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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
Autoren: Rolf W. Liersch
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standen die Mädchen, starr.
    Baldur versuchte sich verbissen zu befreien. Aus der eisenharten Umklammerung des Alten gelang es ihm nicht. Der Assistent sagte kein Wort, aber er kämpfte mit aller Kraft. Und doch war alles nutzlos.
    Als der Alte befriedigt war, schlug er seinem Opfer mit aller Kraft ins Gesicht. Dann stand er auf und ließ das schluchzende, nasse Bündel im wohltemperierten Wasser zurück.
    Der Alte setzte sich auf einen Ledersessel, nackt und tropfend und zündete sich eine Zigarre an. Dann sagte er: »Ihr habt, werter Baldur, Leute aus meinem Konzern für Eure Zwecke angeheuert, sie bestochen. Sie werden ihre Strafe erhalten. Auch du. Aber was wird aus Mayor und seinem Gefolge?!« Er schrie die letzten Worte. »Was wird aus dem Mann, der mich vernichten will? Wie hast du ihn unter Kontrolle?«
    Der Assistent zog seine nassen Hosen hoch. »Ich kann Euch nur eines sagen. Aufsichtsratsvorsitzender: Ich tue alles für Euch. Aber es könnte der Tag kommen, da ich mich anders besinne!«
    Dann brach er besinnungslos zusammen. Er wußte immer noch nicht, daß das alles wegen eines Mißverständnisses und eines Hubschraubers war.
     
    *
     
    Der Eskimo-Schamane blickte sich um. Hinter ihm lag eine Ebene, die ihm irgendwie Spaß gemacht hatte. Jetzt war er an Klippen angelangt. Er legte sich auf den Bauch, lag im eisigen Schnee und sah nach unten.
    Er blickte in ein Tal.
    Das Tal lag tief, der Talkessel hatte einen Durchmesser von nicht einmal einen halben Kilometer. Er blickte hinein und hatte eine Vision, daß bald dieses Tal grün werden würde, mit seiner Hilfe.
    Du hast recht!
    Gedanken strömten auf ihn ein, und er ließ sich willenlos fallen, oben auf den Klippen und blickte auf das Tal herab. Und das Tal sprach mit ihm.
    Er sah Bilder. Eine Erde, die von wilden Wassern überschwemmt war. Er sah erste Tiere, die sich in den Ozeanen bildeten. Er sah Kämpfe zwischen den Monstern im Wasser. Er sah, wie sie sich umbildeten, wie sie länger an Land blieben, bis einige ganz an Land blieben. Und dann sah er den ersten Affen. Und dann sah er den ersten nackten Affen. Und dann sah er das Eis, das sich näherschob. Er sah wildbärtige Männer auf spitzschnabeligen Schiffen. Er sah Kämpfe mit Schwert und Lanze. Er sah schöne Frauen und kühne Ritter. Er sah Zauberer und Feen. Er sah eine Zivilisation, wie sie sich Yggdrasil aufbauen wollte.
    Aber alles kam anders. Alles wurde furchtbar.
    Das Eis schnitt alles ab.
    Man müßte es tauen, dachte der Schamane.
    Ja, du bist auf dem richtigen Weg! Tau mich auf! Geh in mir auf! Ich habe nach dir mit letzter Kraft gerufen!
    Wieso nach mir?
    Keine Antwort.
    Er rutschte mehr, als daß er kletterte, die letzten hundert Meter bis zur Sohle des eisigen Tales hinab. Die Temperatur veränderte sich hier. Grönland würde wieder zu Grünland werden. Es würde hier blühen. Aber die Pflanze war am Ende, der Welturbaum starb, wenn nichts geschah.

    Du hast recht, also hilf mir.
    Er half einer Pflanze! Langsam dämmerte ihm die Erkenntnis, daß er hier etwas tat, das einzigartig war in der Geschichte der Menschheit. Aber er wollte lieber nicht daran denken.
    Der Eskimo-Schamane lief bis zur Mitte des Tals. Er blickte wild nach allen Seiten, dann verließ er sich ganz auf seinen Instinkt. Er begann zu kratzen. Mit bloßen Händen. Bis ihm die Haut vom Fleisch hing und schließlich das Fleisch von den Knochen. Sterbend brach er über der schmutzigen Mischung von Eis und Erde zusammen, und er wußte, daß es ein langes Sterben werden würde. Etwas berührte ihn an der Schulter. Er blickte auf. Die Sonne stand wieder am Himmel. Es war eine Pflanzenfaser, ein Keim, der sich aus der Erde geschoben hatte. Mit seinen Fingern, die nichts menschliches mehr an sich hatten, ergriff er diesen Keimling, ließ sein Blut und seine anderen Körpersäfte darüber strömen, in dieser Eiswüste, unter diesem klaren harten Sonnenhimmel.
    Yggdrasil hatte wieder sein Menschenopfer, hatte seinen Gärtner, und der diente ihm mit Leib und Seele.
    Er, der Eskimo-Schamane.
    Er starb nicht, würde niemals sterben. Aber sein Geist ging eine Verbindung ein, die noch kein Mensch zuvor erlebt hatte. Plötzlich standen ihm Himmel und Hölle offen.
    Oder, wie sich spätere Wissenschaftler ausdrücken würden, Weltraum I und Weltraum II und sogar etwas III.
     
    *
     
    Äußerlich sahen sie wieder wie zivilisierte Menschen aus. Baldur trug einen senffarbenen Leinenanzug, und der Alte hatte sich rustikal mit Jeans
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