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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Autoren: Andreas Weiler
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Netz der Transitschleifen mit Flüchen durchzogen hat. Aber ich bin ein Gabensprecher, ein Lauterer.« Er kicherte. »Nein, nein, ich denke, wir können es wagen. Ich denke, wir müssen es wagen.«
    Und mit diesen Worten stieß er David und Narda in die Pforte aus Schwärze hinein. Er selbst zögerte noch einen Augenblick, warf den heraufkletternden Meherin eine eiskalte Sturmbö entgegen, die zwei von ihnen den Hang hinunterschleuderte und trat dann ebenfalls in das Dunkel der Transitschleife.
     
    Der Elfenbeinturm ragte wie ein weißglänzender Eiszapfen aus den Bodennebeln empor. Stumm zeigte er auf das Grau des Himmels, und die Gleißzonen dort begannen sich bereits wieder zu verfinstern und den Lichtlosen Wolken zu weichen. Garshen kehrte der Transitschleife hinter ihm den Rücken und schritt auf den Turm zu. Die Gasporen im Boden zischten leise; seine Beine durchteilten die hin und her tastenden Nebelschwaden, die aus ihnen heraussickerten. Jenseits des Elfenbeinturms aus der Alten Zeit, dort, wo sich die Nebel verdichteten und so undurchdringlich schienen wie die feinmaschigen Netze der Spinner, lag das Ende der Welt, das Ende von Ohne Grenzen. Dort herrschte nur noch Leere, und keine Transitschleife überbrückte die Kluft. Dort gähnte nur noch das … Nichts.
    »Anix!« rief Garshen, und wieder quoll die Müdigkeit in ihm empor, einer Infektion gleich, die immer mehr Zellen seines Körpers erfaßte. »Hörst du, Anix? Ich bin es, Garshen, der Sharin und Freie Dieb …«
    Keine Antwort.
    Stille.
    Der Turmzugang stand offen, und schon das allein war unerhört. Anix lebte in ständiger Furcht, daß Djunath oder seine Schergen diese Transitschleifenoase entdeckten, daß sie herausfanden, auf was er hier gestoßen war. Garshen blieb kurz stehen und sah sich um. Hier und dort lichteten sich die Nebelschwaden ab und zu, und dann konnte der Sharin die Zugänge zu den Schächten erkennen, die der Orgalla mit primitivem Gerät in den Boden getrieben hatte. Weit unten, in den schweigenden Eingeweiden von Sand, Staub und Fels, flüsterten die ätherischen Stimmen der Malachite.
    »Aaanix!« rief der Dieb erneut.
    Und wieder erhielt er keine Antwort.
    Garshen betrat den Turm. Im Innern herrschte trockene Kühle, aufrechterhalten und geschützt von den Feuchtigkeitsabweisern und den temperaturstabilisierenden Knospen. Glimmpunkte in den perlmuttfarbenen Wänden leuchteten auf, als der Sharin durch die Eingangskammer schritt und sich dann der Treppe zuwandte, die zu den weiter oben gelegenen Haupträumen führte.
    Schlafen, dachte Garshen. Ausruhen. Und: Mein Heim ist tot; ich hasse dich, Djunath, Schwarzer Fürst.
    Aber selbst der Haß brannte nur mit kleiner Flamme.
    Er fand den Schürfer auf dem obersten Treppenabsatz, direkt neben einem pyramidenförmigen Haufen glänzender Malachite. Die Knopfaugen des Orgalla waren trüb, das Gefieder stumpf, der Schnabelmund stumm. Anix mußte bereits seit langer Zeit tot sein, und die keimfreie Umgebung hatte seinen Leichnam mumifiziert. Garshen starrte wie betäubt auf die Überreste des Schürfers. Dies war der letzte Freund, den er gehabt hatte, die letzte Zuflucht, die sich ihm bot. Nichts. Umsonst.
    »Anix«, murmelte Garshen. »Kind eines bösen Eis, die Frucht eines Fluches. Dein Leben lang warst du auf der Flucht und ahntest lange Zeit nicht, welche Gabe in deinen Gedanken wohnt. Bist du einen ungesteuerten Transit wagtest und diese Oase entdecktest. Die Oase mit dem reichsten Vorrat an ungebundenen Malachiten.«
    Und jetzt, fügte der Dieb in Gedanken hinzu, hat dich der Bann des Fürsten doch noch erreicht.
    Garshen weinte lautlos, und seine Facettenaugen trübten sich in dem Kummer, in dem sein Herz badete.
    Der Kristall flüsterte warm und verlockend.
    Müde.
    So müde …
    Er stieg über den Toten hinweg. In der zweiten Kammer traf er auf die beiden reglosen Leiber zweier Rantranen. Er erinnerte sich dumpf daran, sie schon einmal gesehen zu haben, und als er nachdachte, fiel es ihm auch wieder ein: in Heißer Sand, die Sklaven in den Käfigen der Krieger; es war der Mann mit dem deformen Gesicht, der ihn trotz der Käfigpolarisierung gesehen hatte.
    Er beugte sich nieder.
    Der Körper des Fremden war aufgedunsen, das Gesicht nun nur noch eine formlose Masse. Seine Haut … sie war kalt wie Eis. Die Frau war von normaler Statur, doch auch sie schlief den Schlaf des langsamen Sterbens.
    Ein anderes Bild fügte sich vor seinem inneren Auge zusammen: damals, in den
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