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Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Titel: Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag
Autoren: Robert Quint
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tausend Welten, die möglich sind. Nur einer kennt sie alle. Der Realschalter. Er knipst die Wirklichkeiten an und aus. Er ist nicht Gott, doch er könnte es sein. Hm, er könnte es sein.« Dann wandte sich der Psyter ab. Voll ohnmächtigem Zorn sah der Riemenmann ihm nach.
    Er wußte, daß man ihn von nun an ignorieren würde.
    Er hatte keine Vorstellung von dem, was Cloud und Morgenstern taten, was sie mit dem Klimax meinten und warum sie die Schwärme der Kosmischen Sporen zu diesem Zeitpunkt herbeiriefen.
    Doch er ahnte, daß die Ereignisse ihrem Höhepunkt entgegenstrebten. Und er fühlte sich ausgeschlossen. Ein Kichern in seinem Rücken. Geschmeidig wirbelte Llewellyn herum. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung.
    Ein Mädchen stand vor ihm. Ein Mädchen, das noch im Begriff war, zur Frau zu werden. Ein Mädchen mit knospenden Brüsten und zart behaartem Schoß, mit Lippen, die Gletscher schmelzen konnten, und Augen, unter deren Blick die Leidenschaft in ihm aufwallte.
    Heiße, ungestüme, sexuelle Begierde.
    Myriam, dachte er benommen, Myriam, wie lange habe ich keine Frau besessen?
    Seit die Experimente auf Sarym ihn in ein Monstrum verwandelt hatten, in ein Wesen, das unablässig zerstörerische PSI-Impulse emittierte.
    Das Mädchen sah ihn an.
    Es lächelte und lachte dann wieder. Hell, fein, freundlich.
    »Eine Quasireale«, sagte Llewellyn laut.
    »Du suchst David terGorden«, stellte die Frau fest, die nicht wirklich eine Frau, sondern Materie gewordener Traum einer Entität war. »Du suchst den Erben der Macht.« Llewellyn atmete heftiger. »Ja«, gestand er heiser. »Du weißt, wo ich ihn finden kann?«
    »Ich weiß es«, nickte das Mädchen. »Und es ist notwendig, daß du zu ihm gehst. Er braucht Schutz. Er braucht einen Freund, der ihm hilft bei den schrecklichen Dingen, die ihn erwarten.«
    »Wo ist er?« Llewellyn schrie fast. Das Mädchen trat einen Schritt näher. Es war nur einen Kopf kleiner als Llewellyn, und es war schlank und gebräunt und seltsam warm.
    Das Mädchen roch gut. Nach Frau, nach Wind, nach Liebe.
    Das Blut rauschte in Llewellyns Ohren. Seine lange Zeit unterdrückten Wünsche, seine verzweifelte Begierde nach Umarmungen und Zärtlichkeit durchbrachen die schützenden Dämme, die Llewellyn errichtet hatte, um in seiner unfreiwilligen Isolation nicht verrückt und krank zu werden.
    Die Frau sah ihn an. Ihre Hand hob sich, strich über das Riemengeflecht vor seinem Gesicht, über den goldenen, thingsteinbeschichteten Vorhang.
    »Ich fühle Einsamkeit«, murmelte die Quasireale. »Ich fühle Haß und Schmerz und Verzweiflung. So kannst du nicht zu David. Er braucht einen Freund, der ihm Kraft geben kann, und nicht einen Mann, der all seine Kraft selbst benötigt, um die dunklen Schatten seines Unterbewußtseins zurückzuhalten.«
    Llewellyn schwieg.
    Die Spannung war nahezu unerträglich.
    Und er war so erstaunt, so verwirrt, daß er reglos stehenblieb, als die Quasireale mit flinken, wissenden Griffen die Verschlüsse seines Riemenpanzers öffnete.
    Dumpf raschelte das goldene Geflecht zu Boden.
    Um Llewellyn drehte sich alles. Er wollte schreien: Vorsicht!
    Er wollte rufen: Es tötet dich! Lauf, lauf fort!
    Doch kein Laut drang über seine Lippen. Und nichts geschah.
    Erst allmählich sickerte das Begreifen in sein betäubtes Bewußtsein. Der PSI-hemmende Einfluß … Er neutralisierte auch die tödlichen psionischen Wellen, die seine Körperzellen abstrahlten.
    Die Hand des Mädchens glitt tiefer, über seine Brust, seine Hüfte, zwischen seine Schenkel.
    Llewellyn ächzte.
    »Komm«, flüsterte die Quasireale. »Vergiß, vergiß …«
    Dann lag sie unter ihm, und er drang in sie ein, mit heftigen und dennoch zärtlichen Stößen, und er wunderte sich keine Sekunde über die Tränen, die über seine Wangen liefen.
    Es war Lust.
    Es war Leben.
    Wie ein strahlender Sonnenaufgang nach einer Nacht, die so lange gedauert hatte, daß vergessen worden war, daß es noch so etwas wie Licht gab.
    Er fühlte wieder. Jeden einzelnen Muskel. Jeden Quadratzentimeter Haut.
    Er schmeckte Pfirsich und Sahne, Eis und Schokolade. Er roch Moschus und Amber, erhitzten Honig und frisches Laub.
    Er lebte.
    Er liebte.
    Und als er sich in sie ergoß, heftig wie die reißende, donnernde Explosion einer Multimegatonnenbombe, da begann das Mädchen zu verblassen, lösten sich Cloud und Morgenstern und die Glasanemone in Rauch auf.
    Bewußtlosigkeit umhüllte ihn. Er wußte nicht, wie lange er in
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