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Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
Autoren: Erno Fischer
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seiner Bordwache und suchte eine Lösung.
    Aber es gab keinen Weg zurück zur Erde. Der andere Raum war zu fremd. Es gab keine Bezugspunkte in ihm. Nichts, das den PSI-Kräften, mit denen die Besatzung ihr Raumschiff bewegte, eine Orientierung bieten konnte. Major Gordens Gedanken wanderten zurück. Ein wildes, verworrenes Leben lag hinter ihm. Vom Farmer zum Wissenschaftler und Söldnerführer. Seine Verwicklungen in die Intrigen der Konzerne. Die Entdeckung seiner ungewöhnlichen PSI-Kräfte. Sein Haß und eine Rache an all jenen, die sich seiner zu bedienen versucht hatten, eine Rache, die mit diesem Flug ihre Erfüllung gefunden hätte. Doch der erste Sternenflug endete im Nichts. Kalte Wut stieg in Major Gorden auf. Er wollte sich nicht mit dem Unvermeidlichen abfinden, wie er sich sein Leben lang nicht damit abgefunden hatte.
    Und da war es wieder. Dieser seltsame fremde Einfluß, dieses Wispern am Rande seines Bewußtseins. Früher hatte er dieses fremde Etwas für einen Teil seines Ichs gehalten, der durch die PSI-Kräfte aktiviert worden war und jetzt eine Art Eigenleben führte – eine Neurose, eine PSI-Psychose, mehr nicht! Doch hier draußen in der Stille und Leere des unendlichen Raums wurde das Fremde immer deutlicher. Es war etwas Fremdes, etwas, das rief.
    Was hatte der seltsame Eskimo-Schamane damals in Berlin gesagt? Bäume, Weltenbäume, deren Äste den Kosmos umschlingen. Major Gorden starrte zu den Sternen hinaus. Er starrte in das kalte Funkeln, bis das Bild vor seinen Augen verschwamm. Ihm schien plötzlich, als wüchsen Pflanzenarme zwischen den Sternen, schlänge sich ein unendliches Geflecht durch den Kosmos. Die Leere war plötzlich mit Leben erfüllt, und das Schiff schien in einem ungeheuren Wald zu schweben, denn jeder Stern wurde zu einem Baum. Das Wispern schwoll zu einer mächtigen, hallenden Stimme an, die immer wieder unverständliche Worte rief.
    YGGDRASIL. Plötzlich wußte er den Namen. Der Weltenbaum rief. YGGDRASIL – die Weltesche, der Baum des Lebens.
    YGGDRASIL rief ihn zu sich. YGGDRASIL rief Major Gorden.
    Ich komme, antwortete er. Aber ich weiß den Weg nicht. Zeig mir den Weg zurück zur Erde, Yggdrasil, zeig mir den Weg zu dir.
    Aus dem Ruf wurde eine Frage: Wirst du kommen? Zu mir?
    Zeig mir den Weg zur Erde! Ich komme.
    Doch Major Gorden wußte, daß es nicht mit dem Weg zur Erde getan war. Er begriff, daß Yggdrasil ihn bei sich haben wollte. Er mußte den Baum aufsuchen, mußte ihn auf der Erde finden.
    Zeig mir den Weg, und ich werde zu dir kommen!
    Wie in Trance schaltete Major Gorden den Rundruf an. »Alle Mitglieder des PSI-Kommandos in die Zentrale. Wir machen einen letzten Versuch!«
    Es gelang. Major Gorden fand den Weg zurück durch das seltsame Baumgeflecht. Aber die Erinnerung daran verblaßte. Major Gorden wurde zum gefeierten Helden. Er wurde reich und mächtig, spielte sein eigenes Spiel im Kampf der mächtigen Interessengruppen der Erde, versuchte, sich auf einer ausgeplünderten, dahinsiechenden Welt ein Stückchen Zukunft zu sichern.
    Yggdrasil wurde zu einer fernen Erinnerung. Major Gorden rationalisierte sein Erlebnis als Gespräch mit seinem eigenen Unterbewußtsein. Es gab keine Hinweise auf einen Weltenbaum. Yggdrasil war nur die Weltesche aus der nordischen Sagenwelt. Wo hätte er eine Sage suchen sollen? Der Kampf um Macht und Reichtum nahm ihn gefangen. Die Jahre vergingen, und doch blieb dieses nagende Wispern am Rande seines Bewußtseins. Er leugnete Yggdrasil, er leugnete sein Erlebnis draußen zwischen den Sternen. Sein eigenes Unterbewußtsein mußte es gewesen sein, das den Weg zurückgefunden hatte, auch wenn später nie wieder einem Schiff die Rückkehr gelungen war. Schon fünf Expeditionen waren verschollen.
    Doch Yggdrasil existierte.
    Jetzt wußte er, daß kein Weg mehr an seinem Versprechen vorbeiführte. Er würde Yggdrasil finden oder wahnsinnig werden.
    YGGDRASIL, ICH KOMME!
     
    *
     
    Gegenwart
    Hauptmann Gerna warf einen Blick durch die gläserne Kuppel auf die öde Steinwüste des Mondes. Der Ringo, in dem er saß, diente als Raumfähre.
    Hauptmann Gerna war ein muskelstrotzender Hüne mit kantigem Kinn und sehr herben Gesichtszügen. Seine Wangenmuskeln spielten. Es wurde ihm nicht bewußt.
    Eigentlich unterschied der Graugardist sich nur in einem Punkt von anderen in seinem Rang: Er hatte keine Operation hinter sich bringen müssen, die ihn zu einem willenlosen Werkzeug machte.
    Gerna war ehemaliger Grauer Treiber und
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