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Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
Autoren: Erno Fischer
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seiner Gefangenenmontur wirkte er schmächtig. Die Montur hatte überhaupt keinen Schnitt. Carsen bewegte sich sehr schlaksig, doch Gerna hatte einen geübten Blick. Nicht umsonst hatte man dem Gefangenen Magnetfesseln angelegt und ihn von drei ausgewachsenen Graugardisten begleiten lassen.
    Chan de Nouille hatte Gerna bereits vorgewarnt. Aber das wäre nicht notwendig gewesen.
    Dieser Carsen war ein durchtrainierter Kämpfer mit artistisch anmutender Geschicklichkeit. Er war ungewöhnlich muskulös, mit keinem Gramm Fett am Körper, was Gegner täuschen konnte, wenn er, wie jetzt, einen viel zu weiten Anzug anhatte.
    »Nehmt ihm die Fesseln ab!« befahl Gerna knapp.
    Die drei Graugardisten hatten zwar eine Gehirnoperation hinter sich, die ihnen einen Großteil des Gefühlslebens raubte, aber sie kannten dieses Gefühl mit Namen Furcht als Sicherheitsbedürfnis. Notfalls gaben sie ihr Leben für einen Befehl. Nur mußte das einen Sinn haben, denn man hatte ihnen eingetrichtert, daß jeder einzelne Graugardist von erheblichem Wert war. Dabei spielten nicht so sehr humanitäre Gründe eine Rolle, sondern effektive Kosten, die bei der Ausbildung eines Gardisten anfielen.
    Das war auch der Grund, warum die drei zögerten.
    Das handelte ihnen einen mißbilligenden Blick von Gerna ein.
    »He!« machte Carsen überrascht, als man ihm tatsächlich die Magnetfesseln abnahm. Stirnrunzelnd massierte er seine Handgelenke.
    In seinen Augen blitzte es plötzlich.
    »Was hat das zu bedeuten? Soll ich jetzt endlich über die Klinge springen? Oder habt ihr ein medizinisches Experiment mit mir vor?«
    Gerna brachte ein hartes Lächeln zustande.
    »Nein, mein lieber Noman, viel Schlimmeres: Du bist ab sofort frei!«
    »Frei?« echote Carsen ungläubig.
    »Ja, wenn auch unter einer Bedingung.«
    »Dachte ich mir doch!«
    »Du mußt mit meiner ständigen Begleitung vorliebnehmen. Mit anderen Worten: Wir müssen miteinander auskommen, ob wir wollen oder nicht. Ich habe meine genaue Order, und du unterliegst denselben Zwängen wie ich.«
    Hauptmann Gerna salutierte, wie es Vorschrift war, machte auf dem Absatz kehrt und bestieg den Ringo.
    Carsen blickte verständnislos von seinen drei Bewachern zum Eingang des Raumschiffs und wieder zurück.
    Seines Wissens war diese Situation völlig einmalig. Ein Umstand, der auch den drei Graugardisten bewußt war. Das sah man ihnen an, obwohl bei einem Graugardisten schlecht zu schätzen war, was er im Moment dachte.
    Und dann herrschte nur noch ein Gedanke in Carsen vor: Nichts wie weg von den verdammten Kerkern, bevor ich darin verrecke!
    Im Eiltempo folgte er Hauptmann Gerna nach.
    Der Hauptmann erwartete ihn grinsend und zeigte mit dem Daumen auf einen freien Sitz.
    Die Schleuse schloß sich zischend. Wenig später schwebte der Ringo nach draußen.
    Diesmal warf Hauptmann Gerna keinen einzigen Blick hinaus auf die Mondlandschaft. Er amüsierte sich über das dumme Gesicht Carsens, der sich auf der einen Seite natürlich freute, der Hölle entronnen zu sein, aber auf der anderen Seite recht skeptisch in die noch ungewisse Zukunft schaute.
    Was hatte Gerna mit ihm vor?
    Der Hauptmann beschloß, den Noman nicht zu sehr zappeln zu lassen und ihm wenigstens einen kleinen Hinweis zu geben: »Unser Ziel ist Ödrödir, das Heilige Tal.«
    »Grönland?« schnappte Carsen heiser. »Da – da hat man mich festgenommen – mit all den anderen, die jetzt nicht mehr leben.«
    »Und jetzt gibt es eine Rückkehr, mein Lieber. Das hättest du dir wohl nie träumen lassen, wie?«
    »Nein, wahrhaftig nicht.«
    »Ich mir auch nicht!«
    Carsen faßte es als dummen Witz auf und hielt den Mund, ehe er ihn sich verbrannte. Er wollte sich die neugewonnene unglaubliche Freiheit nicht unnötig schwermachen.
     
    *
     
    Vergangenheit
    Major Gorden machte sich daran, sein Versprechen einzulösen. Vielleicht war es gut so, daß er erst einige Jahre damit gewartet hatte. Denn inzwischen besaß er Geld und Einfluß. Er hatte die Zeit und die Mittel für die Suche nach Yggdrasil. Doch er ging auch jetzt sehr vorsichtig ans Werk. Er mußte vorsichtig sein, denn er hatte Feinde, und auch auf seine engsten Vertrauten würde er sich nicht verlassen können, wenn er offen sagte, worum es ihm ging. Man würde ihn für verrückt erklären.
    Er gab vor, die Gründung eines Konzerns für bio-elektronische Forschung vorzubereiten. Kein Gebiet, auf dem er viel Konkurrenz zu fürchten hatte. Im Gegenteil, er erhielt Unterstützung von vielen
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