Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
Autoren: Erno Fischer
Vom Netzwerk:
beherrscht.
    Major Gorden richtete sich auf. Er hatte keine Ahnung, ob ihm das nun wirklich gelang oder ob es nur in seiner Einbildung stattfand. Er richtete sich auf und blickte sich um.
    Bis sein Blick auf seine Hände fiel.
    Auch hier dieses Muster. Das waren keine Hände mehr, sondern abstrakte Gebilde ohne jeglichen Sinn.
    Ohne Sinn? Vielleicht lag es einfach daran, daß er den Sinn nicht erkannte?
    »Ich träume!« brüllte Major Gorden, und seine Worte wurden sofort in die farbigen Muster integriert, wurden ein wichtiger Bestandteil davon.
    Ich werde folgen! dachte er bestürzt. Es saugt mich auf, mit Haut und Haaren, mit meinen Worten, ja, sogar mit meinen Gedanken.
    Er schrie gepeinigt.
    Und da erinnerte er sich an seine Frau.
    Paris, sie müßte neben ihm liegen. Ja, er war gar nicht allein in diesem Zimmer.
    Er tastete mit seinen Händen umher, weil er nichts sah außer den irren Mustern, die sich jetzt schneller veränderten und ihn dem Wahnsinn stetig näher brachten.
    Seine Hände ertasteten Paris nicht.
    O Paris, verdammtes Weibsbild, du hast mich im Stich gelassen!
    Nein! durchzuckte ihn ein anderer Gedanke: Sie wurde schon aufgesaugt von den irren Mustern des Wahnsinns. Deshalb ertaste ich nicht sie, sondern nur noch die Muster. Ich folge ihren Unebenheiten, Rissen, Vertiefungen, Erhebungen – und schneide mich an den scharfen Kanten von Violett. Herrlich, wie Weißblau meine Wunden kühlt. Aber warum ist Hellrot so heiß? Verflucht, wie es auf der Haut brennt, wenn man nicht aufpaßt.
    In der Luft entstand ein dicker Tropfen, in dem es schillerte.
    Nun gut, ich weiche der Gewalt und gehe ein in die abstrakten Muster, werde eins mit ihnen, verzichte auf alles andere, bin nur noch …
    YGGDRASIL!
    Was war das?
    Major Gorden atmete keuchend und produzierte dabei lange Farbfahnen, die träge davonschwebten.
    Major Gorden sprang vom Bett, das kein Bett mehr war, weil es auch kein Zimmer und nichts mehr gab, was ihm vertraut erschien. Er flog direkt in die Farbhölle der Abstraktheit hinein und wurde von ihr endgültig aufgenommen.
    YGGDRASIL!
    Das war kein Ruf, kein Name, sondern ein Symbol, das in ihm ein Wort erzeugte.
    YGGDRASIL!
    Das stand für die nächste Stufe der Vollendung, fernab der Abstraktheit, die in YGGDRASIL Schmerz erzeugte, der sich auf Major Gorden übertrug.
    Und auch Major Gorden war nicht mehr er selbst, sondern ein Symbol für das Abstrakte, das Künstliche, weil Unnatürliche.
    Die Abstraktheit war er selber! Die ständig sich verändernden Farbkaskaden, die zerfließenden Formen, die scheinbar keinen Sinn ergaben, waren der Ausdruck seines Ichs, sein Denken, sein Wollen, das Streben seiner Existenz.
    Und es kam ihm selber so irrsinnig vor, weil er Kontakt mit einem Wesen hatte, das genau das Gegenteil darstellte.
    Es war die Natürlichkeit selbst. Es war YGGDRASIL!
    Und YGGDRASIL rief! YGGDRASIL erinnerte an ein Versprechen!
    Major Gorden und Yggdrasil hatten einen Pakt geschlossen. Aber Major Gorden hatte nie an die Realität dieses Paktes geglaubt. Er hatte ihn zu verdrängen versucht. Jetzt war die Erinnerung wieder da.
    Ein einsames Raumschiff, eine schlanke, schimmernde Spindel im kalten Leuchten ferner Sterne. An Bord des Schiffes verzweifelte Menschen, dem Tode nahe. Sie hatten den großen Sprung geschafft. Sie waren die ersten Menschen, die den Abgrund zwischen den Sternen überwunden hatten. Mit den Kräften ihres Geistes hatten sie den Weg zum lodernden Feuer der Wega gefunden. Noch wußten sie selbst nicht, was sie getan hatten. Sie wußten nicht, durch was für einen seltsamen anderen Raum sie das Schiff mit ihren PSI-Kräften gejagt hatten.
    Doch sie waren verloren. Die ersten Sternenfahrer der Menschheit hatten keine Chance, jemals zur Erde zurückzufinden. Schon viermal waren sie wieder in den anderen Raum hinübergewechselt – und hatten dort jede Orientierung verloren. Unter dem Licht fremder Sonnen tauchten sie wieder im Normalraum auf. Und jetzt waren sie am Ende. Die Energie des Lebenserhaltungssystems reichte nur noch für wenige Tage. Sie würden hier draußen zwischen unbekannten Sternen sterben, und niemand auf der Erde würde je von ihrem Schicksal erfahren.
    In der Zentrale des Schiffes saß ein einsamer Mann unter der großen Sichtkuppel und blickte zum eisigen Feuer der Sterne hinauf. Was erwartete sie noch? Welche Chance gab es? Wo lag der Fehler? Major Gorden zermarterte sich das Gehirn. Seit Stunden saß er hier, erfüllte die sinnlosen Pflichten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher