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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
Autoren: Robert Quint
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in den Fels geschlagen waren.
    Stumme Spuren anderer Narren.
    Die Haken reichten bis zum Nistplatz des Webers. Sie sahen aus wie eine Treppe. Aber nicht einladend, sondern gefährlich, drohend, tückisch.
    Wie die verbogenen Metallstufen im monströsen Wrack des Bootes, das an der Küste des Planetenmeers seit der Großen Havarie lag.
    Sayrin packte den untersten Haken und rüttelte an ihm. Er bewegte sich nicht. Tief bohrte er sich in das Gestein hinein und bot Sayrins tastendem Fuß sicheren Halt.
    Auch der nächste Haken gab nicht nach.
    Die Dinge entwickelten sich weit besser als erwartet.
    Sayrin kletterte schwitzend und keuchend weiter hinauf, spürte den rätselhaften Druck in ihrem Schädel wachsen, und sie prüfte sorgfältig jeden Haken, ehe sie es wagte, ihm ihr Gewicht und ihr Leben anzuvertrauen.
    Der Erdboden und selbst die Geröllhalde lagen tief unter ihr. Sie fühlte die wachsende Ungeduld der Ebene. Für einen Moment wunderte sie sich, nicht die Skelette der anderen Narren sehen zu können, die vor ihr diesen tollkühnen Plan gefaßt hatten. Einen Plan, der in keinem der Täler Calharis auf Verständnis stieß.
    Die Regeln waren eng und die rauhen, stürmischen Tage der Mittenzeiten erlaubten keine Kapriolen. Nur Erfolg konnte einen Fehler wiedergutmachen.
    Sayrin rutschte.
    Ein Haken knirschte häßlich. Fein zermahlener Stein rieselte in Sayrins Gesicht. Ihre Brustwarzen rieben über Fels. Es schmerzte.
    Sie hing wie der Weber zwischen Himmel und Erde und drohte abzustürzen. Dem Huftier würde ihr Tod gleichgültig sein. Sayrin dachte anders darüber, schlug ihre Fingernägel in einen Felsriß und klammerte sich mit der anderen Hand an einem Vorsprung fest.
    Der Haken war krumm wie der Buckel eines Greises.
    Sayrin suchte mit dem Fuß und fand eine schmale, kurze Felskante. Ein winziger, überflüssiger Sims in der Steilwand. Sayrin schob sich langsam höher und berührte den nächsten Haken. Diesmal gewitzter, prüfte sie lange seine Festigkeit.
    Er hielt.
    Kein Knirschen, kein Nachgeben.
    Sayrin legte den Kopf in den Nacken, und direkt über ihr klebte der fette, graue, bepelzte Riesenleib des Webers.
    Der Weber strömte einen eigenartigen herben Geruch aus. Ein Geruch, der im Speichel kondensierte und an der Zungenspitze wie ranzige Huftiermilch schmeckte. Über den ganzen Leib verteilt blähten sich die Spinndrüsen. Ihr Fleisch schimmerte bläulich. Sie waren feucht, und sie zitterten. Aus ihren Öffnungen quollen haarfeine Fäden.
    Die Fäden flatterten im Wind und schienen einander zu suchen. Wenn sie sich fanden, wurden sie eins, bis fingerdicke Seile entstanden waren. Seile, die ungeduldig dem Himmel entgegenstrebten.
    Sayrin tastete nach dem Messer aus Huftierknochen, das in ihrem Gürtel steckte. Ihre kurze, aus getrocknetem Schilf geflochtene Hose war an einigen Stellen zerrissen. Ihr Herz klopfte heftig. Ihre Stirn war schweißnaß.
    Während sie kletterte, drohte sie dem Weber.
    »Ich habe ein Messer. Es ist scharf und spitz. Es ist lang und erprobt. Es kann dich zerschneiden, wenn ich es will. So sieht die Sache aus, Weber, und ich hole mir dein Netz.«
    Sie lächelte grimmig.
    »Denk an das Messer, Weber. Ich scherze nicht. Ich bin zu allem entschlossen. Ich habe ein Messer. Aus dem Knochen eines Huftieres. Du ahnst, was das bedeutet. Ja, du weißt es. Ich spüre, daß du es weißt.«
    Der Weber sponn betriebsam weiter. Seine Drüsen waren feucht und zitterten. Er roch streng.
    Die Sonne war nun fast untergegangen. Ihr grünes Abendlicht hing wie ein Hauch am Horizont, doch Hügelland und Ebene waren bereits von der Nacht verschluckt.
    Zögernd schwärzte sich auch der Pelz des Webers.
    Sayrin berührte ihn vorsichtig. Der Pelz war kalt und seidig. Nur eine Armeslänge trennte Sayrin von der untersten Spinndrüse. Und dieser Druck im Schädel – er war nun so stark, daß er schmerzte.
    Kühl und weich wehten ihr plötzlich Spinnfäden ins Gesicht. Sie bewegten sich wie Würmer. Sie schlängelten sich über Sayrins Augen und Nase und krochen weiter. Hinunter zum Hals, den Schultern, über die Brüste, über den Rücken. Sie wanden sich um ihre Hüften und Schenkel, um ihr Gesäß, ihre Knie, Waden und Zehen.
    Sayrin hing starr vor Angst in der Wand.
    Die Fäden waren purpurn, und ihre Zahl ließ sich nicht abschätzen. Durch das Gespinst konnte Sayrin kaum noch etwas erkennen.
    Sie war verloren.
    Sie wußte, daß sie verloren war.
    Die Weber waren verdrehter, als Sayrin jemals
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