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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Autoren: Andreas Weiler
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Transfermuscheln vorbei, Fahrzeuge, die nun ohne Energieversorgung und damit nutzlos waren. Sie kletterten Nottreppen empor und erreichten schließlich die Ebene, auf der auch die Zentrale lag. In dem tanzenden Licht ihrer Scheinwerfer glaubten sie, hier und dort vibrierende Schatten zu sehen. Psionische Sinne lauschten und stießen doch nur auf Schweigen.
    Völliges, totales Schweigen.
    Es war ein ganz anderes Erlebnis als das, von dem Claude Farrell berichtet hatte. Düstere Leere, fast so finster wie die Nacht zwischen den Sternen. Und jenseits der Wände aus Stahlprotop … das graue Ungeheuer, der Moloch aus Entropiebeschleunigung, ein gefräßiges, lichtwochengroßes Maul.
    Der Boden zu ihren Füßen erzitterte und knirschte. Sie blieben stehen.
    Ich fürchte mich! rief das quasiintelligente Steuerzentrum des Organseglers. Ich fürchte mich so …
    »Spürt ihr das?« fragte Nayala dumpf.
    »Seht mal!« Yronnes Scheinwerfer tauchte die Korridorwand in matten Glanz. Beulen zeugten sich im Stahlprotop, Risse und Ausbuchtungen.
    »Sieht aus, als hätte ein Titan hier seine Wut ausgelassen«, kommentierte Narda. Sie schauderte. »Laßt uns weitergehen. Ich möchte hier so schnell wie möglich wieder raus.«
    Gil-Coron wimmerte leise. Der Schmerz war ein ständiger Begleiter, ein Schatten, den er nie abstreifen konnte. Und es gab kein Mittel dagegen. Nur den Ewigen Schlaf.
    Das Schott, das den Zugang zur Zentrale von Cosmodrom Vircho III bildete, war nur noch ein zerfetztes Metallkonglomerat. Der Boden des Korridors war hier geneigt und von Furchen, Rillen und breiten Rissen durchzogen. Die Terranauten stiegen vorsichtig darüber hinweg. Yronne stützte Gilco. Seine Lippen formulierten Worte, die niemand verstand.
    Kälte wehte ihnen aus der Zentrale entgegen, ein eisiger Atem, der nach Untergang stank. Auch hier waren die Lichtspender zerstört, geborsten, von innen heraus geplatzt. Kontursessel waren aus den Bodenverankerungen gerissen worden, Stahlrohre geknickt. In den Wänden knirschte und rumorte es. Ich fürchte mich. Ich fürchte mich so. Bitte kommt zurück …
    Es dauert nicht mehr lange, gab Narda zurück. Bald, Raknon, bald.
    Die Anzeigen der Instrumentenpulte … blinde, blicklose Augen. Die Monitore und Scannerschirme … dunkle Höhlen mit scharfen Zähnen aus Glas- und Kunststoffsplittern. Sie schritten dem Podest entgegen, den Computerkonsolen, die dort oben installiert waren, den Komfortsesseln, in denen vor noch drei Jahren Operateure die Ent- und Beladung der riesigen Containerschlepper überwacht hatten. Das alles gehörte der Vergangenheit an. Doch in einem dieser Sessel, so hatte Claude Farrell berichtet, hockte ein Geschöpf, das einst als Lordoberst Max von Valdec über das Sternenreich der Menschheit geherrscht hatte.
    »Er ist nicht mehr da«, murmelte Nayala. Sie zögerte unwillkürlich, die nach oben führenden Stufen zu betreten. Das Licht ihres Scheinwerfers enthüllte nur weitere Zerstörungen. Cosmodrom Vircho III war längst tot. Das Graue Loch schickte sich an, eine Leiche zu fressen.
    »Er ist da!« heulte Gil-Coron. Er streifte Yronnes Hand ab und stürzte an Nayala vorbei die kurze Treppe empor. »Er ist da!«
    »Gilco!« rief Yronne und eilte ihm nach. Der Psychomechaniker verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden, als eine neue Erschütterung durch die Station lief. Narda und Nayala blickten sich kurz an und folgten dann nach oben. Gil-Coron Tschiad hockte vor einem deformierten Sessel und wirkte wie versteinert. Yronne stand zwei oder drei Schritte hinter ihm und hatte die Waffe aus dem Holster gezogen. Die Fokussierer glühte rot. Ihr Blick klebte an dem Geschöpf, das mit dem deformierten Sessel verwachsen war.
    Es hatte kaum noch Ähnlichkeit mit Max von Valdec. Es war ein amorphes Etwas mit einer Vielzahl von Extremitäten. Und irgendwo inmitten dieser Fleischmasse schwamm ein menschliches Gesicht: die Züge hart, die Augen grau und kalt, die Lippen schmal. Der Blick ging in die Ferne und schien die Wände aus Stahlprotop zu durchdringen. Narda trat an die Seite Yronnes und legte ihr sanft die Hand auf den Arm. Die Mündung der Waffe neigte sich zitternd dem Boden entgegen.
    »Orakel«, krächzte Gil-Coron. »Orakel, sag mir: Wo ist David terGorden? Welche Gefahr droht ihm? Wo können wir ihn finden? Kann … kann er mir helfen? Können wir ihm helfen?«
    Die amorphe Fleischmasse mit dem menschlichen Gesicht vibrierte. Augenlider zuckten, einmal, zweimal.
    »Wer … bin
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