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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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Wie viele Spektren hast du bereits in dich aufgenommen?«
    »Vier«, sagte David.
    »Vier? Nur vier? Ich höre es, in der Ferne … das Flüstern des Untergangs, die Stimme der Instabilität.« Er hob den Arm. »Es darf sich nicht wiederholen, was einst geschah, David. Du mußt die anderen Spektren finden und damit die Kettenglieder der Langen Reihe wieder zusammenschweißen, hörst du? Aber sieh dich vor. Du hast einen mächtigen Gegner, David.«
    »Wer? Wer ist es, Lenker?«
    »Der Falsche. Er baute diese Welt, um damit die Erben der Macht heranzulocken. Er unterwarf sich die anderen Weltenbäume, David. Du kennst deine Aufgabe. Du mußt sie von dem dunklen Einfluß befreien, David. Nur dann kannst du den Weltentunnel wieder eröffnen, ohne daß der Falsche eine Möglichkeit bekommt, hierherzugelangen. Meine Brüder und ich … wir haben es damals verhindert. Meine Brüder starben dabei. Oh, der Falsche ist stark, so stark …«
    »Wer ist der Falsche?« fragte David drängend.
    »Bring dieser Welt den Frieden, David. Bring ihr den Frieden …«
    Der Lenker sah ihn an, dann brach sein Blick.
    David senkte den Kopf.
    Eine ganze Weile herrschte Schweigen. Dann trat Tirion an die Seite Davids und flüsterte:
    »Titan …«
    Nayala streichelte seinen Arm. Das Kant-Symbol auf ihrer Stirn brannte. »Er ist tot, Tirion. Er schlief lange und wartete nur auf diesen Tag. Jetzt hat er seine letzte Ruhe gefunden.« Das Sanctum am Hals Tirions strahlte und funkelte und glühte.
    »Titan …«, wiederholte er langsam. David stand auf und drehte sich langsam um.
    »Ich habe dich gesucht«, sagte David leise.
    »Und ich dich, Titan.« Tirion vollführte eine umfassende Geste. »Unsere Legenden sagten, ich könnte dich hier treffen. Die Legenden meinten den Lenker, das weiß ich nun. Aber er war nicht der Titan. Du bist es.«
    Nayala zwinkerte. »Ich verstehe nicht …«
    Tirion sah sie an, und in seinen Augen schwamm Wehmut. »Doch«, sagte er ruhig. »Doch, du verstehst.«
    »Er?« fragte Narda.
    David nickte. »Ja. Es war sein Echo, das ich vernahm. Besser gesagt, das Echo des Sanctums. Es trägt den Geist desjenigen, den ich suchte. Tirion ist sein Träger.«
    »Er ist also das fünfte Spektrum.«
    »Ja.«
    »Nein!« rief Nayala und klammerte sich an Tirion fest. »Nein, David, du irrst dich, du mußt dich irren.«
    Tirion streichelte zärtlich ihre Wangen. »Er irrt sich nicht, Nayala. Ich muß gehen.«
    »Tirion …«
    Er schüttelte den Kopf. »Es gibt keine andere Möglichkeit, und das weißt du. Ich werde nicht sterben, Nayala. Ich werde weiterleben.« Er trat auf David zu. Der Konnexkristall hüllte ihn mit einer karmesinroten Aureole ein.
    »Nein!« rief Nayala. Narda hielt sie fest. Arvid starrte stumm.
    Tirions Körper wurde transparent und durchscheinend. Er trat einen weiteren Schritt auf David zu … und dann in ihn hinein. Das Leuchten seines Sanctums verschmolz mit dem des Konnexkristalls.
    Dann verblaßte die Aureole.
    Nayala sank zu Boden, und zwei glitzernde Tränen zogen feuchte Spuren auf ihren Wangen.
    Davids Blick ging in die Ferne. Jenseits des Horizonts, den er mit seinen geistigen Augen betrachten konnte, flüsterte ein weiteres Echo seiner selbst, ein starkes Ego, mächtiger als das des Spektrums, das er gerade in sich aufgenommen hatte. Der sechste Bruder, der in dieser Welt der Magie lebte. Er legte den Kopf in den Nacken und sah zur Krone des Weltenbaums empor.
    Ruh dich aus, sangen die Äste und Zweige weit über ihm. Du bist jetzt stark. Erbe der Macht. Fünf Spektren wohnen bereits in dir, aber sieh dich vor. Dein Gegner ist mächtig. Du kennst deine Aufgabe, David.
    »Ja«, sagte er, und seine Lider wurden schwer. Sein Körper verlangte nach Schlaf.
    Bring dieser Welt den Frieden und zerstöre die Falle, die der Falsche errichtete.
    »Ja«, sagte David.
    Dann sank er neben dem Stamm des Weltenbaums zu Boden und schlief augenblicklich ein.
    Nayala weinte leise.

Epilog
    Die Geschichtenerzählerin sah die Kinder der Reihe nach an. Melancholie zeigte sich auf manchen Gesichtern, auf anderen tiefe Nachdenklichkeit. Stille schloß sich ihren Worten und mentalen Bildern an. Selbst die Mushni ihr gegenüber rührte sich nicht. Von draußen her tropften die Melodien der Flüsterschreine zu ihnen herein, untermalt von dem Raunen der bioelektronischen Produktivzisternen.
    »Nayala tut mir leid«, sagte ein kleines Mädchen. »Sie liebte Tirion.«
    »Aber Tirion starb doch nicht«, warf ein Junge ein. »Er
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