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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Autoren: Andreas Weiler
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ich … wo bin ich, was bin ich … wie bin ich …«
    Es war kaum zu verstehen. Es war ein grollendes Murmeln, untermalt von dem Knirschen, das aus den Eingeweiden von Vircho III an ihre Ohren drang. Irgendwo polterte etwas.
    »Wir müssen fort«, flüsterte Nayala. Und dann, lauter, entschiedener: »Wir müssen fort, Yronne, Gilco. Das Graue Loch …«
    Und Narda dachte: David, wo bist du? Stimmt es, was Gilco sagte? Du bist seit langem fort, David. Und sie sah das Gesicht eines hochgewachsenen Mannes – unergründliche Augen, blonde, fast weiße Haare, ein rotes Glühen am Hals, der Konnexkristall.
    Lebst du noch, David?
    »Antworte, verdammt!« schrie Gilco. Sein Gesicht war nun nur noch eine Fratze, durchsetzt mit eiternden Geschwüren. Er hatte auch seine körperliche Stabilität verloren. »Antworte! Wo ist David? In welcher Gefahr befindet er sich? Wie finden wir zu ihm?«
    Das Gesicht in der Fleischmasse wandte sich ihm zu. »David? Ge … fahr?« Und: »Es geht zu Ende. Alles geht einmal zu Ende.« Die Stimme klang jetzt wieder kraftvoller. Die Kälte in der Zentrale intensivierte sich. Der Atem der Terranauten … weiße Fahnen vor spröden Lippen.
    Die Fleischmasse stank. Sie begann sich aufzulösen. Die Miene des Orakels drückte Entsetzen aus. Und noch etwas, das Narda und Nayala nicht zu identifizieren vermochten – fast so etwas wie Genugtuung.
    »Kommt«, sagte Narda. »Es hat keinen Zweck. Kehren wir zurück.«
    »Nein!« heulte Gilco. Seine Hände gruben sich tief in das organische Konglomerat. »Sprich endlich, Valdec! Wo ist David? Was ist mit ihm geschehen?«
    »Tausendfeuerwelt …« murmelte das Geschöpf. »Die erwachenden Mimikrinten … die Steinernen Damen … weit, weit fort …« Die Stimme brach ab, und als sie erneut ertönte, war sie vollkommen klar. »Ja, David ist in Gefahr. Und er ahnt nichts. Ja, er wird sterben. Tausendfeuerwelt wird ihn verschlingen.«
    »Wo liegt diese Welt der Tausend Feuer?« fragte Narda rasch. Kälte floß plötzlich in ihren Adern, und ein schweres Gewicht schien auf ihren Schultern zu lasten.
    »Tausendfeuerwelt … oh, jenseits der Weiten Leere …« Das Gesicht verformte sich; die Züge vereinten sich mit der Konturlosigkeit der restlichen Masse. Der Gestank war kaum noch zu ertragen.
    Ich fürchte mich. Ich fürchte mich so …
    »Oh, der Vielgestalter war sehr erfolgreich.« Es war ein schallendes Dröhnen, das von den Wänden widerhallte. »Erfolgreicher vielleicht als ihr ahnt.« Hohn. »Und ihr habt ihn nur teilweise geschlagen. Er ist nicht tot, nicht tot …!«
    »Was weißt du über den Vielgestalter?« fragte Nayala scharf.
    »Wo ist David?« heulte Gil-Coron. »Wo ist David?« Yronne kniete sich neben ihm nieder, doch er stieß sie mit einer barschen Handbewegung fort. Tränen standen in ihren Augen.
    »Er lebt, ja er lebt. Und David stirbt, stirbt, stirbt …«
    Dämpfe stiegen von der Fleischmasse auf. Ein Sensor auf dem Instrumentengürtel Nardas leuchtete in grellem Rot.
    Ich fürchte mich. Ich fürchte mich so sehr …
    »Raus hier.« Narda packte Gilco an der Schulter und zerrte ihn herum. Er schlug nach ihr, doch sie wich dem Hieb aus. »Raus hier, schnell. Die Dämpfe sind giftig.« Yronne kam Narda zu Hilfe. Gilco tobte und wollte sich aus der Umklammerung befreien, doch die telekinetische Fessel schränkte seine Bewegungen ein.
    Das Orakel verzehrte sich in innerem Feuer.
    Die Terranauten kletterten die Treppe hinunter, sprangen über die Spalten im Boden der Zentrale und eilten in den Korridor, der zu den Außenbereichen der Station führte. Sie hatten die Helme der Raumanzüge nun wieder geschlossen. Die Außenmikrofone übertrugen das Dröhnen und Kreischen in der Statik von Vircho III. Sie liefen durch das Dunkel, und über die Gangwände flackerten Elmsfeuer. Die Station starb. Endgültig.
    Ich fürchte mich so sehr. Ich fliehe. Ich segle wieder zu den Sternen und fort von dem Tunnel ins Andere. Ich fliehe … ich fliehe …
    Trauer und Kummer, Freunde zu verlieren.
    Nein! rief Narda. Bleib, Raknon. Ohne dich sitzen wir hier fest. Bleib hier, Freund!
    Keine Antwort. Nur noch Schweigen im telepathischen Äther.
    »Ihr könnt Gilco loslassen«, sagte Yronne leise. »Er wehrt sich nicht mehr.«
    Als sich die telepathische Fessel auflöste, sank Gil-Coron langsam zu Boden. Er krümmte sich zusammen, wimmerte, weinte. Der Schmerz in ihm war ein dichtes Netz, das nicht einmal die beiden Drachenhexen Narda und Nayala zu durchdringen
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