde weiter.«
    »Es gibt die Weltenbäume«, sagte die Mushni. »Aber gab es auch David terGorden?«
    Mirhna zögerte.
    »Was glaubst du, Umarmerin?«
    »Ich weiß es nicht …«, gab sie ein wenig skeptisch zurück.
    »Du zweifelst also.«
    »Ich bin kein Kind mehr. Kinder glauben einfacher. Ihr Geist ist offener.«
    »Kinder sind für viele Dinge empfänglicher als wir.« Sie lachte leise und wandte sich ebenfalls zum Gehen. »Ist es wichtig, ob es David terGorden gab oder nicht?«
    Die Mushni dachte eine Weile nach. »Nein«, sagte die Extrasolare dann. »Nein, ich denke nicht. Es ist die Botschaft, die zählt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Mirhna, winkte zum Abschied und ging.
    Draußen empfing sie die Kühle des Abends. Die Kinder waren fort, zurückgekehrt zu ihren Bioheimen, in die Arme geschlossen von ihren Eltern. Eine kleine Hand streckte sich ihr entgegen, und Mirhna sah in das Gesicht des Mädchens, das nach Nayala gefragt hatte.
    »Ich glaube, daß es ihn gab«, sagte das Mädchen, dann eilte es mit flinken Schritten davon.
    »Ich auch«, sagte Mirhna, aber es war nur ein Flüstern, das von ihren Lippen tropfte.
    ENDE
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