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Die Terranauten 089 - Der Kaiser von Berlin

Die Terranauten 089 - Der Kaiser von Berlin

Titel: Die Terranauten 089 - Der Kaiser von Berlin
Autoren: Robert Quint
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Galaxis.«
    »Vielleicht«, entgegnete Straightwire. »Wenn terGorden versagt. Wenn wir keinen Erfolg haben. Und wenn es den Varen Navtem nicht gelingt, die Parakletische Madonna an ihre alte, ewige Aufgabe zu erinnern.«
    Cloud lachte leise.
    Sein Gelächter überbrückte die dreißig Millionen Lichtjahre in Nullzeit.
    »Es ist seltsam«, murmelte er, »daß selbst so mächtige Zivilisationskomplexe wie die Entitäten die Liebe und den Frieden der Parakletischen Madonna brauchen.«
    »Liebe ist universell«, erinnerte Straightwire. »Es gibt kein Leben ohne Liebe. Denken Sie an Codecyn.«
    »Ja«, flüsterte Scanner Cloud über die Sternenschlucht hinweg. »Ich denke oft an Codecyn. Soviel Finsternis, soviel Kälte …«
    Das Gespräch erstarb.
    Was gesagt werden mußte, war gesagt worden.
    Selbst für die Lenker, die fast so lange leben würden wie der Alte Wald oder die Sterne der Milchstraße, hatte in diesem Entwicklungsstadium die Zeit ihre Bedeutung zurückgewonnen.
    Die Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit kumulierten.
    Viel blieb noch zu tun, um die letzte, die schreckliche Katastrophe abzuwenden, die bereits das Prä-Universum der Uralten zerstört hatte.
    Mitten im Nichts, zwischen den Galaxien, flackerte das Regenbogenfeld und begann langsam zu verblassen.
    Dann war es ganz verschwunden.
    Zurück blieb nur das matte Licht der fernen Sterne.
     
    *
     
    Claude Farrell zog an seinem unvermeidlichen Zigarillo und blies Ebecca Han den blauen Rauch ins Gesicht.
    »Es ist deine Ruhe, die ich so an dir liebe, Ebecca«, erklärte Farrell. »Nichts kann dich wirklich erschüttern. Einfach faszinierend.«
    Die Treiberin hustete und wich ein wenig zurück.
    Sie war untersetzt, mollig, großbrüstig, und ihre wasserblauen Augen blickten wach in die Welt. Das lange, rosagefärbte Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden und es – dem Beispiel der Hexe Jana nacheifernd – mit Glitzerstaub gepudert.
    »Vermutlich«, murmelte sie vorwurfsvoll, »bist du wieder hoffnungslos betrunken. Und dann diese stinkenden, widerlichen Tabakröhrchen! Nur Verrückte inhalieren krebserregende Substanzen.«
    Stille lag über der Treiberplattform der ULJANOW.
    Die Mistel ruhte oben auf dem Dorn in ihrer mit Nährflüssigkeit gefüllten Schale und verbreitete das vertraute, goldfarbene Glühen.
    Die fünf anderen Treiber der ULJANOW hielten sich in ihren Kabinen auf, unter dem klinisch hellen Deck des Computerrings, und erholten sich von der letzten Flugetappe.
    Die nächste Sonne war knapp sechs Lichtjahre entfernt.
    »Noch eine Etappe«, brummte Farrell, ohne auf Ebeccas Vorwurf einzugehen, »und wir haben Barnum erreicht.«
    Die Treiberin zupfte an ihrer halbtransparenten Bluse. Nachdenklich sah sie ihn an.
    Farrell drückte das Zigarillo in dem Metallbecher aus, der ihm als Aschenbecher diente, griff nach dem Kunststoffschlauch und schüttelte ihn. Nichts.
    »Leer«, nickte Ebecca. »Ein ganzer Liter Beerenwein. Wie kann ein normaler Mensch in dieser Verfassung nur eine Loge koordinieren? Wahrscheinlich werden wir auf der anderen Seite der Milchstraße materialisieren und nie mehr zurück nach Sarym finden.«
    »Hab Vertrauen«, bat Farrell, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie näher.
    Ihr Kuß schmeckte ein wenig nach Mandeln, und ihre Zunge war warm, weich und vorwitzig.
    Claude tastete nach dem Magnetverschluß ihrer Bluse und öffnete ihn.
    »Tabaksüchtig, ewig betrunken und sexbesessen«, wisperte Ebecca in sein Ohr. »Ein wahres Vorbild für alle pubertären Buben dieser Milchstraße, deren Augen zu glänzen beginnen, wenn von den Terranauten gesprochen wird.«
    »Man muß mit der Zeit gehen«, entgegnete Farrell leise und fuhr mit den Fingerspitzen über die glatte Haut ihres Busens. »Schließlich schreiben wir das 26. Jahrhundert. Die Tage, in denen sich ein Revolutionär von Molotow-Cocktails und flammenden Manifesten ernährte, sind endgültig vorbei.«
    Ebecca glitt auf seinen Schoß.
    Die Mistel gloste golden. Fixsterne glitzerten winzig und fern auf dem drehbaren Panoramabildschirm an der Innenwand der Zentralkugel.
    Der einzige Laut waren die schnellen, seufzenden Atemzüge der beiden Treiber.
    Mit einer Geschwindigkeit von zweihundert Kilometern in der Sekunde stürzte das große Schiff durch den Raum.
    Es gehörte zu den ersten Container-Schleppern, die von den neuen Orbital-Werften Aquas gebaut worden waren. Der Dorn, an dem die Container angeflanscht werden konnten, maß rund tausend Meter in der
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