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Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
Autoren: Erno Fischer
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anderen Konzernherren, die immer bereit waren, jemand anderen bei seinen Forschungsarbeiten zu unterstützen, um sich die Ergebnisse zu sichern und den eben noch unterstützten Wissenschaftler erbarmungslos zum Teufel zu jagen, wenn mit seinen Ergebnissen Geld zu machen war. Zu den Forschungsarbeiten gehörte am Rande auch eine Studie über die sozio-ökologische Bedeutung von Bäumen. Von den alten Sagen über die Kräuterhexen des Mittelalters bis zur modernen Forschungsliteratur wurde alles ausgewertet, was die Menschheit je an Erlebnissen und Erfahrungen mit Pflanzen aufgezeichnet hatte. Das Ergebnis für Major Gorden fiel eher mager aus. Die Yggdrasil-Überlieferung stammte aus dem Norden. Das war alles. Wenn die Yggdrasil-Geschichten mehr als Mythologie waren, dann hatten sie ihren Ursprung irgendwo zwischen Norwegen und Kanada.
    Es dauerte lange, bis Major Gorden begriff, daß er den falschen Weg eingeschlagen hatte, bis er begriff, daß der Weg zu Yggdrasil nur über das ferne Wispern am Rande seines Bewußtseins zu finden war. Er mußte lernen, dem Ruf zu lauschen und zu folgen.
    Schließlich war er auf dem Weg. Allein, nur begleitet von Yggdrasils Wispern. Er lenkte seinen Spezialgleiter, der im letzten Jahr gemäß seinen Vorstellungen entstanden war, tiefer. Es sah so aus, als wollte er auf dem ewigen Eis Grönlands landen. Doch sein Blick glitt suchend über die Eisdecke hinweg, die allerorten am Abschmelzen war.
    Wo dieses Eis vorher eine Dicke bis zu 3 500 Metern besessen hatte, war es jetzt auf maximal zweihundert Meter geschrumpft, und in manchen Tälern, die von den eisigen Winden des Nordpols nicht so sehr heimgesucht wurden, hatte sich die Erde wohl gänzlich von der ewigen Umklammerung gelöst.
    Frostiger Felsen, versteinerte Pflanzenreste einer längst vergangenen Zeit, Bodenstrukturen, die man vorher nur erahnte, lagen nackt vor den Augen von Major Gorden.
    Fieber stand in diesen Augen. Ein Fieber besonderer Art, gegen das kein Medikament der Welt half, sondern nur die Befreiung durch Erfolg.
    Major Gorden suchte seit einem Jahr. Immer wieder war er dem fremden Wispern gefolgt oder glaubte zumindest, ihm näher gekommen zu sein, aber dann verlor sich die Spur in der Einöde.
    Major Gorden interessierte sich für nichts anderes mehr. Er hatte auf seiner rastlosen Suche einige Entdeckungen gemacht und dem Rätsel der Weltgeschichte weitere Details zugeführt. So hatte er sich einen Namen als Prospektor und Forscher gesichert und sich Wissen angeeignet, das ihm noch vor einem Jahr völlig unmöglich erschienen wäre.
    Das Fieber war nur noch schlimmer geworden.
    Und jetzt glaubte er sich nahe an seinem Ziel. Dies war die letzte Etappe seiner Suche.
    Dabei ging er von durchaus kühlen und sachlichen Überlegungen aus. Yggdrasil rief nach ihm. Ein zweifelsohne einmaliger Vorgang. Wieso eigentlich? Wieso hatte Yggdrasil, der Urbaum, die Weltesche, die es eigentlich nur in den Sagen und Mythen des Altertums geben durfte, ausgerechnet ihn zu sich gerufen? Und warum konnte er ihren Ruf Lichtjahre weit entfernt empfangen, aber konnte sie hier nicht finden?
    Dafür gab es nur eine einzige Erklärung: Sie war über einen unschätzbaren Zeitraum von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, hatte die Jahrtausende vielleicht in einer Art Koma verbracht, um nunmehr zu neuem Leben zu erwachen, war zum Vorschein gekommen unter dem abtauenden Eis Grönlands!
    Dies war das Entscheidende. Es war ihm schon vor einem Jahr klargeworden. Dennoch hatte er diesen Teil der Welt eine Zeitlang über gemieden. Es war ihm bewußt, daß er das nur getan hatte, um Zeit zu gewinnen und genügend Wissen zu speichern, damit er etwas mit seiner Entdeckung anzufangen wußte, falls sie ihm wirklich gelang!
    Um seine Geschäfte kümmerte sich Major Gorden längst nicht mehr. Auch seine Familie war für ihn völlig uninteressant geworden – mehr noch denn je. Mit seiner Frau Paris sprach er seit einem Jahr kein einziges Wort, sondern hing auch in ihrer Anwesenheit nur noch seinen Gedanken und seiner Sehnsucht nach Yggdrasil nach.
    Was Wunder, daß ihm völlig die Geburt seines Sohnes Tankred entging!
    Was Wunder, daß Paris ihn endgültig verlassen hatte, ohne daß ihm das bewußt wurde!
    Was Wunder, daß er inzwischen als Außenseiter galt und seine Konzern-Pläne niemandem mehr recht geheuer waren.
    Major Gorden hatte sein Ziel und folgte seiner Bestimmung.
    »Ich bin zu Reichtum und Macht gekommen, nur um diese Suche eines Tages
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