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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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Ich.
    Der Drache schüttelte sich. Tirion verlor den Halt und stürzte zu Boden. Staub wehte. Nayala löste ihre Finger aus den Schuppenfugen und sprang.
    »Was soll das bedeuten?« fragte sie scharf. »Du hast versprochen, uns zum Monument zu bringen.«
    Der Drache neigte seinen breiten Schädel und musterte sie mit undeutbaren Blicken. Er schnaubte.
    Ich versprach nur, euch in ein entferntes Land zu tragen. Dieses Versprechen habe ich eingehalten. Mein Teil der Übereinkunft ist erfüllt.
    Und damit richtete er sich auf, krächzte und erhob sich wieder in die Lüfte. Bald war er nur noch ein dunkler Punkt weit oben am Himmel.
    Tirion stöhnte.
    Nayala umfaßte seine Schultern und half ihm wieder auf die Beine.
    »Ich habe dir gesagt, man kann ihnen nicht trauen.« Tirion streifte ihre Hände ab und trat rasch einige Schritte zur Seite. In Nayala begann wieder der Kummer zu nagen. Das Leuchten des Sanctums schien ein wenig schwächer geworden zu sein. Tirion deutete auf eine graue Linie am Horizont.
    »Dort liegen die Heiligen Schluchten«, sagte der Neutrumjünger. Die rudimentären Kiemen an seinen Hüften hatten sich nun ganz geschlossen, und das Gesicht war das eines Menschen. Nayala sah die Ausbuchtung an seinen Lenden, und Wärme durchflutete ihre Magengrube. »Es ist noch weit … zu weit.« Er senkte den Blick, und der Wind zerrte an seiner zarten Gestalt.
    Nayala legte den Kopf in den Nacken. Die Böen trockneten ihre Tränen.
    »Es zieht ein Unwetter heran. Wir sollten irgendwo Schutz suchen.«
    »Ja. Ein Eistornado. Es wird kalt werden, sehr kalt …«
    Nichts regte sich in den Hütten des Dorfes. Fensterläden klapperten im Wind, Holzscheite ächzten. Staub wirbelte dahin, und Nayala neigte den Kopf und stemmte sich den heftiger werdenden Böen entgegen. Der Himmel verdunkelte sich, aber diesmal waren es nicht die lichtlosen Wolken. Kälte sickerte heran und stach mit eisigen Nadeln durch den Kilt, den sie trug.
    Im Innern der Hütte, in die sie traten, lagen zwei bleiche Skelette. Tirion trat an die Knochen heran und ging in die Knie.
    »Was ist hier geschehen?« fragte Nayala leise. Draußen heulte der Eistornado, und die Temperatur war bereits so weit gesunken, daß ihr Atem kondensierte. Sie fröstelte.
    »Eine Seuche«, gab Tirion zurück. Das Leuchten seines Sanctums fiel auf verfaulte Essensreste in tönernen Näpfen. Es sah aus, als hätte der Tod ganz überraschend Einzug gehalten. »Es war ein Dorf von Aussätzigen.«
    Nayala sah sich um und entdeckte eine Kerze und einen Zündstein. Kurz darauf erfüllte milchiger Schein das Innere der Hütte. Die Böen des Tornados hämmerten gegen die schiefen Wände.
    »Wir sollten ein Feuer entfachen«, sagte Nayala.
    »Diese Hütte hat keinen Kamin«, stellte Tirion fest. »Es wäre zu gefährlich. Das Holz könnte sich entzünden und uns bei lebendigem Leibe verbrennen.«
    Nayala trat an Tirions Seite. Der Neutrumjünger hatte sich auf dem Boden niedergelassen, auf der windabgewandten Seite der Hütte. Seine Augen waren feucht, als er zu Nayala aufblickte.
    »Nein, du mußt fortbleiben von mir.«
    »Tirion, ich …« Ihre Stimme versagte. Das Verlangen in ihr ließ ihre Glieder zittern.
    Tirion wandte sich ab. »Ich bin dir dankbar dafür, daß du mir in der Wüste das Leben gerettet hast.« Die Stimme des Neutrumjüngers klang dumpf. Das Dach der Hütte knirschte bedrohlich. Schnee wirbelte draußen und überzog den trockenen Staub mit einer weißen Patina. Blitze zuckten. »Und dennoch … ich hätte dir nie begegnen dürfen Nayala. Sieh meinen Körper an.«
    Nayala ging in die Knie und streichelte seine nackten Schultern. Es war nicht mehr das Fleisch eines Nhumb’tis, sondern das eines Menschen.
    »Es … es tut mir leid, Tirion …«
    Er stieß ihre Hand fort. Sie spürte den Zorn in ihm, der durchtränkt war von Wehmut, Resignation und intensiver Zuneigung. Er reagierte auf die Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte. Er konnte gar nicht anders. Er war ein Gefangener seines Körpers, so wie auch Nayala.
    »Jetzt ist es so gut wie aussichtslos«, flüsterte Tirion. »Ich dachte, wir hätten es mit Drachen schaffen können bis zum Monument. Jetzt müssen wir zu Fuß weiter. Es dauert lange. Und wenn wir ankommen, werde ich endgültig ein Stabilmann sein.«
    Die Böen heulten. Das Dach polterte; der Eistornado griff nach den verwitterten Brettern, hob sie an und schleuderte sie davon. Schnee wehte auf sie herab, und die Hüttenwände schwankten
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