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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
Autoren: Robert Quint
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die Mittenzeiten zum Überleben braucht. Die Huftiere merken nicht einmal, daß sie leben. Sie rühren sich nicht, wenn man sie schlachtet.
    Ihnen ist alles gleichgültig.
    Das Leben, der Tod, die Ebene. Sie sind fast wie die Weber.
    Der Gedanke an die Weber ließ Sayrin leise frösteln.
    Aber sie konnte nicht mehr zurück ins Devries-Tal. Nicht jetzt. Nicht ohne Netz.
    Sie hatte sich davongestohlen, doch sie konnte sich nicht mehr zurückschleichen. Man hatte ihre Abwesenheit wahrscheinlich schon bemerkt. Vielleicht hatte man schon nach ihr gesucht. Und man würde wissen, wohin sie gegangen war.
    Oft genug hatte sie davon gesprochen.
    Wer sprach nicht davon? Aber ein Narr war, wer sein Gerede in die Tat umsetzen wollte. Ein Narr war noch schlimmer als ein Huftier, hieß es im Tal. Ein Huftier tat nichts. Nichts. Außer Fressen und im Schlachthaus sterben.
    Aber ein Narr unternahm sinnlose, absurde, lächerliche Dinge.
    »Ihr werdet schon sehen!« stieß Sayrin gereizt hervor. »Erde, ferne Erde, ihr werdet schon sehen!«
    Sie schwitzte.
    Sie wischte die Schweißperlen vom Gesicht und sah das Huftier an.
    Das Huftier schwitzte nicht einmal. Zweifellos war es selbst dafür zu dumm. Das Huftier war so groß wie Sayrin und doppelt so lang. Es besaß einen ungeheuren Kopf, doch es dachte nicht. Es war grau wie die Ebene und hatte einen Schweif, den es aber nie bewegte. Nicht einmal einen Artennamen hatten ihm die Menschen von Calhari gegeben – es war kein Tier, das die Phantasie beflügelte. Huftiere waren Huftiere – sonst nichts.
    Auf dem Rücken des Huftieres lag der Sattel aus Schilf. Der Sattel kitzelte am Gesäß, wenn man auf ihm saß. Rechts und links waren an dem Sattel große geflochtene Taschen befestigt. In den Taschen befanden sich Wasserschläuche und geräuchertes Huftierfleisch.
    Das letzte Stück Maisbrot hatte Sayrin gestern abend verzehrt.
    Sayrin tastete nach ihrem Gürtel.
    Das Messer aus Hurtierknochen war kühl. Selbst wenn die Sonne brannte und sengte, blieb es kühl.
    Sayrin war groß und schlank. Im grünen Sonnenlicht nahm ihre Haut einen matten Türkiston an. Stand die violette Zweitsommersonne am Himmel, war sie grau wie die Ebene selbst. Sayrins Arme waren kräftig und sehnig. Ihre Augen waren braun wie ihr Haar und blickten scharf und wach in die Welt.
    Sayrin besaß keinen Bruder und dies war schlecht, denn so würde sie auf den Zweitsommer warten müssen, um zu erfahren, wie es war, wenn man bei einem Mann lag.
    Es gab vierzehn Frauen ohne Brüder im Devries-Tal und drei Männer ohne Schwestern. Die Mittenzeiten nahmen keine Rücksicht auf die Moral der Menschen, und jeder, der bis zum Zweitsommer noch nicht bei einem seiner Geschwister gelegen hatte, bekam nur schwer einen Gemahl.
    Sayrin verzog das Gesicht.
    Der Gedanke an den Zweitsommer und das große Hochzeiten war fast so schlimm wie der Gedanke an die Weber.
    »Ich werde es hinter mich bringen«, murmelte Sayrin zu dem Huftier.
    Das Huftier kaute Gras und beachtete sie nicht. Sie schwang sich in den Sattel und versetzte dem Huftier einen derben Klaps.
    Erst wenn ein Mensch auf einem Huftier saß, verlor es seine Dummheit. So begann es zu traben und folgsam dem langgestreckten Hügel zuzustreben. Stumm trottete es den Hügel hinauf, erreichte den Kamm und stolzierte gemächlich die Böschung wieder hinunter.
    Es stolzierte tatsächlich.
    Sayrin spürte den Stolz des Huftieres. Es trug einen Menschen, und das ließ es über seine Artgenossen hinauswachsen.
    Vor ihr – grau und platt, hier und da verrunzelt wie das Gesicht einer Greisin, die ihr Leben in den Dämpfen der Gerberei des Devries-Tales verbracht hatte – breitete sich die Ebene aus.
    Das Warten hatte sich für die Ebene gelohnt.
    Sie empfing Sayrin mit all ihrer weiten Ödnis und verschluckte das Grün der Sonne. Staub wirbelte unter dem gemächlichen Trott des Huftieres auf. Der Staub kitzelte auf der Haut und vermischte sich mit dem Schweiß zu einem dünnen Panzer, der bald in der Hitze trocknete.
    Sayrin schloß die Augen und begann zu dösen.
    Langsam trabte das Huftier weiter, den Bergen entgegen, und es würde laufen, bis es vor Hunger und Erschöpfung tot zusammenbrach. Das war der Huftier-Charakter. Selbst mit einem Menschen auf dem Rücken änderte sich nichts an seinem dumpfen Wesen.
    Mit der Zeit stieg die grüne Sonne weiter hinauf, beschrieb ihre vorgezeichnete Bahn und stand dann in Sayrins Rücken.
    Jetzt glitzerte ihr Metallanhänger nicht mehr, ihr
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