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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
Autoren: Robert Quint
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werde ich sein? Und werde ich sein? Wo ich doch niemals gewesen bin …?«
    Mit einer letzten kunstvollen Pirouette erreichte Farrell den stählernen, zernarbten, stillen Koloß des Cosmodroms.
    Er schüttelte seine Erinnerungen ab, ignorierte das traurige Gewisper der Stimme und verankerte sich mit seinen Magnetsohlen an der weiten metallenen Wölbung.
    Vor ihm, ein dicker, hoher Schattenriß gegen das fahle Sternenlicht, reckte sich eine der Entsorgungsröhren in das All. Kein Vibrieren durchlief den Boden.
    Farrell holte tief Luft.
    Stetig und leise zischte Atemluft aus den Sauerstoffpatronen und umfächerte ihn mit angenehmer Kühle.
    Er sah auf seinen Chronometer.
    Noch zwölf Minuten bis zum ersten Aufflackern des Transmissionsfeldes. Aber er konnte nicht nach Shondyke zurück. Nicht jetzt. Zuerst mußte er in die Station eindringen und das Rätsel der Stimme lösen.
    Vielleicht, dachte Farrell, vielleicht liegt es an der instabilen Zone. In der Umgebung eines Grauen Lochs verlieren die Gesetze der Welt ihre Gültigkeit und werden ersetzt durch Zufall, Irrealität und Unmöglichkeit.
    Vielleicht gehört die Stimme einem Gespenst aus dem Weltraum II, das durch das Graue Loch in diesen Kosmos gefallen ist.
    Vielleicht.
    Der Treiber orientierte sich. Die nächste Noteinstiegsluke war ganz in seiner Nähe. Bevor er sich in Bewegung setzte, tastete er telepathisch in das Innere Cosmodroms, doch er erhielt kein Echo.
    Alles schien leer.
    Eine Täuschung.
    Die Stimme war Beweis genug.
    »… Manchmal fühle ich Schmerz, und ich weiß nicht, ob es mein Schmerz ist. Wie kann es mein Schmerz sein, wenn ich nicht bin und nie existiert habe? Aber wem gehört dieser Schmerz, wenn nicht mir? Wem gehöre ich? Wo bin ich? Was bin ich? Und sind diese Fragen wichtig? Sind Fragen wichtig, wenn die Antworten nur wieder neue Fragen aufwerfen? Liegt im Schmerz die Antwort, auch wenn der Schmerz nicht mir gehört …?«
    Die Stimme begleitete Farrell.
    Sie machte ihm Angst, und gleichzeitig war er ihr dankbar, war sie doch alles, was er hier draußen besaß. Hier draußen, wo selbst die zweihundert Milliarden Sonnen der Milchstraße nicht ausreichten, die Finsternis des Weltraums zu erhellen.
    Wo die Hitze einer ganzen Milchstraße hilflos war gegen die Kälte des Nichts.
    Schließlich erreichte Farrell die Luke, die nur umrißhaft im hellen Lichtkreis seines Helmscheinwerfers erkennbar war.
    Er stellte fest, daß er schwitzte, und er fluchte leise.
    Wieder verwünschte er seinen Entschluß, auf Morgensterns Bitte eingegangen zu sein.
    Llewellyn trifft alle Schuld, dachte der Treiber finster. Der Riemenmann wird immer närrischer. Überall wittert er Davids Spuren, und selbst der absurdeste Zwischenfall erfüllt ihn mit glühender Hoffnung. Was für ein Unsinn! Seit drei Jahren ist David verschwunden und selbst die Lenker auf Shondyke, selbst der Alte Wald und die Entitäten ahnen nicht, wo er ist.
    Verdrossen bückte er sich, um mit dem würfelförmigen Decoder die Verriegelung der Noteinstiegsluke zu lösen, doch da öffnete sich das Schott von selbst.
    Gelbes Licht fiel in die Weltraumnacht.
    Das Licht erinnerte Farrell an die Erde.
    Erstarrt stand er da. Und schluckte.
    Cosmodrom Vircho-III war nicht abgeschaltet. Die internen Versorgungssysteme funktionierten nach wie vor.
    Wer, bei allen Sternen, war dafür verantwortlich?
    Erneut lauschte er mit seinen telepathischen Sinnen.
    Wieder ohne Erfolg. Nirgendwo wurden Gedanken gedacht, Gefühle gefühlt.
    Doch die Stimme sprach eintönig weiter.
    »… Gibt es Hoffnung, wenn Hoffnung nur ein Wort ist? Gibt es Frieden, wenn nie Krieg geherrscht hat? Gibt es mich, wenn ich nicht weiß, wer ich bin? Sind die Erinnerungen wirklich oder nur fahle Träume? Kann ich träumen, wenn ich noch nicht aufgewacht bin und nie geschlafen habe? Was hat mich an diesen Ort verschlagen? Oder bin ich schon immer hiergewesen? Gibt es einen Sinn des Seins, wo ich nicht einmal den Sinn meines Seins kenne? Bin ich verdammt? Ist das die Verdammung …?«
    Farrell schüttelte den Kopf und schwang sich über den Lukenrand. Die künstliche Schwerkraft griff nach ihm, und fast schmerzhaft prallte er auf dem Boden der Schleusenkammer auf.
    Das Außenschott schloß sich.
    Luft strömte in die Kammer.
    Farrell war jetzt im Cosmodrom, und er fühlte sich plötzlich gefangen, wie ein Tier in der Falle, und es dauerte einige Zeit, bis er seine Panik bezwungen hatte.
    Cosmodrom war groß.
    Die Station bestand aus Stahl
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