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Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Titel: Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag
Autoren: Robert Quint
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Isis?
    Renan Mer registrierte die unterschwellige Besorgnis der Ky-Entität.
    Die Programmierung, erwiderte sie, ist perfekt. Sie wird die Flotte der Entropieverbrecher in die Kontaktzone lenken – dann liegt alles weitere bei dem Realschalter.
    Die Stimmen, die für alle Wesen auf Zahn, dem einzigen Trabanten der Sonne K-3, unhörbar waren, schwiegen nun endgültig.
    Aus dem Glühen des Plasmajets löste sich ein keilförmiges Raumschiff, das fünfmal größer war als eines der menschlichen Kaiserkraftschiffe, und tauchte langsam in die sauerstoffreiche Atmosphäre ein.
     
    *
     
    Mit einem Schrei fuhr Llewellyn 709 in die Höhe.
    »David!«
    Wie von selbst löste sich der Name von seinen Lippen, und der Ruf hallte hohl wider, doch er erhielt keine Antwort.
    Die Umgebung war fremd. Eine Höhle, dachte der Riemenmann verblüfft.
    Stalagmiten und Stalaktiten, bunt wie das Gefieder eines exotischen Papageis, bildeten ein undurchdringliches Labyrinth.
    Säulen, so rot wie Blut oder blau wie der Sommerhimmel der Erde. Steinzapfen von buttergelber oder grasgrüner Färbung. Buckel aus Silber und Pilze aus Gold.
    Die Luft war kalt, frisch, sauerstoffreich.
    Wo bin ich? dachte der Riemenmann verwirrt.
    Seine letzte Erinnerung waren die Biotope der Scheinwelt und jener schreckliche Moment, in dem der Konnex-Kristall aufgeglüht hatte und David terGorden spurlos verschwand.
    Und nun dieser plötzliche Ortswechsel.
    Llewellyn vermochte nicht zu sagen, woher er dieses Wissen bezog, doch er war davon überzeugt, sich nicht mehr auf der Scheinwelt zu befinden.
    Instinktiv setzte er seine psionischen Kräfte ein.
    Der Schock ließ ihn zusammenfahren.
    Er war taub!
    Psionisch taub. Es schien, als hätte er nie über PSI-Fähigkeiten verfügt.
    Der Riemenmann fror. Aber es war eine innere Kälte, die ihn frösteln ließ.
    Wo bin ich? dachte er wieder. Und wo ist David? Wo sind Shyla D’honor, Ana Madashi, Farrell, Cloud, Morgenstern und all die anderen?
    Wieder schrie er.
    »David!«
    Wieder antwortete ihm nur das Echo.
    Keuchend erhob er sich, verharrte noch einen Moment unschlüssig und stapfte dann auf die Schneise zwischen zwei Felsnadeln zu, die wie brennendes Magnesium glitzerten.
    Die Farben, die Kälte und die Stille – sie waren die beherrschenden Merkmale dieser fremdartigen, absurden Höhle, in die ihn ein undurchschaubares Schicksal verschlagen hatte.
    Der Riemenmann verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln.
    Schicksal, pah! durchfuhr es ihn. Die Entitäten … Die Wesenheiten, die einen Entwicklungsweg von zwei, drei oder sogar vier Millionen Jahren zurückgelegt hatten …
    Zweifellos waren sie für seinen abrupten Ortswechsel verantwortlich.
    Aber was, bei allen Raumgeistern, war mit David geschehen? Wo befand sich der Erbe der Macht?
    Llewellyn stapfte weiter, schob sich durch den Spalt zwischen den gleißenden Felsen, die keine Felsen waren, und stand unvermittelt am Ufer eines stillen, kleinen Kristallsees.
    Vor Überraschung stieß er einen erstickten Laut aus.
    Der See maß rund dreißig Meter im Durchmesser, und die Flüssigkeit, die sein Bett ausfüllte, bestand aus Myriaden perlengroßer Tropfen. Keine Wassertropfen. Verflüssigtes, eisigkaltes Kristallfluid, das bei seinem Nahen in zittrige Bewegung geriet.
    Im Zentrum des Sees reckte sich ein Sockel einen Meter über die Oberfläche empor.
    Auf dem Sockel saß Claude Farrell.
    Farrell rührte sich nicht.
    Er saß einfach da, wie ein Wanderer, der müde eine Rast eingelegt hatte, und sein Gesicht war starr wie das einer Puppe.
    Nur die Augen lebten.
    Aber sie sahen ihn nicht.
    Sie starrten in die Ferne, durch ihn hindurch, als bestände er aus Glas, und der vertraute spöttische Ausdruck um Farrells Lippen erschien in dieser Umgebung seltsam deplaziert.
    »Claude«, krächzte Llewellyn 709. »Claude Farrell! Was ist mit dir?«
    Farrell schwieg.
    Nicht einen Muskel bewegte er.
    Der Riemenmann trat näher ans Ufer, doch die arktische Kälte, die von dem verflüssigten Kristall ausging, ließ ihn rasch wieder zurückweichen.
    Er fluchte.
    Es war ein drastischer Fluch.
    Wieder versuchte er, psionisch zu lauschen. Wieder vergeblich.
    Als ob die Höhle unter einem Sarym-Schirm liegen würde. Unter einem Einfluß, der den Faktor PSI perfekt neutralisierte.
    Ein Gedanke ließ den Riemenmann schaudern.
    Was, wenn es den anderen Teilnehmern der Expedition nicht anders erging?
    Die Unruhe trieb ihn weiter.
    Er hastete an dem See entlang, schlängelte sich
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