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Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
Autoren: Erno Fischer
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durchführen zu können. Nur ahne ich das erst jetzt. Ich bin zum Entdecker Yggdrasils bestimmt, obwohl ich vor dem Zeitpunkt des ersten Kontaktes den Begriff Yggdrasil überhaupt noch nicht gekannt hatte.
    Doch damals grub er sich unauslöschlich in mein Bewußtsein und bleibt dort bis zu meinem Ende! Yggdrasil ist kein Name, den Menschen ersannen. Dies ist ein Symbol aus einer Vergangenheit, als es noch keine Menschen gab. Ich weiß es, obwohl es mir nicht gelingt, mich mit Yggdrasil zu unterhalten. Wir sind uns zu fremd. Ich bin zu sehr Mensch, und sie ist zu sehr Pflanze, zu neuem Leben erwacht und deshalb jung und vielleicht ein wenig unbeholfen, obwohl in ihr die Erinnerung an die vergangene Ewigkeit schlummert. Sie muß erst verarbeiten, was das Erbe der Vergangenheit ihr beschert.
    Es braucht seine Zeit – genauso wie meine Suche …«
    Seit Tagen raste der Gleiter über der Einöde Grönlands dahin, nur von Gordens Eingebungen geführt.
    »Yggdrasil, du hast deine ganze Kraft dazu verwandt, mir deinen Namen einzuprägen, um mich auf deine Spur zu locken!« krächzte Major Gorden. Ein Beben durchlief seinen Körper. Ja, er spürte wirklich die Nähe seines Zieles. Es erfüllte ihn mit noch stärkerem Fieber, vernebelte seine Sinne und beeinträchtigte die Konzentration, die er als Pilot benötigte.
    Gewaltsam riß er sich zusammen.
    »Und du, Yggdrasil, weist mir den Weg. Es muß dich viel Kraft kosten, den Unwürdigen zu locken, doch der Unwürdige kommt.«
    Er brüllte es in die Kanzel des Gleiters: »Er kommt!«
    Und in diesem Augenblick sah er den Gletschersee. Seine Farbe war milchighellblau. In der Mitte des Sees war eine Insel von mindestens zehn Quadratkilometern Größe, in der sich erneut ein See befand und in ihm eine weitere Insel, das Land Irminsul der Sage.
    Der innere See war mehr eine Mulde aus weißlichen Kalkablagerungen. Die innere Insel erblühte in bizarrer Pracht: eine seltsame Mischung von ineinanderverflochtenem, morschem Gehölz, auf dem exotische Blüten wie Schmarotzer wucherten.
    Auf dem Inselring zwischen Außensee und Innensee befanden sich mehrere steile, bis zu etwa einhundert Meter hohe Felsringe mit Tälern wie gewaltsame Einkerbungen.
    Darauf achtete Major Gorden nicht mehr. Er war automatisch tiefer gegangen und hatte nur noch Augen für die innere Insel und den darauf befindlichen Pflanzenbewuchs.
    »Yggdrasil, ich habe dich gefunden!«
    Es waren seine letzten Worte, ehe er mit dem Gleiter gegen die höchste, fast genau einhundert Meter hohe Felsklippe prallte.
    Eine schwarze Hand wischte sein Bewußtsein mit brutaler Härte hinweg, und er hatte nicht einmal mehr Zeit, Bedauern darüber zu spüren, daß ihn so knapp vor seinem Ziel das Schicksal ereilte …
     
    *
     
    Gegenwart
    Über vierhundert Jahre später landete der Ringo mit Hauptmann Gerna und dem ehemaligen Noman Carsen an Bord in der Eiswüste über der total zugefrorenen Stadt Ultima Thule, keine zehn Kilometer von dem Ort entfernt, an dem Major Gordens Gleiter zerschellte.
    Unterwegs hatten Gerna und Carsen sich bereitgelegte Spezialmonturen angelegt, um die draußen herrschenden Witterungseinflüsse ohne Erfrierungen überstehen zu können.
    Und noch eine Überraschung hielt Hauptmann Gerna parat: einen relativ kleinen Gleiter, der in dem Hangar des Ringoraumers gerade noch Platz hatte.
    Ohne dem Pilot einen Gruß zu sagen, stiegen die beiden ungleichen Männer ein. Gerna nahm wie selbstverständlich hinter der Steuerkonsole Platz. Er drückte eine Reihe von Knöpfen. Das Antriebsaggregat begann, sanft zu schnurren.
    Die Schleuse öffnete sich.
    Gerna erwies sich als geschickter Gleiterpilot. Er steuerte den Gleiter sicher nach draußen.
    Sie bewegten sich ein Stuckchen von dem Ringoraumer weg. Kaum war das geschehen, als der Pilot startete. Das war fast ein Alarmstart. Hätten die beiden nicht in einem Gleiter Platz genommen, hätte es sie zweifelsohne wie welke Herbstblätter davongeweht. Gerna mußte die Stabilisatoren einschalten, sonst hätte er die Herrschaft über den Gleiter verloren.
    Carsen stieß einen zornigen Fluch aus.
    »Dieser verdammte graue Schweinehund!«
    »Na, na!« tadelte Gerna.
    Carsen erschrak. Es wurde ihm wieder bewußt, daß er zwar frei war, aber unter seltsamen Bedingungen, die er immer noch nicht recht durchschaute.
    Aber Gerna grinste breit. Das ließ Carsen wieder hoffen.
    »Was haben wir eigentlich vor?« erkundigte er sich vorsichtig.
    »Erst einmal warten.«
    »Auf was
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