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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
Autoren: Rolf W. Liersch
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und T-Shirt bekleidet, welches letztere etwas über seinem Bauch spannte.
    Es gab einen Vormittags-Cocktail aus schlanken, hohen Gläsern.
    »Euer Leben, Baldur«, sagte der Alte nachdenklich, »verdankt Ihr eigentlich meiner Neugierde. Wie wird es dieser Mensch schaffen, mich zu hintergehen?!« Er besah sich gedankenvoll seine rechte Hand, die ihm in vielen Reden und anderen öffentlichen Auftritten dienlich gewesen war. Seine neue Rechte, die schöne, sensible, gestenreiche und starke Rechte.
    »Ich sage es jetzt und ich sage es zum letzten Mal«, sagte Baldur heiser, »ich habe Euch nie hintergangen. Alles, was ich tat, alles, was ich jetzt tue, ist zu Eurem Besten, zum Besten des Kaiser-Konzerns.«
    Der Alte paffte nachdenklich an seiner Zigarre. »Dann hintergeht Ihr mich also, indem Ihr schlauer seid als ich?«
    »Vielleicht«, sagte Baldur trotzig. Er wußte, was jetzt geschehen würde, aber er wußte auch, daß Worte nichts ändern würden.
    Der Alte erwürgte ihn mit bloßen Händen. Vor allem mit der Rechten.

XXIX
    Innerhalb des Tempels von Besakih entstand einige Turbulenz, als der große holografische Schirm zum Leben erwachte. Der Meister hatte jahrelang nichts auf diesem Schirm gesehen, und er hatte auch keine Lust, ihn von sich aus auszuschalten. Was er von der Welt wissen wollte, wußte er auch so. Es ärgerte ihn nur, daß innerhalb des Tempels die Feiern gestört wurden. Einfache Reisbauern hatten eine Ente zum Opfer gebracht, andere brachten ein junges Hängebauchschwein, jemand brachte zwei Tauben und eine Ratte – immer nach Vermögen und Stand.
    Und jetzt platzte dieses breite, machtbesessene Gesicht mitten in die Feierlichkeiten hinein. Aber da der Meister die Gabe der Präkognition hatte, die ihn eigentlich erst zum Meister machte, winkte er ab, aisaufgebrachte Tempeldiener das Bild löschen wollten.
    »Meister«, dröhnte der Alte. »Tut mir leid, wenn ich Eure Feierlichkeiten stören sollte. Ihr feiert ja immer, ist ja nicht mehr feierlich!« Er lachte schallend über seinen Witz. »Ich möchte Euch nur kurz sagen, daß ich Eure Insel auslöschen werde.«
    »Warum?« fragte der Meister, wider besseres Wissen, da er doch alles schon wußte.
    »Es werden bald Leute kommen. Sobald sie den Fuß auf Eure Insel setzen, werde ich Euch auslöschen.«
    »Jeder kann den Fuß auf diese Insel setzen«, sagte der Meister der Magischen Menschen höflich, »selbst Ihr, Alter.«
    Aber der Alte hörte ihn nicht mehr. Er hatte abgeschaltet.
    Der Meister zweifelte zwar am Geisteszustand des Alten, nicht aber an der Wahrheit seiner Worte. Er ließ kurz die Feier unterbrechen, was der Ente, dem Schwein, den Ratten und der Taube etwas Galgenfrist gab, und brachte die Auslegerboote zu Wasser.
    In dem samtigen Licht des Tages sahen sie wie Spielzeuge aus. Sie segelten mit gutem Wind nach Westen, immer nach Westen. Und sie hatten die richtigen Leute an Bord.
     
    *
     
    Sie hatten alles so gemacht, daß die Behörden an Land keinen Verdacht schöpfen sollten. Die »Ladung« war gelöscht worden, die fünfhundert Särge mit den Scheintoten, und dann hatten sie die bewußtlosen Körper der Eigner und der Kontaktleute ins Wasser des Hafenbeckens geworfen: Den Dicken, Karl, Falster, und die drei aus dem versunkenen Hubschrauber. Dann war das Schiff mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Hafen gerast, hatte dabei drei Barkassen versenkt und einen Ausflugsdampfer mit betrunkenen Relax in schwere Bedrängnis gebracht. Sechs Helikopter der Küstenwache folgten ihnen, aber dem Plasma-Antrieb des Luftkissenbootes waren sie nicht gewachsen. Sie kehrten bald wieder um.
    Und wieder tobte irgendwo ein Mann und hatte doch kein Opfer mehr, an dem er sich austoben konnte.
    Sie brauchten drei Tage und drei Nächte, bis sie die ersten Boote sahen. Und bald wußten sie, daß alles vorbei war.
     
    *
     
    Alle saßen an Deck, die Stimmung war gedrückt. Sie hatten sich umarmt, und zunächst war die Freude des Wiedersehens groß gewesen, aber dann wußten sie, in welcher Zwangslage sie alle steckten.
    Sie alle, das waren:
    Mayor, Freya, Tom und Osmo, Jana, VacQueiros und der Indianer, natürlich die Katze Kat und schließlich eine verhutzelte Greisin.
    VacQueiros erinnerte sich so: Er hatte dem Tanz der jungen Mädchen zugesehen. Sie waren natürlich nackt, hatten sich höchstens ein paar bunte Fäden um Hand- und Fußgelenke geschlungen, und VacQueiros dachte intensiv nach. Er dachte an einen engen Kreis, fast so etwas wie eine Loge, eine
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