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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Autoren: Andreas Weiler
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segelten davon und regneten in weitem Umkreis zu Boden. Dort, wo sie durch die Nebelschwaden fielen, flackerten Flammen auf, Zungen gleich, die ein oder zwei Sekunden lang hungrig emporleckten.
    Die Ausstrahlungen des Kristalls waren nun ganz nahe.
    Ihrima schritt rascher aus und hielt auf den weißen Turm zu, der nicht weit von der dunklen Pforte entfernt aus dem Boden wuchs. Die Zischporen zu seinen Füßen fauchten leise. Nacht sickerte heran, als die Lichtlosen Wolken weit oben die Gleißzonen mit ihrer finsteren Decke erstickten.
    In der Eingangskammer des Turms stieß Ihrima auf David und Narda.
    Sie lagen wie zwei erstarrte Statuen am Boden. Ihre Augen waren geöffnet, der Blick starr auf die gewölbte Decke gerichtet. Vorsichtig berührte der alte Mann die Stirn Davids. Schweißperlen glänzten dort, und doch war die Haut so kalt, daß er seine Hand unwillkürlich zurückzog. Die Wucht der Bannschwellen hatte sie voll getroffen. Sie waren nicht tot; sie hatten den Schock überlebt.
    Aber sie starben. Langsam. Kalte Furcht breitete sich in Ihrima aus. Er erhob sich rasch und eilte dann die Treppe empor. Die ätherische Stimme des Kristalls kam näher. Sie war so stark, daß er sie sogar ohne den Gabenstein vernehmen konnte.
    Von dem Sharin-Dieb war weit und breit nichts zu sehen.
    Weiter oben fand der Weltenerkunder den Leichnam eines Orgalla. Der Körper war mumifiziert, also offenbar schon lange Zeit tot. Der pyramidenförmige Haufen aus Gabenmalachiten daneben leuchtete mit mattem Schein. Ihrima nahm einen der grünen Splitter an sich und konzentrierte sich darauf. Nichts. Nur das lockende Wispern des Kristalls.
    Ihrima stieg eine weitere Treppe empor und stieß kurz darauf erneut auf zwei reglose Gestalten. Wie David und Narda ähnelten sie den Rantranen von Ohne Grenzen, und nur ihre Augen machten deutlich, daß sie nicht von dieser Welt stammten.
    »Tod«, murmelte der alte Mann. »Dieser Turm ist eine Stätte des Todes.«
    Der Kristall … der Prophezeite durfte nicht sterben. Ohne Grenzen mußte hoffen können.
    Weiter.
    Die Stimme des Kleinods kam näher.
    Als Ihrima den Dieb fand, begriff er, warum er seine Gedanken nicht hatte wahrnehmen können. Der Leib des Sharin war mit geschwürartigen Pusteln übersät; sein Hartpanzer war an mehreren Stellen aufgeplatzt, das Leben aus ihm herausgetropft.
    Garshen hatte seinen Diebstahl mit dem Leben bezahlt. Ihrima wandte sich um und betrachtete den schimmernden und gleißenden Kristall. Wie zögernd fast streckte er die Hand danach aus, und als er das Kleinod berührte, rann ein kalter Schauer über seinen Rücken.
    Es war die Ausstrahlung des Kristalls, die den Dieb umgebracht hatte. Sie war stark, gewaltig, kolossal … und nur ein mächtiger Gabenspender vermochte ihr standzuhalten und sie zu nutzen. Ihrima wußte, daß auch er selbst sich der ätherischen Stimme nicht allzu lange aussetzen durfte.
    »Jetzt verstehe ich, warum du diesen Stein unbedingt haben wolltest, Djunath«, flüsterte Ihrima. »Hörst du mich, Fürst im Schattenland?« Er lachte leise. Und er dachte an die Vulkanfeste, in der sein Erstich litt nach dem erfolglosen Anschlag auf das Zentrum der dunklen Macht.
    Der Kristall vernahm seine Gedanken.
    Er erstrahlte heller und sponn den alten Mann ein in einen purpurnen Kokon. Er fokussierte seine Gedanken, festigte die mentale Verbindung, die zwischen der siebten Repräsentation und dem Wahren Ich bestand.
    Ihrima sah einen nackten, ausgemergelten und gepeinigten Körper, der an der Wand klebte, umgeben von kostbaren Schätzen. Die Knochen waren als bleiche Schemen unter der vergilbten Haut zu erkennen, und hier und dort nagten die Egel an dem wenigen noch verbliebenen Fleisch. Ihrima sah in ein Gesicht, das sein eigenes war.
    »Du hast lange genug gelitten«, murmelte er und streckte seine kalte Hand nach dem Herz seines Erstichs aus. »Finde nun Ruhe, Weltenerkunder. Und gib mir mein Wissen zurück …«
     
    Djunath sah mit den Augen des Weisen Mosaiks. Sein Blick klebte an den beiden Feuerkränzen, die vor den zweiundachtzig Malachittränen schwebten. Die Mineralienadern dazwischen waren wie Venen und Adern, in denen Kraft und Macht floß.
    In Heißer Sand herrschte Aufruhr.
    Die Meherin eilten hin und her, waren wie Ameisen inmitten der Irrgärten aus Straßen, Gassen, Nischen, Alkoven und Bogengängen. Die Festprozession der Orgalla gerieten ins Stocken. Zwitschernde Stimmen fluchten, und die Hornbläser schwiegen. Wimpel flatterten.
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