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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
Autoren: Robert Quint
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erst richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Mann. Er machte zwei, drei Schritte auf die Empore zu, nur um mit einem leisen Entsetzenslaut zurückzuweichen.
    Der Mann neigte den Kopf und schnitt eine feindselige Grimasse.
    »Sie gehört mir«, sagte der Mann mit gepreßter Stimme. Mit der Stimme, die über Millionen und Abermillionen Kilometer hinweg durch den Weltraum tönte.
    »Sie gehört mir ganz allein. Keiner rührt sie an. Sie ist mein. Sie erweicht meine Verhärtungen, verstehen Sie? Vielleicht sagt sie mir, wer ich bin. Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts. Nichts. Und alles zugleich.«
    Dann beugte sich der Mann nach vorn, legte einen Schalter um, und das holografische Portrait verschwand von einer Sekunde zur anderen.
    Farrell kämpfte um seine Beherrschung.
    »In Ordnung«, sagte er heiser. »Sie gehört Ihnen. Nur Ihnen. Niemand nimmt sie Ihnen weg. Es ist gut.«
    Der Mann fluchte und schmetterte seine bleiche Faust auf die Konsole eines Funkgerätes.
    Es ist unmöglich, dachte Claude Farrell benommen. Ganz und gar unmöglich. Es darf nicht sein. Es kann nicht sein. Er ist tot. Wir alle wissen, daß er tot ist. Ein Gespenst … Ein schreckliches Gespenst …
    Der nackte Mann auf der Empore war hager, groß, grauhaarig, schmallippig. Seine Augen waren graue Glasmurmeln. Nur wenig Falten zierten das energische, totenbleiche Gesicht. Sie konzentrierten sich in den Mundwinkeln und verliehen dem Mann ein kaltes, grausames Aussehen.
    Der Körper des Mannes war mit dem Servosessel verschmolzen. Er war eins mit dem Sessel. Blasse Haut und schwarzes Leder gingen nahtlos ineinander über.
    Valdec, dachte Claude Farrell entsetzt. Er ist Max von Valdec. Der Diktator, der im Realschalter, im Traumduell mit David terGorden vor mehr als drei Jahren den Tod gefunden hat! Und jetzt ist er hier. Im Cosmodrom Vircho-III …
    »Ich kenne Sie«, murmelte Valdec. »Ich kenne Sie und kenne Sie doch nicht. Was ist nur geschehen? Was habe ich nur getan? Was habe ich getan?«
    Etwas wie Verzweiflung schimmerte in den grauen Augen auf. Verzweiflung, die kein Mensch empfinden sollte.
    Farrell erstieg die Empore, und sein Mund war trocken. Er tastete mit seinen mentalen Sinnen, doch er erhielt keinen Kontakt. Valdec hätte ebensogut nicht existieren können.
    »Es ist die Einsamkeit«, sagte Valdec in seinem monotonen Singsang. »Einsamkeit tötet. Einsamkeit ist das Schlimmste, was einem Menschen zustoßen kann. Ich bin ein Mensch. Jetzt weiß ich wieder, daß ich ein Mensch bin. Aber ich kenne meinen Namen nicht. Ich habe keine Vergangenheit. Ich habe nichts. Ich habe nicht einmal mich selbst …«
    Er hob den Arm und wies auf einen der zahllosen Monitore. Der Monitor flammte auf.
    »Ich sehe mir die Milchstraße an«, sagte Valdec dumpf. »Es ist alles, was mir bleibt. Ich sehe mir die Milchstraße und diese Schwärme an. Ein neuer Schwarm nähert sich. Nur ein kleiner Schwarm. Sporen, die im Vakuum tanzen.«
    Farrell betrachtete das Bild des Falschfarbenmonitors und die grellen, violetten Silhouetten der Kosmischen Sporen. Eiförmige Schoten von zehn oder zwanzig Metern Länge und vier, sechs Metern Dicke, die durch lange, elastische Strange mit den gewaltigen Flächen der Sonnensegel verbunden waren.
    Jede Schote wurde stets von dreien dieser Segel getragen und ritt auf dem Lichtdruck der Sterne. Immer näher heran an das Graue Loch, an die instabile Zone, die den Raum und die Zeit und die Wirklichkeit in ihren Grundfesten erschüttert hatte.
    Farrell stand jetzt ganz dicht vor Valdec, und erst in diesem Moment spürte er den Sog, der von dem nackten, an das Leder und das Metall des Servosessels gefesselten Mann ausging.
    Der Sog war kräftig.
    Er strahlte Gefahr aus.
    »Ich bin Nichts«, flüsterte Valdec. »Ich bin niemals Etwas gewesen. Aber meine Träume – meine unruhigen, furchtbaren Träume – sie verraten mir, daß einst alles anders gewesen sein muß.«
    Bittend sah der nackte Mann auf.
    »Sagen Sie mir: Wer bin ich? Sagen Sie mir: Was habe ich getan? Ist das die Strafe? Ist das hier die Strafe? Dieses Leben, das kein Leben, sondern nur der Schatten eines üblen Traumes ist? Ich flehe Sie an, sagen Sie es mir!«
    Farrell räusperte sich.
    »Sie sind Valdec«, stieß er hervor. »Sie sind Max von Valdec, und Sie sind tot. Ich weiß nicht, wie Sie hierhergekommen sind. Sie sind tot und längst schon vermodert. Sie können nicht hier sein. Es ist unmöglich, völlig unmöglich.«
    Der nackte Mann zitterte.
    »Valdec«,
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