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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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hauchzarten Flugmembranen waren auf dem Rucken zusammengefaltet.
    »Bleib fort von uns«, kreischte die Orgalla. »Bleib fort von mir und meinem Kind, Verflucher!«
    Das Geschöpf in dem fußlangen Kilt lachte knurrend. Der Böenreiter trat vor und berührte Nayala mit einem Hüftruder am Arm. Lähmender Schmerz durchflutete ihr Innerstes mit einer heißen Woge; sie konnte sich nicht mehr rühren. Das Schockgift der Rudersporen des Böenreiters betäubte ihre Nerven und Muskeln.
    »Ja«, sagte der Verflucher. »Diese Rantranen will ich haben …«
    Der Böenreiter öffnete eine kleine Tasche an seiner Schulter und holte ein eisernes Siegel daraus hervor. Er preßte es Nayala an die Stirn, und der in ihr lauernde Schmerz explodierte plötzlich zu einer gleißenden Kaskade. Ihre Gedanken versanken in einem Strudel aus Vergessen.
    Nayala stand an der Aussichtsluke der Üppigkammer und blickte hinaus auf die Weite der Kochenden See und der unter ihr liegenden Hauptebenen der Schwimmenden Stadt. Aus den Poren in den Blähwalknochen drangen aromatische Düfte. Hier oben war der Gestank der Niedrigetagen nur eine ferne Erinnerung. Dunkle Punkte schwebten inmitten der Kondenswasserwolken über dem heißen Ozean, Böenreiter in den Aufwinden, Krillsammler vielleicht, oder nichts weiter als Gottestänzer, die es genossen, von den Böen getragen dahinzureiten, umarmt von Hitze. Nayala wandte sich um.
    »Du bist eine seltsame Rantranen«, sagte der Schüristi, der neben der breiten Liege im Zentrum der Kammer inmitten eines Bergs aus Kissen hockte. Vor ihm lag ein hölzernes Brett, das mit bizarren Symbolen versehen war. Der Schüristi – ein zart gebauter Kiemen-Lungen-Atmer mit überaus feingliedrigen Händen und eher melancholischer Natur – legte kleine Steine auf diese Symbole. Es war eine Beschäftigung, deren Sinn und Bedeutung sich Nayalas Verständnis entzogen. »Es wundert mich nicht, daß Shahrak Interesse an dir fand. Warum hast du nur seine Aufmerksamkeit auf dich gezogen?«
    »Ich habe es dir schon erklärt«, gab Nayala zurück und setzte sich auf den Rand der Liege. Der Spiegel ihr gegenüber zeigte ihr mit aller Deutlichkeit das Abhängigkeitssymbol, das der Böenreiter mit dem Siegel auf ihre Stirn gebrannt hatte: eine kniende Gestalt mit geneigtem Kopf. »Ich war so dumm, jemandem helfen zu wollen, der bereits verloren war.«
    Der Schüristi lachte melancholisch. »Wenn ein Böenreiter die unteren Ebenen besucht, die Bereiche der Arbeiter und Grundsteinleger, dann ist das immer ein böses Omen, Nai-Ahla. Zumal, wenn er sich in der Begleitung eines Verfluchers befindet. Verflucher sind starke Gabensprecher, und sie haben nur deswegen eine gewisse Freiheit und dienen nicht in der Vulkanfeste des Schwarzen Fürsten, weil sie Meherin säen, neue Angehörige der Dunklen Horden Djunaths. Sie sind auf der Suche nach Gabentalenten, und manchmal, wenn sie eins gefunden haben, verfluchen sie den Betreffenden, und in seiner fleischlichen Hülle wächst dann ein Dämon. Du hast den jungen Meherin in dem Orgalla-Kind eliminiert. Rantranen. Das hättest du niemals tun dürfen.«
    Sie sah ihn müde an. »Was wird er mit mir anstellen?«
    »Der Verflucher?« Wieder das melancholische Lachen. »Ich weiß es nicht. Auch ich bin sein Rant, sein Abhängiger. Shahrak findet manchmal Gefallen an meinen Philosophien. Wahrscheinlich wird es mir so lange gutgehen, wie ich ihn immer wieder mit geistigen Erkenntnisse und Scheinweisheiten überraschen kann. Was danach kommt … ich weiß es nicht. Und was er mit dir anstellen wird? Du hast die von ihm gesäte Meherinbrut getötet und seinen Zorn erweckt. Es kommt darauf an, was ihm wichtiger ist: dein Körper oder seine Rache.«
    »Mein Körper?«
    Der Schüristi kicherte. »Auch ein Verflucher ist nur Fleisch und Blut, selbst wenn er ein Djunath-Diener ist, Nai-Ahla.«
    Sie erhob sich und trat wieder an die Aussichtsluke. Die Üppigkammer befand sich in einem der hohen Türme der Schwimmenden Stadt; es war Luxus, der nur einem Djunath-Diener zur Verfügung gestellt wurde.
    »Wir müssen fliehen«, sagte sie leise.
    »Fliehen?« Der Schüristi schauderte. »Fliehen, Nai-Ahla? Der Bann Shahraks würde uns sofort einholen. Wir sind seine Rant, vergiß das nicht. Wir sind an ihn gebunden, für immer.« Er vollführte eine weit ausladende Geste. »Und wie willst du fliehen? Du hast keine Flügel wie die Orgalla, keine Tragmembranen wie die Böenreiter …«
    »Es gibt eine Transitschleife
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